Der Vortrag von Dr. Alexander Sasse, Vorstand und Partner der Concentro Management AG, knüpfte inhaltlich an den Beitrag von TRUMPF-CFO Dr. Lars Grünert an, nun aus der Sicht eines auf Unternehmenskrisen spezialisierten Unternehmensberaters.
Unternehmenskrisen sind in funktionierenden Märkten Normalität
Wenn Berater sich auf Unternehmenskrisen spezialisieren, zeigt das, dass Krisen keine seltenen Ausnahmen sind. Eine Pandemie mag den Fokus mehr auf das Thema richten; sie ist aber letztlich nur ein Beschleuniger einer marktwirtschaftlichen Normalität. Dies gilt insbesondere im Mittelstand, wo keiner „to big to fail“ ist. Erfolgsverwöhntheit, mangelnde Anpassungsfähigkeit, fehlende Ressourcen für notwendiges Wachstum, Führungsprobleme, Querelen im Eigentümerkreis – die Liste ließe sich noch deutlich verlängern.
Typische Abfolgen von Krisen
Akute Krisen haben zumeist eine längere Vorgeschichte. Dr. Sasse stellte einen häufig zu findenden Krisenverlauf vor, von Unstimmigkeiten bei den Eignern (Stakeholderkrise) über falsche strategische Ausrichtung, Absatzschwierigkeiten, Ertragseinbrüche und Liquiditätsprobleme bis zur drohenden Insolvenz. Je früher das Bewusstsein für eine latente oder akute krisenhafte Entwicklung geschaffen wird, desto größer sind die Möglichkeiten der Krisenbewältigung oder Krisenvermeidung. Wenn eine Ergebniskrise in eine Liquiditätskrise umschlägt und nicht schnell umfassend gegengesteuert wird oder kann, ist die gerichtlich angeordnete Sanierung im Rahmen einer Insolvenz meist die Folge.
Aufgaben der Controller zur Krisenbewältigung
Die Bewältigung einer tiefgreifenden Krise ist mit einer grundlegenden Restrukturierung verbunden. Dabei werden letztlich betriebswirtschaftliche Hausaufgaben nachholt, die vernachlässigt wurden. Wichtige Arbeitsschritte sind
- eine genaue Analyse der Lage,
- die Überprüfung und – sehr wahrscheinlich – die Veränderung der Unternehmensstrategie,
- die Formulierung der konkreten Maßnahmen zur Krisenbewältigung und
- die Durchführung einer integrierten Sanierungsplanung.
Nicht nur hier sollten die Controller in ihrem Element sein, sondern z.B. auch bei der Portfolio-Optimierung, bei der laut Dr. Sasse oftmals die Reduzierung der Variantenvielfalt einen sehr wirksamen Hebel darstellt.
Aufgaben der Controller zur Krisenvermeidung
Ein breiter betriebswirtschaftlicher Fokus ist auch in der Krisenvermeidung und -prävention erforderlich. Hier kommt einer unvoreingenommenen Überprüfung des bisherigen Geschäftsmodells eine zentrale Bedeutung zu. Dies beginnt damit, überhaupt im Konzept eines Geschäftsmodelles zu denken und der diesem zugrunde liegenden strategischen Prämissen. Eine solch breite und systematische Sicht unter regelmäßiger Einbindung des Controllings ist vielen mittelständischen Unternehmern doch eher fremd.
Transparenz und Kultur als Erfolgsfaktoren der Krisenvermeidung und Krisenbewältigung
Am Ende seines Vortrags stellte Dr. Sasse zwei Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Krisenvermeidung und Krisenbewältigung heraus: Transparenz und Kultur. Bei der Transparenz spielen die Controller traditionell eine zentrale Rolle. Betrachtet man die Kultur, so sind die von Dr. Sasse hervorgehobenen Facetten interdisziplinäre Zusammenarbeit, Offenheit/Veränderungsbereitschaft und Disziplin in der Umsetzung kulturelle Werte, die sehr gut in den Kontext einer Controlling-Kultur passen.
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