Dipl.-Ing. Dirk Rittershaus
Zusammenfassung
Elektrounfälle sind Unfälle, bei denen ein gefährlicher Stromfluss über den menschlichen Körper, elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder oder aber ein Kurzschlusslichtbogen stattfindet. Sie können tödliche Folgen haben.
1 Unfälle durch menschliches Fehlverhalten
Der falsche Umgang mit Elektrizität führt zu Elektrounfällen, die vielfach tödlichen Ausgang haben. Im Normalfall wird durch die Einhaltung von VDE-Bestimmungen, Unfallverhütungsvorschriften und anderen berufsgenossenschaftlichen Regeln erreicht, dass Elektrounfälle nicht verursacht werden.
Diese Bestimmungen, Vorschriften und Regeln wollen den Unternehmer und die Beschäftigten nicht an der Arbeit hindern. Sie wurden aufgestellt, weil der Verstoß gegen sie zu Unfällen geführt hat. Würde sie jeder beachten, wäre die Anzahl der noch verbleibenden Unfälle im Zusammenhang mit Elektrizität sehr klein.
Aber leider gibt es auch weiterhin Elektrounfälle, einige mit Todesfolge. Die Zahl der tödlichen Unfälle nimmt jedoch ab. Bei den tödlichen Elektrounfällen ist in den letzten Jahren verstärkt festzustellen, dass menschliches Fehlverhalten die entscheidende Ursache war. Beispielsweise fordert die DGUV-V 3 "Elektrische Gefährdungen", dass vor Beginn der Arbeiten an aktiven Teilen elektrischer Anlagen und Betriebsmittel der spannungsfreie Zustand hergestellt und für die Dauer der Arbeiten sichergestellt werden muss.
2 Unfallvermeidung durch die fünf Sicherheitsregeln
- Freischalten,
- Gegen Wiedereinschalten sichern,
- Spannungsfreiheit feststellen,
- Erden und Kurzschließen,
Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken.
Sicherung der Arbeitsstelle erforderlich
Die Arbeitsstelle ist so zu sichern, dass sie gegen versehentliches Einschalten gesichert ist (z. B. mittels Schloss). Es sind auch Beeinflussungsspannungen zu berücksichtigen (Induktions-, Influenz- oder Restspannungen).
Eine weitere wichtige Sicherheitserhöhung besteht darin, bestimmte Arbeiten nur von einer Elektrofachkraft oder einer elektrotechnisch unterwiesenen Person durchführen zu lassen. Als Ursachen für Elektrounfälle werden meist Unachtsamkeit und Vergessen wesentlicher Teile der 5 Sicherheitsregeln genannt. Ein typisches Beispiel aus der Praxis: "Wozu soll montags die Spannungsfreiheit erneut festgestellt werden? Schließlich war das doch am Freitag bereits erfolgreich geprüft worden. Warum soll ich hier freischalten? Das kostet zu viel Zeit. Das sind doch nur 230 Volt, die machen mir nichts aus. Bisher habe ich das auch immer so gemacht und war erfolgreich damit." Dieses Denken findet sich leider auch bei Elektrofachkräften, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu wenig in die Tat umzusetzen.
3 Unfallursache mangelhafte Geräte und Materialien
Vielfach werden auch Geräte eingesetzt, die selbst für den Laien augenscheinliche Mängel aufweisen (fehlerhafte Schutzisolierung, defekte Stecker oder Zuleitungen). Dabei muss ab 50 V (Wechselspannung) mit tödlichen Folgen gerechnet werden. Im Zusammenhang mit Wechselstrom ereignen sich mehr als 90 % aller Elektrounfälle. Bezogen auf die Spannung ereignen sich mehr als 90 % der Unfälle im Niederspannungsbereich und ca. 10 % im Hochspannungsbereich.
4 Unfallursache Kurzschlusslichtbogen
Nicht nur der Stromfluss durch den menschlichen Körper kann Ursache für einen Elektrounfall sein. Kommt es zu einem Kurzschlusslichtbogen, dann hat dies Temperaturen von ca. 8.000 °C zur Folge und kann zu schwer wiegenden Verbrennungen führen (überwiegend Kopf-, Hand- und Armverletzungen). In den letzten Jahren wird gerade im Bereich der Energieversorgungsunternehmen darauf geachtet, dass Kleidung eingesetzt wird, die die Bedingungen der in Vorbereitung befindlichen Europanorm für einen standardisierten Störlichtbogentest für Schutzkleidung bereits erfüllt.
5 Unfallursache elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder
Zum Schluss soll auch auf die elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Felder aufmerksam gemacht werden. Die DGUV-V 15 "Elektromagnetische Felder" und die dazugehörige DGUV-R 103-013 "Elektromagnetische Felder" legen insbesondere die Maßnahmen zur Verhütung von Gefahren für Leben und Gesundheit bei der Arbeit in Bezug auf elektromagnetische Felder fest. Als Maßnahmen gibt es z. B. Betriebsanweisungen, Abgrenzung und Kennzeichnung von Gefahrenbereichen, Festlegung persönlicher Schutzausrüstung.
Kommt es zu einem Elektrounfall mit Körperdurchströmung, dann sind besondere Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich (vorrangig auf Selbstschutz achten, dann erst Herz-Lungen-Wiederbelebung). Jeder Elektrounfall (auch nicht meldepflichtiger) ist dem Institut zur Erforschung elektrischer Unfälle der BGETEM über den Technischen Fragebogen zur Untersuchung elektrischer Unfälle zu melden. Nur so können Ursachen für Elektrounfälle erfasst und ausgewertet werden.