Um Führungskräften eine Orientierung im Umgang mit psychisch auffälligen Beschäftigten zu geben, sollen 3 Kategorien von psychischen Manifestationen unterschieden werden:

Psychische Auffälligkeiten

Führungskräfte können Mitarbeitende bereits dann als auffällig wahrnehmen, wenn sie sich ihr Verhalten von dem der meisten Kollegen unterscheidet. Auffällige Charakterzüge wie starke Zurückhaltung, Extraversion oder ein bestimmter Kommunikationsstil erfordern nicht zwangsläufig eine Intervention. Dennoch kann ein Gespräch mit einem Mitarbeitenden sinnvoll sein, wenn sein Verhalten die Zusammenarbeit beeinträchtigt.

Überforderung aufgrund der Arbeitsbedingungen

Eine Führungskraft sollte genauer hinsehen, wenn Auffälligkeiten im Verhalten auf eine psychische Überforderung durch die Arbeitsbedingungen zurückzuführen sind. Wenn ein Mitarbeiter kurz-, mittel- oder langfristig mit der Bewältigung seiner Aufgaben überfordert ist, kann dies zu physischen und psychischen Gesundheitsproblemen führen. Natürlich können auch private Probleme eines Beschäftigten sein Wohlbefinden und Leistungsverhalten beeinträchtigen.

Psychische Störungen

Psychische Störungen oder Erkrankungen sind gravierende Beeinträchtigungen des menschlichen Erlebens und Verhaltens, die behandlungsbedürftig sind. Sie äußern sich in auffälligen Abweichungen im Fühlen, Denken, in der Wahrnehmung und im Verhalten, die Betroffenen haben Schwierigkeiten, ihr Leben zu bewältigen. Diese Symptome können zu erheblichem Leiden führen und unter Umständen sowohl die Betroffenen selbst als auch andere gefährden.

 
Praxis-Beispiel

Fallbeispiel – Teil 1

Herr Frühling ist Abteilungsleiter in einem Automobilzuliefererbetrieb. Er ist Chef der Verwaltung, hat 36 Mitarbeitende und kommt mit allen seinen Teammitgliedern gut zurecht. Probleme gibt es nur mit 3 Beschäftigten: Frau Wiese, Herr Wind und Herr Baum.

Frau Wiese, die früher die "Gute-Laune-Macherin" der Abteilung war, bei allen Kollegen geschätzt und beliebt, wird immer stiller und wirkt oft abwesend und niedergeschlagen. Kollegen bestätigen Herrn Frühling seine Beobachtung und berichten darüber hinaus, dass Frau Wiese telefonische Kundengesprächen sie oft sehr mitnehmen und sie anschließend oft den Tränen nahe ist.

Herr Wind dagegen ist das genaue Gegenteil. Er ist laut, munter, hat ein loses Mundwerk – Herr Frühling empfindet das zeitweise als respektlos. Mit seinem jovialen Auftreten hat er bereits einige Kunden verärgert.

Sorge bereitet Herr Frühling auch Herr Baum, der bis vor 2 Monaten der leistungsstärkste Mitarbeiter war. Herr Frühling übertrug ihm sogar noch ein weiteres Aufgabengebiet und sah in ihm das Potenzial für eine Führungsaufgabe.

Nun stellt er sich die Frage, welches Verhalten seiner Beschäftigten kann er deren Charakter zuschreiben, wo besteht Überforderung oder sogar eine psychische Erkrankung?

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