Zusammenfassung

 
Überblick

Die sehr umfangreichen Bemühungen des klassischen Arbeitsschutzes haben unbestritten zu deutlichen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen beigetragen. Weniger Gefährdungen und körperliche Belastungen wirken sich erkennbar auch positiv auf die Unfallzahlen aus. Solche Anstrengungen sind auch in Zukunft zur Erhaltung und kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Sicherheitsstandards dringend erforderlich. Für weitere Verbesserungen sowie vor allem für eine Steigerung der Wirksamkeit der umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen und für störungsfreie Betriebsabläufe (Prozesse) sind jedoch zusätzlich "neue Wege" notwendig. Schaut man sich an, wie heute erfolgreiche Unternehmen ihre betrieblichen Aufgaben (z. B. Innovationen, Produktion, Qualität) managen, so wird deutlich, dass auch die betriebliche Aufgabe "Sicherheit und Gesundheitsschutz" systematisch organisiert und professionell angewendet, d. h. durch die Führungskräfte gemanagt werden sollte.

1 Ablaufdiagramm

2 Weitere Verbesserungen vor allem durch organisatorische und verhaltensorientierte Präventionsmaßnahmen

Die überwiegende Mehrheit der Ursachen für Unfälle und Beinaheunfälle sind heute verhaltensbedingter Art bzw. resultieren aus organisatorischen Schwachstellen.[1] Wirksame Schutzmaßnahmen müssen deshalb vor allem hier ansetzen. Das heißt, um weitere Verbesserungen im Arbeitsschutz zu erzielen – und § 3 Abs. 1 des Arbeitsschutzgesetzes fordert dies – muss der Schwerpunkt der betrieblichen Sicherheitsarbeit bei den organisatorischen und verhaltensorientierten Präventionsmaßnahmen liegen.

Vor diesem Hintergrund sowie den aktuellen und sich abzeichnenden Veränderungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz ist allgemein festzustellen: Zur Sicherung der Unversehrtheit und Gesunderhaltung der Beschäftigten, zur Steigerung der Wirksamkeit betrieblicher Arbeitsschutzaktivitäten sowie zur Sicherstellung störungsfreier Betriebsabläufe reichen die traditionellen Ansätze des Arbeitsschutzes nicht aus. Erforderlich sind neue Sichtweisen, Strategien und Wege, die vor allem an den Schwachpunkten der betrieblichen Umsetzung, wie z. B. unzureichende Managementunterstützung und Einbindung in die primären Arbeits-/Geschäftsprozesse, ansetzen und die Effektivität und Effizienz des gesamten Arbeits- und Gesundheitsschutz-Systems nachhaltig verbessern.

3 Zeitgemäßer Arbeitsschutz: Sicherheit und Gesundheitsschutz systematisch organisieren und professionell managen

Die aktuellen Herausforderungen des betrieblichen Arbeitsschutzes (siehe Ablaufdiagramm am Anfang des Beitrags) zeigen die Erfordernis der oben bereits angesprochenen neuen Sichtweisen, Strategien und Wege auf. Wesentliche Ansatzpunkte für solche "neuen Wege", die von fortschrittlichen Unternehmen teilweise bereits beschritten werden, sind:

  • die Einbindung des Managements (der Führungskräfte) in den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz (diese sollte konsequenter und engagierter erfolgen),
  • die betriebliche Organisation von Sicherheit und Gesundheitsschutz (die vor allem ein systematischeres Betreiben bewirken sollte),
  • die Wirksamkeit der einzelnen Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen[1] sowie
  • die Transparenz der Ziele, Maßnahmen und Ergebnisse.

In diesem Zusammenhang zeichnet sich im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz eine Veränderung bzw. eine Veränderungsnotwendigkeit ab, "welche von Interessensgruppen unterschiedlichster Couleur bereits als Paradigmenwandel verstanden wird. Diese neue Sichtweise führt weg von einer in der Vergangenheit hauptsächlich nachsorgenden Reaktion auf Arbeitssicherheitsprobleme, welche geprägt war durch eine Konzentration auf die Einhaltung von Vorschriften und deren Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden, hin zu einem vorsorgenden Verhalten im Rahmen dieses Aufgabenbereichs. Im Mittelpunkt der Neuorientierung steht die Hinwendung zu einem Arbeitsschutz im Sinne einer präventiven, von den Unternehmen eigenverantwortlich gesteuerten Managementaufgabe." (Pischon/Liesegang 1997, S. VII). Dies bedeutet: Sicherheit und Gesundheitsschutz sind systematisch zu organisieren und professionell zu managen (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Sicherheit und Gesundheitsschutz systematisch organisieren und professionell managen

Damit steigt auch die praktische Bedeutung von systematisch entwickelten und bewertbaren Führungssystemen und Organisationskonzepten – allgemein spricht man von Managementsystemen – für die betriebliche Sicherheit und den Gesundheitsschutz. Das heißt, es ist davon auszugehen, dass Unternehmen in Zukunft Sicherheit und Gesundheitsschutz in verstärktem Maße durch ein geeignetes, eigenverantwortlich gesteuertes Arbeitsschutz-Managementsystem (AMS) organisieren und betreiben (müssen).

Als Gründe bzw. Anzeichen hierfür lassen sich anführen:

  • das Arbeitsschutzgesetz geht von einem zeitgemäßen, präventiven Arbeitsschutzverständnis aus und fordert explizit eine geeignete Organisation für Sicherheit und Gesundheitsschutz, deren Einbindung in die betrieblichen Führungsstrukturen sowie Wirksamkeitsüberprüfungen (§ 3, Abs. 2 ArbSchG);
  • das neue Arbeitsschutzrecht, das einen systematischen Ansatz im Arbeitsschutz fordert[2];
  • die praktische Bedeutung sowie die ...

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