Dr. Silvester Siegmann, Prof. Bernhard Tenckhoff
Informieren Sie sich rechtzeitig im Vorfeld über das Einsatzgebiet! Je gründlicher die Vorbereitungen sind, umso geringer sind die Risiken. Wichtig ist hierbei, dass die politische, ökonomische und religiöse Situation des Krisengebietes genau bekannt ist. Außerdem ist es hilfreich, typische Sitten, Gebräuche und Besonderheiten des Einsatzgebietes zu kennen, um diese Gepflogenheiten vor Ort berücksichtigen zu können. Rechtzeitig durchgeführte interkulturelle Trainings sind sehr ratsam. Sie werden von vielen Unternehmen angeboten. Die Trainings bieten ein besseres Verständnis für die Situation vor Ort und den Umgang mit den Menschen.
Beim Packen der Koffer ist es z. B. sinnvoll, auf bestehende Kleidervorschriften zu achten. Dies gilt besonders für weibliche Mitarbeiter. Es handelt sich bei dem Einsatz nicht um eine Urlaubsreise. Touristische Kleidung unserer Vorstellungsweise wird meist kritisch betrachtet. So ist es in islamischen Ländern nicht gerade sinnvoll, mit einem Koffer voller Miniröcke und bauchfreier Tops anzureisen. Bei Männern gilt das für kurze Hosen. Typisch westliche Kleidung oder Kleidung mit auffälligen Firmen-Aufnähern fällt in manchen Ländern unangenehm auf. Empfehlenswert ist neutrale Business- oder Berufskleidung.
Wenn möglich, sollte schon vor der Abreise Kontakt zu Einheimischen (z. B. Firmenangehörige, mit denen Sie vor Ort zusammenarbeiten) aufgenommen werden. Von deren Erfahrungen können wertvolle erste Erkenntnisse und wichtige erste Informationen gezogen werden. Auch ist es zur eigenen Sicherheit immer richtig, sich vom Flughafen abholen zu lassen. Am Flughafen nicht von Unbekannten zu Taxifahrten oder zum Geldwechseln ansprechen lassen. Gerade in den ersten Minuten versuchen oft dubiose Personen, ein schnelles Geschäft zu machen.
Kopien der Dokumente
Kopien von sämtlichen persönlichen Unterlagen (Pass, Impfausweis, Führerschein, wichtige Dokumente, Police von Risikoversicherungen, Reiseunterlagen, insbesondere Rückflugticket) sind sowohl im Heimatland zu hinterlegen als auch getrennt im Gepäck bzw. vor Ort aufzubewahren. Da es sich hierbei um sensible Daten handelt, sollte eine Abspeicherung auf IT-Plattformen (auch Handy) unter Datenschutzgesichtspunkten vorher gut überlegt werden.
Informationen über Gesundheitslage und hygienische Verhältnisse im Zielgebiet sind besonders zur Vermeidung von Infektionen innerhalb der ersten Tage von Bedeutung. Eine zwangsläufige Nahrungsumstellung im Gastland ist immer mit Risiken verbunden. Es sollten nur durchgegarte und gekochte Speisen verzehrt werden. Salate und Fruchtcocktails sind besonders in den ersten Tagen, bis sich der Körper umgestellt hat, zu vermeiden.
Informationen über die gesetzlichen Bestimmungen im Krisengebiet schützen vor bösen Überraschungen. Gegenüber staatlichen Autoritäten (Polizei, Zoll, Militär usw.) ist immer ein gelassener neutraler Eindruck zu vermitteln. Vielfach legen die Personen ein völlig anderes autoritäres Vorgehen an den Tag, als wir es in der Heimat gewohnt sind. Ein arrogantes Auftreten kann böse Folgen nach sich ziehen. Es ist zu bedenken, dass in den meisten Ländern eine nahezu totale Überwachung üblich ist. In dieser Situation muss jedes Wort, das – vor allem in der Öffentlichkeit – gesagt wird, aber auch per Handy gespeichert oder versandt wird, genau bedacht werden. Das gilt auch gegenüber dem Personal in Hotels. Eine gegenüber der Heimat ungewohnt hohe Polizei- und Militärpräsenz dient der Sicherheit. Die allgemeine Sicherheitslage ist dementsprechend besser. Bei unauffälligem Verhalten sind weniger Gefahren, wie Überfälle, zu erwarten.
Unwissen schützt nicht vor Strafe
Das gilt besonders für Devisen- und Zollvorschriften und Verkehrsregeln. Geringfügige Sprachkenntnisse sind nicht nur bei den Gesprächen mit allen Autoritäten hilfreich, sie kommen auch allgemein gut an und dienen der Vertrauensbildung. Begegnen Sie allen Menschen auf Augenhöhe, das öffnet Türen und die Bereitschaft zur Hilfe.