Dr. Thomas Wacker, Dipl.-Biol. Bettina Huck
Die DIN EN ISO 26000 wurde in der Arbeitsgruppe ISO/TMB WG "Social Responsibility" erarbeitet und in deutscher Form als "Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung" veröffentlicht.
Grundlage für den Leitfaden war ein Multi-Stakeholder-Ansatz aus 90 Ländern und 40 internationalen oder regionalen Organisationen. Ziel war es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen sich entwickelnden und entwickelten Ländern sowie zwischen den Geschlechtern zu erzielen.
Explizit wird an vielen Stellen darauf hingewiesen, dass keine Zertifizierung nach dieser Norm möglich ist. Sie richtet sich bewusst nicht nur an Unternehmen, sondern an alle, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen oder übernehmen wollen. Sie dient als Orientierungshilfe, um Nachhaltigkeit systematisch zu bearbeiten und – an die eigenen Verhältnisse angepasst – umzusetzen.
Im Leitfaden wird dargelegt:
- Gesellschaftliche Verantwortung verstehen (Kapitel 3),
- Grundsätze gesellschaftlicher Verantwortung (Kapitel 4),
- Anerkennung gesellschaftlicher Verantwortung und Einbindung von Anspruchsgruppen (Kapitel 5),
- Handlungsempfehlungen zu den Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung (Kapitel 6),
- Handlungsempfehlungen zur organisationsweiten Integration gesellschaftlicher Verantwortung (Kapitel 7).
In der Einleitung der Norm wird darauf hingewiesen, dass die Leistung einer Organisation hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung vielseitig wahrgenommen wird und verschiedene Bereiche beeinflussen kann, u. a. durch:
- ihre Wettbewerbsfähigkeit,
- ihr Ansehen,
- ihre Fähigkeit, männliche und weibliche Arbeiter oder Mitglieder, Kunden, Klienten oder Nutzer zu gewinnen und zu binden,
- den Erhalt von Arbeitsmoral,
- Einsatz und Produktivität der Arbeitnehmer,
- Einschätzung von Investoren, Stiftern, Sponsoren und der Finanzwelt,
- ihre Beziehung zu Unternehmen, Regierungen, den Medien, Lieferanten, Partnern, Kunden und zum Umfeld, in der sie tätig ist.
Die gesellschaftliche Verantwortung orientiert sich an 7 Prinzipien (Kapitel 4):
- Prinzip Rechenschaftspflicht
Eine Organisation sollte für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt Rechenschaft ablegen.
- Prinzip Transparenz
Eine Organisation sollte in ihren Entscheidungen und Tätigkeiten, die die Gesellschaft und die Umwelt beeinflussen, transparent sein.
- Prinzip Ethisches Verhalten
Eine Organisation sollte sich jederzeit ethisch verhalten.
- Prinzip Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen
Eine Organisation sollte die Interessen ihrer Anspruchsgruppen achten, berücksichtigen und auf sie eingehen.
- Prinzip Achtung der Rechtsstaatlichkeit
Eine Organisation sollte anerkennen, dass Recht und Gesetz unbedingt zu achten sind.
- Prinzip Achtung internationaler Verhaltensstandards
Eine Organisation sollte bei gleichzeitiger Orientierung am Prinzip der Rechtsstaatlichkeit internationale Verhaltensstandards achten.
- Prinzip Achtung der Menschenrechte
Eine Organisation sollte die Menschenrechte achten und sowohl deren Bedeutung als auch deren Allgemeingültigkeit anerkennen.
2.4.1 Grundsätzliche Anwendungsweise des Leitfadens
Die in Kapitel 6 formulierten Kernbereiche sind für alle Organisationen relevant und können in den vorgegebenen Handlungsfeldern eines Kernbereiches bearbeitet werden. Ob alle oder nur ein Teil der Handlungsfelder zu berücksichtigen sind, kann und soll jedes Unternehmen selbst entscheiden.
Vorgehensweise zur Anwendung des Leitfadens
Ein User Guide aus dem Internet zeigt Schritt für Schritt die richtige Anwendung des Leitfadens.
Die Vorgehensweise zur Anwendung des Leitfadens wird in 5 Schritten empfohlen:
- Schritt 1: Das ISO 26000 Dokument kaufen
- Schritt 2: Besonderheit der Norm beachten: ISO 26000 ist nicht anwendbar zur Zertifizierung oder in Verträgen
- Schritt 3: Das Dokument ISO 26000 sorgfältig studieren
- Schritt 4: Entscheiden, ob ISO 26000 Ihrem Bedarf und Ihren Erwartungen entspricht
- Schritt 5: Die Relevanz der Themen, Ihre möglichen Aktionen und deren Wirkung feststellen