Für Stoffe oder Gemische ermöglicht die CAS-Nummer eine rasche Beantwortung der Frage, ob ein SVHC vorliegt. Schwieriger ist es, herauszubekommen, ob in Erzeugnissen SVHC enthalten sind. Das können z. B. Schläuche für Armaturen, Dichtungen für Motoren oder Lederteile von Möbeln sein. Zu ihnen gibt es keine Sicherheitsdatenblätter. In den technischen Merkblättern können Informationen zu Inhaltsstoffen enthalten sein, müssen aber nicht.
Hersteller von Erzeugnissen sind nach Art. 33 Abs. 1 1907/2006/EG verpflichtet, ihren Kunden mitzuteilen, wenn in den von ihnen gelieferten Erzeugnissen SVHC in Mengen von mehr als 0,1 Gewichtsprozent enthalten sind. Daher sollten diese Informationen dem Unternehmen "automatisch" mitgeteilt werden. Die Erfahrung zeigt, dass das oft nicht der Fall ist.
Daher ist es wichtig, dass sich Unternehmen aktiv einen Überblick verschaffen, welche SVHC in den von ihnen eingekauften Erzeugnissen enthalten sind. Der erste Schritt ist hierbei die systematische Dokumentation und Auswertung der von den Lieferanten erhaltenen Informationen.
Der zweite Schritt ist die systematische Abfrage bei allen Lieferanten, von denen keine Informationen vorliegen, ob in den von ihnen gelieferten Erzeugnissen SVHC enthalten sind. Wichtig ist, dass nicht nur der Name der Stoffe mitgeteilt wird, sondern auch die zusätzlichen Fragen beantwortet werden, die in Abschn. 5.2 genannt wurden.
Für diese Informationsbeschaffung können standardisierte Fragebögen eingesetzt werden. Empfehlenswert ist es, sie nicht isoliert zu verschicken, sondern sie als Teil des Austausches mit den Lieferanten zu sehen. Das ermöglicht es, beim Lieferanten ein Verständnis für die Aufgabenstellung zu erzeugen. Gleichzeitig ergibt sich aus Gesprächen zu diesem Thema auch ein Eindruck, in welchem Umfang sich der Lieferant seiner Verantwortung bewusst ist und erwartet werden kann, dass zuverlässige Informationen geliefert werden.
Es kann Zweifel am Umfang und der Qualität der gelieferte Informationen geben. In diesem Fall ist es sinnvoll, dass Unternehmen sich eigenständig ergänzende Informationen zu SVHC in ihren Erzeugnissen beschaffen. Besonders bei wichtigen Rohstoffen kann eine gezielte chemische Analytik in Auftrag gegeben werden.
Aufgrund der großen Zahl an Kandidatenstoffen sollte hier vorab geklärt werden, welche Stoffe in den eingesetzten Materialien überhaupt zu erwarten sind. Dadurch können Umfang und Kosten der Analytik stark eingegrenzt werden. Bei einigen Wirtschaftsverbänden gibt es Informationen über SVHC, die in der jeweiligen Branche zu erwarten sind. Sehr hilfreich sind auch entsprechende Zusammenstellungen des deutschen Helpdesks zu REACH und des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Mehr als 130 SVHC werden regelmäßig in Erzeugnissen gefunden, etwa 5 SVHC (Stoffe bzw. Gruppen) werden i. d. R. nicht in Erzeugnissen gefunden.
Beispiele für SVHC, die normalerweise nicht in Konzentrationen oberhalb von 0,1 % in Erzeugnissen enthalten sind:
- Butyl-4-hydroxybenzoat,
- 2-Methoxyethylacetat und
- Benzol-1,2,4-tricarboxysäure-1,2-anhydrid (Trimellitsäure Anhydrid) (TMA).
In der Zusammenstellung des Umweltministeriums wird auch begründet, warum die Stoffe i. d. R. nicht in Erzeugnissen gefunden werden (mehr Informationen unter: https://www.reach.baden-wuerttemberg.de/svhc-in-erzeugnissen/kaum-relevante-svhc).
In diesen Zusammenstellungen wird auch aufgeführt, welche SVHC in ausgewählten Materialien (z. B. Kunststoffe, Leder, Metalle) zu erwarten sind, und welche nicht.
Schwerpunkte setzen: Typische SVHC in unterschiedlichen Materialien
In Kunststoffen wurden bisher mehr als 115 verschiedene SVHC gefunden. Allerdings ist es von Kunststoff zu Kunststoff unterschiedlich, wie viele und welche SVHC auftreten können.
Polyethylen: Bleichromatmolybdatsulfatrot; (C.I. Pigment Rot 104); UV-328; UV-327; Diarsentrioxid; Tris(4-Nonylphenyl, verzweigt und linear) phosphit (TNPP) mit ≥ 0,1 % Gew./Gew. 4-Nonylphenol, verzweigt und linear (4-NP), Kaliumhydroxyoctaoxo-dizinkat-dichromat
Polypropylen: Bleichromatmolybdatsulfatrot; (C.I. Pigment Rot 104); UV-328; UV-327; Kaliumhydroxyoctaoxo-dizinkat-dichromat
Polystyrol: UV-328; UV-327; HBCDD; DIBP
PVC: Bleichromatmolybdatsulfatrot; (C.I. Pigment Rot 104); 1,2-Benzoldicarbonsäure, Di-C6-10-alkylester; EG-Nr. 201-559-5; DHNUP; UV-328; UV-327; UV-320; 4,4'-isopropylidendiphenol Bisphenol A; DEHP; Diarsentrioxid; DBTC; DnHP; Dipentylphthalat; Pentacosafluortridecansäure; Reaction mass of DOTE und MOTE; Schweflige Säure, Bleisalz, dibasisch; Tetrableitrioxidsulfat; Tribleidioxidphosphonat; Tris(2-chlorethyl)phosphat; Trixylylphosphat; BBP; DMEP; DBP; DIBP; Cadmiumnitrat, [Phthalato(2-)]dioxotriblei; Fettsäuren, C16-18-, Bleisalze; 1-Methyl-2-pyrrolidon, Blei; Dicyclohexylphthalat (DCHP), Dioxobis(stearato)triblei, Pentableitetraoxidsulfat, DOTE, ADCA; Tris(4-Nonylphenyl, verzweigt und linear) phosphit (TNPP) mit ≥ 0,1 % Gew./Gew. 4-Nonylphenol, verzweigt und linear (4-NP); Cadmiumsulfid, Cadmiumoxid, Bleih...