Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst
Die Lage der Arbeitszeit ist neben der Dauer die zweite Dimension, die sich auf die Gesundheit auswirken kann. Gerade die Wechselschicht- und Nachtarbeit sind besonders belastend für die Gesundheit. Unser Körper arbeitet nach festen inneren Rhythmen, die vom Tag- und Nachtrhythmus abhängen. Diesen Rhythmus bekommt der Körper durch Tageslicht bzw. Dunkelheit in der Nacht vermittelt. Während der Körper tagsüber auf Aktivität ausgerichtet ist, wird die Nacht zur Regeneration und Erholung benötigt. Allerdings ist die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten (82 %) nicht von Schichtarbeit betroffen.
Atypische Arbeitszeiten
Als normale und typische Arbeitszeit wird die Zeit tagsüber bezeichnet. Als typische Arbeitszeit gelten Arbeitstage von Montag bis Freitag, jeweils zwischen 7 und 19 Uhr. Alle Arbeitszeiten außerhalb dieses Zeitfensters, z. B. Schicht-, Wochenend- oder Nachtarbeit, gehören also zu den atypischen Arbeitszeiten.
Wer nachts arbeiten muss, schläft schlechter und kürzer – Schlafstörungen nehmen zu. Daher kann es bei häufiger Arbeit in Nachtschichten vermehrt zu körperlichen Beschwerden und auch zu Erschöpfungszuständen kommen. Erschöpfung wiederum ist ein wichtiger Baustein eines Burnout-Syndroms. Insbesondere viele Nachtdienste hintereinander erhöhen die gesundheitliche Belastung. Der Organismus hat es dann viel schwerer, sich wieder an den Tagrhythmus zu gewöhnen, bei nur wenigen Nachtdiensten hintereinander fällt das leichter. Auch die Unfallgefahr steigt im Verlauf mehrerer Nachtschichten hintereinander exponentiell an. Insgesamt haben Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, seltener einen guten Gesundheitszustand als diejenigen in typischen Arbeitsverhältnissen.
Auch bei einem sehr frühen Beginn der Frühschichten kann es zu einem Schlafdefizit kommen. Die Beschäftigten gehen vor einer Frühschicht oft nicht früher schlafen als vor einer Tagschicht, so kommt es zu einer kürzeren Schlafdauer. Spätschichten wiederum führen häufig dazu, dass soziale Kontakte reduziert werden, weil die Freizeitaktivitäten dann in der Arbeitszeit liegen. Mit den sozialen Kontakten und Freizeitaktivitäten fallen wichtige Ressourcen zum Ausgleich von psychischen Belastungen weg.
Ähnliche Belastungen werden auch bei Wochenendarbeit beschrieben. Auch hier stellt die Störung des sozialen Lebens ein großes Problem dar. Ein gutes soziales Netz und Sozialleben gehören aber zu den Grundbedingungen für ein gesundes und zufriedenes Leben.
Arbeitszeit und Unternehmenskultur
Oft hängt die Gestaltung der Arbeitszeiten mit der internen Unternehmenskultur zusammen. In Firmen, die wenig auf die Einhaltung der Pausen achten, sind oft auch unbezahlte Überstunden oder ungünstige Schichtpläne zu finden. Anstatt dann an einer Verbesserung im Rahmen des Möglichen zu arbeiten, werden teilweise sogar Dienstpläne gefälscht (z. B. im Gesundheitswesen), womit sich Unternehmen natürlich strafbar machen.
Zur Lage der Arbeitszeit werden von Arbeitswissenschaftlern und -medizinern folgende Empfehlungen gegeben:
- Wenn es irgendwie möglich ist, sollte auf Arbeit in der Nacht und am Wochenende verzichtet werden.
- Nicht mehr als 3 Nachtschichten hintereinander einplanen.
- Schichten sollten im kurzen Wechsel vorwärts rollieren (Wechsel alle 2–3 Tage), z. B.: Früh – Früh – Spät – Spät – Nacht – frei – frei.
- Frühschichten möglichst nach 6 Uhr beginnen.
- Nicht mehr als 3 Spätschichten hintereinander, um noch ein soziales Leben zu ermöglichen.
- Nicht mehr als 5 Arbeitstage hintereinander, besonders wenn Schichtarbeit geleistet wird.
- Möglichst viele freie Wochenenden möglich machen.