Zusammenfassung

 
Überblick

Die Einführung eines unternehmensspezifischen AMS, d. h. dessen Konzeption, Aufbau und Inkraftsetzung, erfolgt i. d. R. im Rahmen eines dafür gegründeten Projekts. Spätestens mit dessen Abschluss lassen bei fast allen derartigen Projekten die Aufmerksamkeit und die Unterstützung vor allem durch die Geschäftsführung nach. Bedenken Sie deshalb: Der Übergang von der Projektphase zum betrieblichen Alltag ist eine kritische Phase!

Aus der Praxis der Realisierung von Managementsystemen, der Organisationsentwicklung und dem Change Management wissen wir, dass die angestoßenen, begonnenen und realisierten Veränderungen nicht von allein in der gewünschten Form weiterlaufen bzw. gelebt werden. Auch bei einem AMS ist das nicht anders: Sie müssen mit Stagnationstendenzen rechnen. Um eine nachhaltige Wirkung des Arbeitsschutzmanagements zu erzielen, sollten Sie deshalb den Übergang von der Projektphase zum betrieblichen Alltag gezielt gestalten und die Anwendung des AMS im betrieblichen Alltag unterstützen, die in der Regie der Führungskräfte erfolgen sollte. Modernen Managementsystemen liegt dafür das PDCA-Prinzip (plan-do-check-act) zugrunde.

Die Stabilisierung eines eingeführten AMS, also die Sicherstellung einer stabilen Anwendung eines AMS, zählt zu den Hauptaufgaben des AMS-Beauftragten. Sie sollten die Anwendung des AMS im Alltag coachen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Veränderungsprozesse legen – insbesondere im Verhaltensbereich (z. B. Wahrnehmung der Führungsaufgabe Sicherheit und Gesundheitsschutz).

1 Ablaufdiagramm

2 Warum ein ständiges Stabilisieren des AMS erforderlich ist

2.1 Nicht jeder systematisch organisierte Arbeitsschutz ist ein AMS

Vor allem größere Unternehmen berichten immer wieder, dass sie bereits seit Jahren ein Arbeitsschutzmanagement haben. Dies sind erfreuliche Meldungen, zeigen sie doch, dass die Notwendigkeit eines systematisch organisierten Arbeitsschutzes bereits seit langem gesehen wird. Bei genauerem Hinsehen wird dann aber häufig deutlich, dass diese Systeme nur bedingt den Anforderungen eines zeitgemäßen Managementsystems entsprechen. Die markantesten Abweichungen sind:

  • die Auswertung von Unfällen und die Erarbeitung von Maßnahmen zur Vermeidung dieser Unfälle stehen im Vordergrund;
  • das System wird primär von den Fachkräften für Arbeitssicherheit, den Sicherheitsbeauftragten sowie ggf. dem Betriebsarzt getragen;
  • das Management (die Geschäftsführung und die Führungskräfte) übernimmt nur in geringem Umfang eine aktive Rolle;
  • Einzelaktivitäten stehen im Mittelpunkt.

Solche innovativen Vorstöße der betrieblichen Arbeitsschutzabteilungen abzuwerten wäre absolut falsch. Sie nicht zu einem richtigen AMS weiterzuentwickeln aber auch.

2.2 Kritische Phase des Übergangs in den Normalbetrieb

Ein Arbeitsschutzmanagement will die Realität der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes in einem Unternehmen verändern. Dafür müssen vor allem Strukturen und Verhaltensweisen nachhaltig verändert werden.[1] Erfolgreich ist die Realisierung eines AMS erst dann, wenn die neuen Strukturen und Abläufe angenommen werden (also als praktikabel empfunden und gelebt werden) und die Veränderungen im Verhalten der Arbeitsschutzakteure stabil sind. Davon kann erfahrungsgemäß nach der Einführung nur bedingt ausgegangen werden.

Bei der Einführung eines AMS stehen zunächst strukturelle Aspekte im Vordergrund: Die betrieblichen Aktivitäten für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz erhalten durch die Arbeitsschutzpolitik und die Arbeitsschutzziele eine erkennbare und i. d. R. auch akzeptierte Ausrichtung, Strukturen (insbesondere die Arbeitsschutzorganisation) werden überprüft und bei Bedarf verbessert, Zuständigkeiten geklärt, festgeschrieben und bekannt gemacht. Betriebliche Prozesse werden unter dem Blickwinkel der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes analysiert und Arbeitsschutzbelange in die Festlegungen zu diesen Prozessen (z. B. Verfahrensanweisungen) integriert.

Diese strukturellen Veränderungen sollen auch das Verhalten der Arbeitsschutzakteure ändern mit dem Ziel, dass z. B.

  • Führungskräfte ihre Führungsaufgabe Sicherheit und Gesundheitsschutz stärker wahrnehmen,
  • der Stellenwert verhaltensbedingter Faktoren (Unfallursachen und Präventionsmaßnahmen) zunimmt,
  • auch für den Arbeitsschutz Ziele vereinbart werden,
  • das Engagement für Sicherheit und Gesundheitsschutz bewertet wird,
  • die Mitarbeiter ihre Verantwortung für die eigene Gesundheit erkennen und mehr Einflussmöglichkeiten (Mitwirkungsmöglichkeiten) erhalten und wahrnehmen,
  • das Prinzip des kontinuierlichen Verbesserns in kleinen Schritten auch im Arbeitsschutz praktiziert wird.

Für stabile Veränderungen im Verhaltensbereich reicht der Einfluss der neuen Strukturen aber nicht aus. Spätestens zum Ende der Einführungsphase sollten deshalb Maßnahmen zur gezielten Verhaltensmodifikation initiiert und soweit möglich realisiert werden (z. B. Informationsveranstaltungen, Management-Workshops, Führungskräftetrainings, Mode­ra­tions­aus­bil­dung, Feedback-Gespräche). Solche Maßnahmen helfen dann auch, die kritische Phase des Übergangs von der Einführung des AMS zu dessen Normalbetrieb zu bewältigen.

Die kritische Phase des Übergangs lä...

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