Das Thema Gesundheit ist von einem Randthema zu einem zentralen Thema des Unternehmenserfolgs geworden. Das hat u. a. mit der demografischen Entwicklung zu tun – unsere Gesellschaft wird trotz Migration immer älter. Für Unternehmen erfordern diese Entwicklungen neue Prioritäten in der Personalpolitik. Der Gesundheitszustand der Beschäftigten ist mittlerweile zu einer der wesentlichen Voraussetzungen für den betrieblichen Erfolg geworden. Das gilt sowohl für die Gesundheit der heute noch jungen, als auch die der schon älteren Mitarbeiter.

Allein schon aufgrund der immer größeren Bedeutung von Gesundheit und damit einhergehend gesundheitlicher Prävention ist es ein Gebot der Stunde, dass Unternehmen ihre Sicherheitsbeauftragten zu Beauftragten für Sicherheit und Gesundheit weiterentwickeln. Diese Bezeichnung konkretisiert bereits die Aufgabenstellung im Betrieb und verdeutlicht die zusätzliche fachliche Anbindung an den Betriebsarzt und damit die Einbindung in eine ganzheitliche betriebliche Sicherheits- und Gesundheitsorganisation.

 
Wichtig

Verändertes Rollenverständnis – Modellprojekte

Im europäischen Ausland ist der Sicherheitsbeauftragte vielerorts mehr als hierzulande auch für das Thema Gesundheit zuständig. Europaweit tätige Unternehmen sind daher auch die ersten, die dieses Verständnis der Rolle des Sicherheitsbeauftragten auch hierzulande umsetzen. Große Unternehmen der chemischen Industrie haben so z. B. diesen Entwicklungsschritt bereits vollzogen und bilden in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) seit Anfang 2013 die Sicherheitsbeauftragten zu Beauftragten für Sicherheit und Gesundheit fort bzw. bilden zukünftig entsprechend aus. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zieht derzeit in einem Modellprojekt mit einem großen Klinikbetreiber nach. Weitere Modellprojekte bei großen international tätigen Unternehmen sind geplant.

Was nun sind die besonders wichtigen Handlungsfelder für Sicherheitsbeauftragte im Bereich der betrieblichen Gesundheit?

3.1 Betriebliches Gesundheitsmanagement: Wertvolle Assistenzkräfte

Im Zentrum eines modernen Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) steht die Prävention, im Sinne von vorausschauenden Maßnahmen zum Schutz von Gesundheit und Unversehrtheit. Dabei geht es darum, das Auftreten von gesundheitlichen Problemen zu vermeiden und den Gesundheitsschutz im Unternehmen beständig weiterzuentwickeln. Hierfür müssen Management, Betriebsrat, Führungskräfte und Beschäftigte der Gesundheit im Betrieb eine hohe Achtsamkeit und Wertschätzung entgegenbringen. Prävention ist dabei nicht nur Aufgabe des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, des Gesundheitsmanagements oder der Personalabteilung, sondern wird bei allen Entscheidungen, Arbeitsprozessen und der Arbeitsgestaltung berücksichtigt.

Um die notwendigen gesundheitsorientierten Veränderungen im Unternehmen anzustoßen und voranzutreiben, bedarf es zunächst einmal eines für strategische Entscheidungen autorisierten Gremiums, dem Aufbau einer einschlägigen Dateninfrastruktur sowie der Entwicklung eines Kennzahlensystems. Der Umsetzungsprozess besteht aus Diagnose, Interventionsplanung, Maßnahmendurchführung sowie der Evaluation.

Die damit befassten Akteure müssen für diese wichtigen und teilweise schwierigen Aufgaben ausreichend qualifiziert sein, d. h., sie müssen über das erforderliche Fachwissen und Methoden- und Prozesskenntnisse verfügen. Zur Bewältigung dieser herausfordernden Aufgaben ist die Mitwirkung aller für Sicherheit und Gesundheit zuständigen Beschäftigten erforderlich. Gerade die Sicherheitsbeauftragten wären hierfür wichtige Akteure, vorausgesetzt ihr Unternehmen sorgt durch Fortbildung dafür, dass diese sich die dafür notwendigen Kompetenzen aneignen können.

3.2 Betriebsärztemangel: Unterstützung der Betriebsärzte

Die Bedeutung gesunder Mitarbeiter in den Betrieben steigt. Der steigenden Nachfrage nach betriebsärztlicher Betreuung stehen jedoch schon heute nicht genügend Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkunde gegenüber. In einigen Regionen können die Betriebe deshalb bereits heute trotz intensiver Bemühungen ihrer Verpflichtung zur Bestellung eines Betriebsarztes nur sehr schwer nachkommen. Zudem ist absehbar, dass die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage in den nächsten Jahren noch deutlich steigen wird. Zwar hat sich die Zahl der jungen Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkompetenz in den vergangenen Jahren stetig erhöht. Dennoch ist klar, dass bereits kurzfristig das Gut der betriebsärztlichen Einsatzstunde gezielter eingesetzt werden muss als bisher, u. a. deshalb, weil mit aller Wahrscheinlichkeit nicht viele der heutigen Betriebsärzte auch nach dem 65. Lebensjahr weiterarbeiten werden.

Was ist die Lösung? Die Experten sind sich einig, dass Betriebsärzte nicht ersetzt werden können. Stattdessen setzen sie auf unterschiedliche Delegationsmodelle. So hat die Bundesärztekammer eine Muster-Fortbildungsausbildung für Medizinische Fachangestellte (MFA) für die "Arbeits-/Betriebsmedizin" erarbeitet. Absolventen dieser Ausbildung sollen mit ihm befähigt werden, den B...

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