Zusammenfassung
Quecksilber (chemische Formel: Hg) ist ein silberglänzendes, bei Raumtemperatur flüssiges Schwermetall. Es besitzt mit 0,00163 mbar (bei 20 °C) zwar einen geringen Dampfdruck, erreicht aber besonders in geschlossenen Räumen gefährliche Konzentrationen, sofern es offen gelagert oder verschüttet wird. Quecksilber ist geruchlos, nicht brennbar und praktisch unlöslich in Wasser (WGK 3 "stark wassergefährdend").
Quecksilbersulfid ist – im Gegensatz zu metallischem Quecksilber und fast allen organischen (z. B. Knallquecksilber, Methyl-, Ethylquecksilber) und anorganischen (z. B. Merkurichlorid, Merkuronitrat) Quecksilberverbindungen – weder ein Gefahrstoff noch ein Wasser gefährdender Stoff.
Beim Umgang mit Quecksilber sind zu beachten:
- Verordnung (EU) 2017/852 über Quecksilber und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1102/2008
- Gefahrstoffverordnung
- TRGS 400 "Gefährdungsbeurteilung"
- TRGS 500 "Schutzmaßnahmen"
- TRGS 903 "Biologische Grenzwerte (BGW)"
- DGUV-I 240-090 "Handlungsanleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge nach dem DGUV Grundsatz G 9 Quecksilber oder seine Verbindungen"
- Leitlinie "Arbeiten unter Einwirkung von Quecksilber und seinen Verbindungen"
1 Anwendungsbereiche
Anhang XVII REACH-Veordnung 1907/2006/EG beschränkt bzw. verbietet die Verwendung von Quecksilber. Außerdem sind auch Quecksilberverbindungen für bestimmte Zwecke nicht zugelassen, u. a. zum Holzschutz sowie zur Imprägnierung von bestimmten Textilien und Garnen.
Quecksilber wird trotz seines hohen Gefährdungspotenzials noch verwendet, v. a.:
- in Quecksilberschaltern (nach europäischer Richtlinie 2002/95/EG (RoHS) nur noch eingeschränkt)
- in Quecksilberdampflampen, Leuchtstoffröhren, Energiesparlampen
- in Gleichrichtern
- als Kathodenmaterial
- als Katalysator
- in Diffussionspumpen (nur in Sonderfällen)
- in Apparaturen zur Gasanalyse
- in Legierungen von Quecksilber mit verschiedenen Metallen (Amalgame), z. B. als Zahnfüllung (jedoch grundsätzlich nicht für Kinder unter 15 Jahren sowie Schwangere und Stillende)
2 Gefahren
2.1 Gesundheitsgefahren
Verdampfendes Quecksilber ist viel schwerer als Luft und reichert sich durch Einatmen im Körper an, auch quecksilberhaltige Stäube können eingeatmet werden. Über die Haut wird elementares Quecksilber nur in geringem Maß aufgenommen. Mögliche Gesundheitsgefährdungen durch Quecksilber bzw. seine anorganischen und organischen Verbindungen sind:
- Koordinationsstörungen, erhöhter Speichelfluss, typisches Zittern an Fingern, Augen und Lippen
- Nerven- und Nierenschäden
- Übelkeit, Erbrechen, Darmkoliken, Atembeschwerden, Husten, Lungenschäden, Entzündungen des Verdauungstraktes, Lockerung der Zähne
Auch Veränderungen der Persönlichkeit, erhöhte Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, extreme Schüchternheit und Unsicherheit sowie Verlust der Selbstkontrolle können ausgelöst werden.
Erkrankungen durch Quecksilber oder seine Verbindungen sind als Berufskrankheit (Nr. 1102) anerkannt. Quecksilber kann das Gehör schädigen (ototoxisch).
Der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) für Quecksilber sowie anorganische Quecksilberverbindungen (einatembare Fraktion) beträgt 0,02 mg/m³.
Entgiftung
Quecksilbersulfid (Zinnober) ist nicht giftig. Die Reaktion zu Quecksilber(II)-sulfid wird deshalb zur Entgiftung von Quecksilberverbindungen verwendet.
Um bereits im Körper gespeichertes Quecksilber zu mobilisieren, werden als Antidot sog. Chelatbildner wie z. B. Dimercaptopropansulfonat eingesetzt. Sie beschleunigen die Ausscheidung von Schwermetallen aus dem Körper.
Einfluss von Temperatur und Oberfläche auf die Konzentration
Die Konzentration der Dämpfe im Arbeitsraum nimmt – bei gleich bleibendem Luftwechsel – mit zunehmender Temperatur und wachsender Oberfläche des flüssigen Quecksilbers zu.
2.2 Umweltgefahren
Auf Wasserorganismen wirkt Quecksilber sehr giftig mit langfristiger Wirkung (H410) (und gelangt durch Anreicherung in der Nahrungskette in den menschlichen Körper). Es muss deshalb wirksam verhindert werden, dass Quecksilber in die Umwelt gelangt.
3 Maßnahmen
Die Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Quecksilber und seinen Verbindungen sind extrem wichtig. Die Rangfolge der Schutzmaßnahmen (TOP) ist einzuhalten. Somit haben geschlossene Systeme Vorrang vor dem offenen Umgang unter Verwendung von PSA.
3.1 Technische Maßnahmen
Technische Schutzmaßnahmen sind u. a.:
- nur geschlossene Apparaturen mit einem absolut notwendigen Minimum an Verbindungen und Ventilen sowie hermetisch dichten Pumpen verwenden, in Laboren: nur im Abzug, möglichst geschlossene Apparaturen
- gute Be- und Entlüftung des Arbeitsraums
- ggf. Absaugung möglichst direkt an der Entstehungsstelle
- ggf. technische Lüftung
- ggf. Abluftreinigung
- allseits aufgekantete Arbeitstische mit versiegelten Fugen sowie Sammelrinnen, aus denen das Quecksilber durch einen Abfluss in Auffangwannen gerollt werden kann (z. B. bei Thermometerherstellung)
- Stühle ohne textile Polster oder Sitzkissen
- glatter, fugenloser und dichter Fußboden mit an den Wänden hochgezogenem Bodenrand, ohne Abflüsse oder Durchbrüche für Ins...