In der TRGS 723"Gefährliche explosionsfähige Gemische – Vermeidung der Entzündung gefährlicher explosionsfähiger Gemische" werden 13 verschiedene Arten von Zündquellen beschrieben, von denen die ersten 6 die höchste betriebliche Relevanz besitzen. Die Beschreibung der Zündquellenarten kann natürlich auch für die Betrachtung der Zündung anderer brennbarer Stoffe im Rahmen einer Zündquellenanalyse genutzt werden. Insbesondere bei der Zündquellenbetrachtung brennbarer Feststoffe kommt der Möglichkeit der Wärmeabfuhr im Wirkbereich einer potenziellen Zündquelle eine besondere Bedeutung zu.
1.1 Heiße Oberflächen
Kommt explosionsfähige Atmosphäre mit erhitzten Oberflächen (heiße Rohrleitungen, Heizkessel, heiße Lagerstellen) in Berührung, kann es zu einer Entzündung kommen. Die eine Entzündung auslösende Temperatur hängt von Größe und Gestalt des erhitzten Körpers, vom Konzentrationsgefälle im Bereich der Wand und z. T. auch vom Wandmaterial ab. Drehende Teile in Lagern, Wellendurchführungen, Stopfbuchsen usw. können bei ungenügender Schmierung zu Zündquellen werden. Heiße Oberflächen sind eine wesentliche Zündquelle bei der Entzündung von Staubablagerungen.
1.2 Flammen und heiße Gase
Flammen sind das Ergebnis exothermer chemischer Reaktionen, die bei Temperaturen von etwa 1.000 ºC und mehr schnell ablaufen. Als Reaktionsprodukte treten heiße Gase, bei Staubflammen oder rußenden Flammen auch glühende Feststoffpartikel auf. Sowohl die Flammen selbst als auch die heißen Reaktionsprodukte können explosionsfähige Atmosphäre, Feststoffe und Flüssigkeiten entzünden. Flammen, auch sehr kleiner Abmessungen, zählen zu den wirksamsten Zündquellen.
1.3 Zündquellen durch mechanische Reib-, Schlag- und Abriebvorgänge
Durch Reib-, Schlag- und Schleifvorgänge können aus festen Materialien Teilchen abgetrennt werden, die eine erhöhte Temperatur aufgrund der beim Trennvorgang aufgewandten Energie annehmen. Bestehen die Teilchen aus oxidierbaren Substanzen, wie z. B. Eisen oder Stahl, können diese Teilchen aufgrund des Oxidationsprozesses auf Temperaturen bis weit über 1.000 ºC gelangen.
Beim Schweißen und Schneiden entstehende Schweißperlen sind Funken mit sehr großer Oberfläche und sie gehören deshalb zu den wirksamsten Zündquellen. Bei energiereichen Schlägen mit einer Schlagenergie von 200 J und mehr von hartem Stahl auf ebenfalls sehr hartem Metall und beim Gebrauch von Trennscheiben entstehen Funken mit hoher Zündenergie.
1.4 Elektrische Anlagen
Bei elektrischen Betriebsmitteln (z. B. Mess-, Steuer- und Regeleinrichtungen, Motoren) können selbst bei geringen Spannungen elektrische Funken (z. B. beim Öffnen und Schließen elektrischer Stromkreise und bei Ausgleichsströmen) sowie heiße Oberflächen als Zündquellen auftreten. Fehlerhafte elektrische Geräte sind häufige Zündquellen, z. B. in Verwaltungsbetrieben.
1.5 Elektrische Ausgleichsströme, kathodischer Korrosionsschutz
In elektrisch leitfähigen Anlagen oder Anlagenteilen können zeitweise oder dauernd Ausgleichsströme (auch Streu- oder Leckströme genannt) fließen:
- als Rückströme zu Stromerzeugungsanlagen (v. a. im Bereich vor elektrischen Bahnen und großen Schweißanlagen), wenn z. B. im Erdreich verlegte elektrisch leitfähige Anlagenteile wie Schienen, Rohre und Kabelmäntel den Widerstand dieses Rückstromwegs verringern;
- infolge von Körper- oder Erdschluss bei Fehlern in elektrischen Anlagen;
- infolge von Induktion (z. B. in der Nähe von elektrischen Anlagen mit großen Stromstärken oder hohen Frequenzen);
- infolge von Blitzschlag.
Werden derartige Anlagenteile getrennt, verbunden oder überbrückt, kann selbst bei geringen Potenzialdifferenzen durch elektrische Funken explosionsfähige Atmosphäre entzündet werden. Ferner sind Entzündungen durch Erwärmung dieser Stromwege möglich.
1.6 Statische Elektrizität
Als Folge von Trennvorgängen, können unter bestimmten Bedingungen zündfähige Entladungen statischer Elektrizität auftreten.
Besonders leicht kann die Entladung aufgeladener, isoliert angeordneter leitfähiger Teile zu zündfähigen Funken führen. So können Personen aufgeladen werden, z. B. beim Gehen, beim Aufstehen von einem Sitz oder beim Kleiderwechsel. Berührt eine aufgeladene Person einen leitfähigen Gegenstand, z. B. einen Türgriff, treten Funkenentladungen auf.
An aufgeladenen Teilen aus nicht leitfähigen Stoffen, zu denen die meisten Kunststoffe, aber auch andere Stoffe gehören, sind Büschelentladungen und in besonderen Fällen bei schnellen Trennvorgängen (z. B. Ablaufen von Folien über Walzen, Treibriemen) auch Gleitstielbüschelentladungen möglich.
Büschelentladungen können i. Allg. nur explosionsfähige Gemische von Gasen und Dämpfen, Funken- und Gleitstielbüschelentladungen darüber hinaus auch explosionsfähige Staub-Luft- und Nebel-Luft-Gemische entzünden.
Für die Beurteilung und die Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufladungen in explosionsgefährdeten Bereichen und für die Auswahl und Durchführung von Schutzmaßnahmen zum Vermeiden dieser Gefahren gilt TRGS 727.
1.7 Blitzschlag
Wenn ein Blitz in explosionsfähige Atmosphäre einschlägt, wird diese stets gezündet. Daneben besteht eine Zündmöglichkeit auch durch starke Erwärmung der Ableitwege des Blitzes. Von Blitzeinschlagstellen aus fließen starke Ströme, d...