Die wichtigsten ISO-Normen für Nachhaltigkeit in Unternehmen
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, welches mit dem IAB-Betriebspanel zu unternehmensrelevanten Themen jährlich Befragungen vornimmt, kommt 2018 zu einem ermutigenden Ergebnis im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen. Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, in dessen Auftrag die Befragung erfolgte, angibt, ist zu dieser Zeit für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (53 Prozent) Nachhaltigkeit ein wichtiges oder sogar sehr wichtiges Thema.
Soweit die ermutigenden Zahlen. Schaut man in den IAB-Forschungsberichts 2019, der aus dem IAB-Betriebspanel empirische Ergebnisse erzielt hat, setzen nur knapp 13 Prozent der Unternehmen Maßnahmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit auch um.
Ziel und rechtliche Umsetzung
Allem Handeln um das Thema Nachhaltigkeit vorangestellt stehen die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele.
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden ab dem Berichtsjahr 2024 Unternehmen in Europa dazu verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu berichten. Allein in Deutschland betrifft dies 15.000 Unternehmen. Die Berichterstattung erfolgt auf der Basis einer Wesentlichkeitsanalyse und wird Aspekte der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit ebenso umfassen wie unternehmerische Aspekte. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Unternehmen können nur berichten, wenn sie ein entsprechendes Nachhaltigkeitskonzept in ihrer Strategie verankert haben.
Nachhaltigkeits- und Umweltmanagementnormen
ISO 14001 - Umweltmanagementsystemnorm
Die Besonderheit dieser Norm ist, dass es keine „Standardwerte“ gibt. Wie das Umwelt-Bundesamt erklärt, werden keine absoluten Anforderungen an die Umweltleistung festgelegt. „So können zwei Organisationen, die ähnliche Tätigkeiten ausüben, aber unterschiedliche Umweltleistung zeigen, dennoch beide die Anforderungen der ISO 14001 erfüllen.“ Der Fokus dieser Norm liegt in der Festlegung eigener Umwelt(verbesserungs-)ziele und Erreichung und Überwachung dieser.
Weitere Informationen zur ISO 14001 finden Sie hier.
DIN ISO 26000 - Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen
Diese Norm ist für Unternehmen und Branchen jeder Art. Der Fokus dieser Norm stellt auf die gesellschaftliche Verantwortung in folgenden Bereichen ab:
- Organisationsführung
- faire Betriebs- und Geschäftspraktiken
- Menschenrechte
- Konsumentenanliegen
- Arbeitspraktiken
- Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft
- Umwelt
Im Leitfaden des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales heißt es: „Eine Organisation sollte sich nach innen und außen verantwortlich und ‚anständig‘ verhalten.“ Somit wird dieser Verantwortungsbereich der Norm auf die Außenwirkung des Unternehmens gelenkt.
Der BMAS-Leitfaden steht hier zum Download.
ISO 20400 - Norm für nachhaltige Beschaffung
Diese Norm ist für private und öffentliche Unternehmen im Hinblick auf die Auftragsvergabe relevant. Der Fokus dieser Norm stellt darauf ab, Einkauf und Beschaffung nachhaltiger zu gestalten durch Überwachung der Lieferketten in ökologischer und ökonomischer Hinsicht. Die ISO 20400 ist ein Leitfaden zur nachhaltigen Beschaffung, jedoch kein Standard, nach dem sich Organisationen zertifizieren lassen können. Sie ergänzt den Standard ISO 26000 zur gesellschaftlichen Verantwortung. Bei einer konsequenten Umsetzung der Norm wird folgenden Werten Rechnung getragen:
- Übernahme von Verantwortung für die Lieferkette
- Identifizierung rechtlicher, finanzieller und ethischer Risiken in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Lieferkette
- Überwachung der Nachhaltigkeitsleistung von Lieferanten
- Aufbau wertschöpfender und nachhaltiger Lieferantenbeziehungen
Weitere Informationen zur ISO 20400 finden Sie hier.
ISO 37301 - Zertifizierung von Compliance-Management-Systemen
Die ISO 37301 trat im April 2021 in Kraft und definiert die Anforderungen an den Aufbau, die Umsetzung und Wirksamkeitskontrolle eines Compliance-Management-Systems (CMS). Sie löst die nicht unmittelbar zertifizierbare ISO 19600 ab. Mit der neuen Norm haben Unternehmen die Möglichkeit, durch eine Zertifizierung die Umsetzung eines wirksamen Compliance-Management-Systems nachweisen zu können.
Weitere Informationen zur ISO 37301 finden Sie hier.
ISO 45001 - Arbeitsschutzmanagement
Diese Norm ist insbesondere für Unternehmen mit Beschäftigten und Sub-Unternehmen. Sie legt den Fokus auf sichere und gesunde Arbeitsplätze und die Einführung/Umsetzung eines Arbeitsschutzmanagementsystems. Die Unternehmen unterstützt die Norm insoweit, dass Erkrankungen und Ausfall der Beschäftigten und Sub-Unternehmen zu Fehlzeiten und Kosten verhindert werden können. Die gesetzliche Unfallversicherung spricht bei dieser Norm von einem „Meilenstein im Arbeitsschutz“.
Weitere Informationen zur ISO 45001 finden Sie hier.
ISO 50001 - Internationale Energiemanagementnorm
Neben der Verpflichtung für Großunternehmen, ein Energie-Audit durchzuführen, hat diese Norm insbesondere den Fokus, Energiekosten zu senken. Diese Norm hat durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz im Hinblick auf die Etablierung eines Energiemanagementsystems besonders für energieintensive Unternehmen hohe Relevanz. Wie das Umwelt-Bundesamt berichtet, zahlen energieintensive Unternehmen, die nach ISO 50001 zertifiziert sind, unter bestimmten Bedingungen nur stark reduzierte EEG-Umlage.
Weitere Informationen zur ISO 50001 finden Sie hier.
SA 8000
Dieser Normstandard richtet sich wie ISO 20400 als sozialer Standard an die soziale Verantwortung für Menschenrechte am Arbeitsplatz und entlang der Lieferkette. SA 8000 ist ein international anerkannter Zertifizierungsstand mit dem TÜV als Partner. Der TÜV Rheinland beschreibt hier schematisch den Ablauf einer SA-8000-Zertifizierung.
Überblick über die ISO-Normen für Nachhaltigkeit
Norm | Fokus | Zertifizierbar |
ISO 14001 | Festlegung und Erreichung/Überwachung Umwelt(verbesserungs-)ziele | Ja |
ISO 20400 | Verantwortung und Überwachung von Lieferketten in gesellschaftlicher, rechtlicher, ethischer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht | Nein |
ISO 26000 | Gesellschaftliche Verantwortung in den Bereichen
| Nein |
ISO 37301 | Compliance-Management-System | Ja |
ISO 45001 | Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten und Sub-Unternehmen | Ja |
ISO 50001 | Energiekostensenkung | Ja |
SA 8000 | Soziale Verantwortung am Arbeitsplatz und soziale Menschenrechte | Ja |
-
Konsolidierung von Berichtspflichten: EU-Kommission schlägt „Omnibus“-Verordnung vor
508
-
ESRS: Übersicht aller Datenpunkte zu Set 1 veröffentlicht
459
-
CSRD: Ein praxisorientierter Blick auf die ersten Berichte
342
-
CSRD-Praxisguide: Doppelte Wesentlichkeitsanalyse
334
-
ESG – Definition und Bedeutung für Unternehmen und Investoren
328
-
Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD: ein dynamisches Projekt
296
-
CSRD Stakeholderanalyse: So gelingt die Einbeziehung von Interessengruppen
167
-
Die wichtigsten ISO-Normen für Nachhaltigkeit in Unternehmen
101
-
Die wichtigsten Datenpunkte für den Nachhaltigkeitsbericht
81
-
Dynamische Netzentgelte: Motor für eine nachhaltige Energiezukunft?
77
-
Green IT – Der agile Weg zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit
20.12.2024
-
Gemeinsam für ein nachhaltiges Gesundheitswesen
16.12.2024
-
Eine Nachhaltigkeitsmanagerin und 970 Mitstreiter:innen
13.12.2024
-
ESG-Managementsysteme richtig auswählen und einsetzen
12.12.2024
-
Branchenwesentlichkeitsanalyse – wie Verbände ihre Mitglieder nach vorn bringen können
11.12.2024
-
„Die ökologische Transformation ist nicht ohne die digitale möglich“
10.12.2024
-
„Der Markt für Software und Beratung gleicht dem wilden Westen“
06.12.2024
-
Digitale Resilienz: Die Synergie von Cybersecurity und Nachhaltigkeit
04.12.2024
-
Nachhaltigkeitsmanager als Koordinator – So gelingt die Einbeziehung der Fachabteilungen
03.12.2024
-
„Klar denken, klar sprechen, klar handeln“
03.12.2024