Die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen psychischer Leiden und Verhaltensstörungen ausfallen, hat sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Dabei fielen im Jahr 2007 wegen seelischer Erkrankungen in deutschen Unternehmen 48 Mio. Arbeitstage aus, 2017 waren es bereits 107 Mio.

Auch bei psychischen Belastungen und daraus resultierenden Erkrankungen muss der fachliche Umgang damit vorrangig in den Händen der Betriebsärzte bzw. Arbeitspsychologen liegen. Nichtsdestotrotz könnte auch dieser Bereich ein neues Tätigkeitsfeld für die Sicherheitsbeauftragten bieten: Durch ihr persönliches Vertrauensverhältnis zu den Kollegen können sie diese Themen direkter und unkomplizierter ansprechen als z. B. die Betriebsärzte oder die Vorgesetzten. Bei diesen Gesprächen könnten sie beispielsweise auf diesbezügliche Angebote des Betrieblichen Gesundheitsmanagements hinweisen. Da sie immer vor Ort sind, können sie ggf. Ursachen für psychische Gefährdungen an den Arbeitsplätzen frühzeitig erkennen.

Sie können durch den engen Kontakt betroffene Kollegen weiterhin darin unterstützen und fördern, ihre beruflichen Aufgaben und auch ihr privates Leben so zu gestalten, dass sie arbeitsfähig und gesund sind und sich wohlfühlen. Und nicht zuletzt nehmen sie durch ihre Kommunikation und durch ihr Verhalten direkt und indirekt Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit, auf die Motivation und Arbeitszufriedenheit sowie auf krankheitsbedingte Fehlzeiten der Mitarbeiter.

 
Praxis-Tipp

Sicherheitsbeauftragte in das Betriebliche Gesundheitsmanagement einbinden

Es gibt viele Möglichkeiten, die Sicherheitsbeauftragten zusätzlich als "Beauftragte für Sicherheit und Gesundheit" in das Betriebliche Gesundheitsmanagement einzubinden. Sie könnten z. B. an folgenden Projekten und Themen mitwirken:

  • Gefährdungsbeurteilung unter besonderer Berücksichtigung von Gesundheitsaspekten: Hier können Sicherheitsbeauftragte aus ihrer alltäglichen Kommunikation mit den Kollegen wertvolle Impulse beisteuern.
  • Gefährdungsbeurteilung psychosozialer Faktoren: Auf diesem Gebiet ist die Erfahrung der Sicherheitsbeauftragten hilfreich, so z. B. bei der ersten Ermittlung von Problemen.
  • Multiplikator-Funktion für mögliche Bewältigungsstrategien bei psychischen Belastungen: Sicherheitsbeauftragte sind wegen ihrer Expertise zum Thema Sicherheit in ihren Unternehmen bereits bekannt. Sie haben insofern großes Potenzial, auch bei der Gesundheitsprävention und -aufklärung erfolgreich mitzuwirken.
  • Mitarbeiterbefragungen im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung: Dazu ist Vertrauen zur Person eine der wichtigsten Voraussetzungen. Ein guter Sicherheitsbeauftragter genießt dieses Vertrauen. Er kann deshalb Probleme auf gesundheitliche Fragen übertragen.
  • Gesundheitszirkel zum direkten Austausch mit den Mitarbeitern über gesundheitliche Belastungen am Arbeitsplatz: Sicherheitsbeauftragte können ggf. die Sitzungen moderieren.
  • Erarbeitung von Gesundheitsberichten: Die weitreichende Kenntnis der Sicherheitsbeauftragten über die Betriebsabläufe erleichtert die Zusammenstellung.
  • Einbeziehung altersabhängiger Faktoren menschlicher Leistungsfähigkeit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels: Hier kann sich der Beauftragte z. B. für die altersgerechte ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen einsetzen.
  • Berufseinsteiger für sicherheits- und gesundheitsrelevante Themen bei der Arbeit sensibilisieren: Sicherheitsbeauftragte genießen Respekt. Sie sind folglich besonders geeignet, bei jungen oder frisch eingestellten Beschäftigten Aufmerksamkeit für sicherheits- und gesundheitsrelevante Themen zu wecken.

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