Zusammenfassung
Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, das farblos, geruchlos und geschmacklos ist. Es gehört zu den inerten Gasen, da es reaktionsträge ist. Radon entsteht beim Zerfall von Uran, das in allen Böden und Gesteinen sowie in Baumaterialien aus natürlichem Gestein vorkommt. Über Poren, Spalten und Risse entweicht Radon aus dem Boden oder gast aus Baumaterialien aus. Im Freien vermischt sich das freigesetzte Gas mit der Umgebungsluft, die Radon-Konzentration (Radon-Aktivitätskonzentration) ist daher gering. In Innenräumen kann sich Radon dagegen anreichern; auch Arbeitsplätze können betroffen sein.
Radon existiert nur als radioaktive Isotope: Radon-222 (Radon) ist das Isotop mit der längsten Halbwertszeit (ca. 4 Tage), das kurzlebige Radon-220 (Thoron) kann wegen der kurzen Halbwertszeit von 55 Sekunden dagegen nicht weit wandern. Ob Arbeitgeber Messungen durchführen und geeignete Schutzmaßnahmen umsetzen müssen, hängt von der natürlichen Radon-Belastung am Arbeitsplatz ab.
1 Vorkommen und Radon-Vorsorgegebiete
Radon kommt überall vor. Die Konzentration im Boden, in der Luft und in Innenräumen ist lokal und regional unterschiedlich. Im Norden Deutschlands findet man weniger Radon in der Bodenluft und der bodennahen Atmosphäre als im Süden. Das radioaktive Gas dringt v. a. durch Undichtigkeiten im Fundament in Gebäude ein und gelangt über undichte Kellertüren weiter in obere Geschosse. Bereits bei geringem Unterdruck im Gebäude kann radonhaltige Bodenluft aus einem Umkreis von 20 m "angesaugt" werden. Da Radon leicht in Wasser löslich ist, kann es auch über Wasserleitungen in Gebäude gelangen. Beim Duschen, aus Waschmaschinen oder Geschirrspülern kann es zwar in die Raumluft freigesetzt werden, i. d. R. trägt dies jedoch nur in geringem Maß zur Radon-Konzentration in Räumen bei.
Gebiete, in denen besonders häufig hohe Radon-Konzentrationen in Gebäuden erwartet werden, werden als Radon-Vorsorgegebiete bezeichnet. Die Bundesländer waren verpflichtet, bis Ende 2020 diese Gebiete zu ermitteln und festzulegen (§ 121 StrlSchG). Die Festlegung der Gebiete muss alle 10 Jahre überprüft werden. Für Baden-Württemberg wird z. B. geschätzt, dass ca. 10 % der Gemeinden betroffen sein könnten. Wenige Bundesländer haben bisher dazu Informationen vorgelegt; Hessen, Saarland und Schleswig-Holstein halten eine Ausweisung derzeit nicht für notwendig.
2 Gefahren
Der Zerfall von Radon löst eine Kettenreaktion aus: Die ebenfalls radioaktiven Zerfallsprodukte lagern sich an Aerosole an und können so mit der Atemluft in die Lunge gelangen. Bei weiterem Zerfall senden diese radioaktive Strahlung (Alphastrahlung) aus, die die Zellen der Lunge schädigen und so die Entstehung von Lungenkrebs begünstigen können. Atmet man also Radon und seine radioaktiven Folgeprodukte über einen längeren Zeitraum in höheren Konzentrationen ein, steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Radon ist nach dem Rauchen eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs: Etwa 5 % der Todesfälle durch Lungenkrebs sind nach derzeitigen Erkenntnissen auf Radon und seine Zerfallsprodukte in Gebäuden zurückzuführen.
3 Referenzwert
Das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) und die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) enthalten Regelungen zum Schutz vor Radon an Arbeitsplätzen. Es gilt ein Referenzwert von 300 Becquerel Radon-222 pro m³ Luft (bezogen auf ein Jahr, d. h. durchschnittlicher Wert über einen Zeitraum von 12 Monaten). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sogar einen Referenzwert von 100 Bq.
Der Jahresmittelwert der Radon-Konzentration in Wohnräumen liegt in Deutschland bei durchschnittlich 50 Bq/m³.
Für Trinkwasser empfiehlt die Strahlenschutzkommission eine Radon-Konzentration von nicht mehr als 100 Bq/l.
Definitionen Referenzwert und Becquerel
Mit einem Referenzwert kann man bewerten, ob und welche Schutzmaßnahmen angemessen sind; er ist kein Grenzwert. Schutzmaßnahmen sind meist bereits sinnvoll, bevor der Referenzwert überschritten ist.
Becquerel (Bq) ist die Maßeinheit für die Aktivität eines radioaktiven Stoffes: Ein Becquerel bedeutet einen Zerfall eines Atomkerns pro Sekunde.
4 Messung und anerkannte Stellen
Die Radon-Konzentration in der Luft muss an folgenden Arbeitsplätzen gemessen werden (§ 127 i. V. mit Anlage 8 StrlSchG):
- im Erd- oder Kellergeschoss von Gebäuden, die in sog. Radon-Vorsorgegebieten liegen,
- in Anlagen der Wassergewinnung, Wasseraufbereitung und Wasserverteilung,
- in untertägigen Bergwerken, Schächten und Höhlen, einschließlich Besucherbergwerken sowie
- in Radon-Heilbädern und Radon-Heilstollen.
Dabei definiert § 5 Abs. 4 StrlSchG den Arbeitsplatz als jeden "Ort, an dem sich eine Arbeitskraft während ihrer Berufsausübung regelmäßig oder wiederholt ...