Verkehrssicherheit: Gefährdungen bei beruflichen Fahrten beurteilen
Das Unfallrisiko im Straßenverkehr ist deutlich höher als das am Arbeitsplatz im Betrieb. Welche Risiken es bei Fahrten von z. B. Außendienst-Mitarbeitern, Ausfahrern oder Servicefahrern gibt, lässt sich mit einer Gefährdungsbeurteilung analysieren. Solch eine Gefährdungsbeurteilung gehört nach § 5 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) zu den Pflichten des Arbeitgebers. Damit soll die Sicherheit verbessert und mit Hilfe von präventiven Maßnahmen die Risiken gesenkt werden.
Was sind verkehrsbezogene Gefährdungsbereiche?
Einerseits handelt es sich dabei um Risiken, die vom Straßenverkehr selbst ausgehen. Aber auch das Verhalten des Fahrers, der Zustand des Fahrzeugs sowie organisatorische Aspekte spielen eine Rolle. Zu den typischen Risiken zählen u. a. überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol- und Drogenkonsum, Stress durch Termindruck oder aggressives Fahrverhalten.
Verkehrssicherheit geht alle im Betrieb an
Das Thema betriebliche Verkehrssicherheit sollte im Team mit dem Unternehmer, den Führungskräften, der Fachkraft für Arbeitssicherheit, dem Sicherheitsbeauftragten und ausgewählten Mitarbeiter besprochen werden. Je nach Betrieb kann der Kreis durch z. B. Disponent, Fuhrparkleiter oder Betriebsrat erweitert werden. Die unterschiedlichen Teilnehmer erhöhen sowohl die Wahrnehmung von Gefahrenbereichen als auch die Akzeptanz, wenn es darum geht, Maßnahmen umzusetzen.
Verkehrssicherheit lässt sich trainieren
Über mögliche Gefahren im Straßenverkehr lässt sich mit unterschiedlichen Medien und Materialien informieren und aufmerksam machen. Dafür bietet sich z. B. ein Aktionstag an, bei dem ein Reaktionstestgerät oder ein Fahrsimulator zum Einsatz kommen. Oder ein fahrpraktisches (Sicherheits-)Training, bei dem sich eine sichere und ökonomische Fahrweise besonders gut fördern lässt. Entsprechende Trainings gibt es für Pkw-, Motorrad- sowie Lkw-/Transporter-Fahrer.
Gefährdungen lassen sich mit einer gute Organisation reduzieren
Ob Außendienstmitarbeiter oder Lkw- und Lieferwagenfahrer: Termindruck ist der häufigste Stressauslöser. Wer allerdings unter Zeitdruck steht, fährt eher rücksichtslos und tempoorientiert. Dadurch steigt das Unfallrisiko. Bei der Organisation der betrieblichen Abläufe ist deshalb darauf zu achten, dass Tour- und Zeitplanungen realistische Schätzungen zugrunde liegen. Außerdem sollten immer „Pufferzeiten“ für Pausen oder Staus eingeplant sein. Flexible Arbeitszeitregelungen können zudem den Zeitdruck auf Arbeitswegen reduzieren.
Die Verkehrssicherheit sollte regelmäßig thematisiert werden
Für alle im Betrieb sollte gelten: Sicherheit geht vor pünktlicher Zielerreichung. Um die Fahrer in diesem Verhalten zu stärken, können Seminare zum Umgang mit Zeitdruck sinnvoll sein. Aber auch andere Verkehrssicherheitsthemen sollten regelmäßig in Dienstbesprechungen, Unterweisungen oder Schulungen angesprochen werden. Bewährt hat es sich, bei diesen Veranstaltungen die Mitarbeiter aktiv in die Entwicklung von Problemlösungen und deren Umsetzung einzubeziehen.
Es muss nicht immer das Auto sein
Ein Unternehmen kann sich zudem aktiv für die Verbesserung der Mobilität einsetzen, indem es ...
- Fahrgemeinschaften fördert, denn diese sind sicherer unterwegs als einzelne Fahrer.
- Kooperationen mit lokalen Verkehrsgesellschaften eingeht bzw. Jobtickets für die Beschäftigten anbietet, denn die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist die sicherste Art der Verkehrsbeteiligung.
- Überdachte und sichere Abstellplätze für Fahrräder zur Verfügung stellt sowie zweimal im Jahr ein Fahrrad-Sicherheitscheck durchführt, denn wer mit dem Rad zu Arbeit kommt, tut etwas für seine Gesundheit.
Manche Mitarbeiter haben eine besondere Gefährdung
Das Risiko auf Arbeitswegen zu verunglücken erhöht sich bei Schichtarbeitern oder Beschäftigten mit vielen Überstunden oder langen Bereitschaftsdiensten. Aber auch Mitarbeiter, die starken körperlichen Belastungen und Monotonie am Arbeitsplatz ausgesetzt sind, brauchen gelegentlich einen Ruheplatz, an dem sie in der Pause oder bevor sie sich auf die Heimfahrt begeben ein „Nickerchen“ machen können.
Schriftliche Vereinbarungen können sicheres Fahrverhalten unterstützen
Für betriebliche Fahrten kann man Vereinbarungen treffen. Sie geben den Fahrern eine eindeutige Vorgabe und unterstützen sicheres Fahrverhalten. Inhalte können z. B. sein, dass während der Fahrt nicht telefoniert wird, dass am Steuer die 0,0-Promille-Grenze gilt, die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen als Obergrenze zu verstehen ist, Besprechungen so terminiert werden, dass keine Nachtfahrten notwendig und dass bei Müdigkeit Pausen einzulegen sind.
Was ist bei einer Panne oder einem Unfall zu tun?
Unterwegs bietet ein schriftlicher Leitfaden in Ausnahmesituationen den Fahrern Sicherheit. Darin sollte stehen, was bei Pannen oder Unfällen zu tun ist, aber auch wie mit zeitlichen Verzögerungen umzugehen ist, also wer z. B. zu informieren ist.
Firmenfahrzeuge müssen in einem betriebs- und verkehrssicheren Zustand sein
Fahrer müssen sich vor Fahrtbeginn davon zu überzeugen, dass am Fahrzeug keine technischen Mängel offensichtlich sind. Technische Defekte müssen umgehend behoben werden. Genauso wichtig ist aber auch die regelmäßig Wartung.
Eine gute technische Ausstattung erhöht die Verkehrssicherheit bei Fahrzeugen
Bei der Ausstattung eines Firmenfahrzeugs ist zu berücksichtigen, wofür es eingesetzt wird. Für Transporte muss es z. B. mit Trenngittern, Fangnetzen oder Zurrpunkten ausgestattet sein. Außerdem empfiehlt sich bei dienstlich genutzten Fahrzeugen die Verkehrssicherheit durch Fahrerassistenzsysteme wie elektronische Stabilitätsprogramme (ESP) zu erhöhen. Dadurch können die Unfallwahrscheinlichkeit reduziert und die Verletzungsfolgen bei einem Unfall gemindert werden.
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