Es gibt eine Vielzahl an Fehlerklassifikationen, die verwirren kann. Für die Diagnostik wird unterschieden in Informationsfehler, Diagnosefehler, Zielfehler, Strategiefehler, Prozedurfehler, Ausführungsfehler, Zuordnungsfehler, Prognosefehler, Denkfehler, Erkennungsfehler, Automationsfehler, Auswahlfehler, Aufmerksamkeitsfehler, Merk- und Vergessensfehler, Urteilsfehler, Gewohnheitsfehler, Unterlassensfehler, die jeweils definiert und unterschiedlichen Ebenen (Planungs- und Ausführungsebene) zugeordnet werden.
Stellvertretend werden hier die Erkenntnisse von Rasmussen vorgestellt, die als Weiterentwicklung der Forschung von Chapanis (1951), Meister (1971) und Norman (1981) verstanden werden können. Rasmussens Forschungsergebnisse hatten großen Einfluss auf das Verständnis von menschlichen Fehlhandlungen.
Rasmussen unterscheidet 3 Ebenen der Handlungsregulation bei der Bedienung technischer Systeme, auf der jeweils spezifische Fehler auftreten.
Ausführungsebene |
Fehlertyp |
Erläuterung |
Handlungen |
fertigkeitsbasiert (skill-based) |
Patzer und Schnitzer |
Fehler in der Ausführung eigentlich beherrschter korrekter Handlungen |
- unterlassen
- vergessen
- vertauschen
Beispiel: Blinker wird falsch gesetzt |
regelbasiert (rule-based) |
regelbasierte Fehler |
Anwendung unpassender Regeln aufgrund fehlender Informationen |
- falsches Vorgehen
- richtiges Vorgehen zur falschen Zeit
Beispiel: Fahren in die falsche Richtung in einer Einbahnstraße |
wissensbasiert (knowledge-based) |
wissensbasierte Fehler |
falsches oder fehlendes Wissen in neuen Situationen |
Beispiel: Von A nach B kommen in einer fremden Stadt ohne Navigationssystem |
Tab. 1: Ebenen der Handlungsregulation und deren Fehlertypen
Je nachdem, welcher Fehlertypus häufig bei Operateuren auftritt, kann entsprechend interveniert werden. Voraussetzung ist eine längerfristige Analyse der auftretenden Fehler.
Patzer und Schnitzer werden sich wohl nie ganz vermeiden lassen – was die Zero-Vision der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung utopisch erscheinen lässt.
Weitere Ansatzpunkte bei regel- und wissensbasierten Fehlern:
- Die Technik sollte nach ergonomischen Gestaltungskriterien ausgerichtet sein. Fehlertoleranz- und Fehlerrückmeldungssysteme sollten eingebaut werden.
- Die Arbeit und Organisation sollte hinsichtlich der Abläufe, Strukturen und deren möglichen Interaktionen so gestaltet sein, dass resiliente Systeme entstehen (vgl. Abschn. 7 "Fehler als Lerngelegenheiten").
- Die Mitarbeitenden sind in Aus- und Weiterbildung sowie Nachschulungen zu qualifizieren. Fehlendes und neues Wissen sollte vermittelt und Fehlervermeidungstechniken sowie Strategien der Fehlerbewältigung im Gruppentraining besprochen werden.