Konzernsteuerung und Entscheidungsunterstützung
BAYER ist Vorreiter in puncto Digitalisierungsgrad der Unternehmenssteuerung und konnte immer wieder neue Elemente umsetzen. Zuletzt wurde ein vollständig integriertes Finanzmodell eingeführt, mit dem in Echtzeit Entscheidungen modelliert und simuliert werden können. Mit dem Vortrag von Philipp Ahrendt und Olaf Lischke aus dem Corporate Controlling von BAYER konnten die Teilnehmer der 22. Planungsfachkonferenz vom 3. Dezember 2020 an der Weiterentwicklung des Steuerungsinstrumentariums des BAYER-Konzerns teilhaben.
BAYER hatte bereits auf vergangenen Konferenzen verschiedene vorausgegangene Entwicklungen demonstriert (vgl. insbesondere Vereinfachung von globaler Planung und Forecasting erfordert einen langen Atem von der 15. Planungsfachkonferenz sowie Innovativ, global, einheitlich und doch flexibel! – Paradigmenwechsel in der Planung bei Bayer als Vortrag der 20. Planungsfachkonferenz und Reporting-Analysen wie im App-Store zusammenstellen auf der Fachkonferenz Reporting 2016) und ihre diesbezüglichen Erfahrungen mit dem Konferenzpublikum geteilt.
Integriertes Simulationsmodell
Die neueste Entwicklung, ein vollständig integriertes Finanzmodell, stellt dabei einen weiteren Meilenstein auf der "Digitalisierungs-Journey" dar. Diese Reise wird noch weitergehen; als mittelfristiges Ziel wird mit "Prescriptive modeling" ein weiterer Schritt angeführt, der bislang aber noch Theorie bleibt. BAYER ist eines von sehr wenigen Beispielen, bei dem die in der Theorie beschriebenen zukünftigen Entwicklungspfade von Planung und Reporting (vgl. beispielhaft
Kappes/Leyk 2018) bereits in vielen Elementen umgesetzt wurden.
Hauptzweck des integrierten Simulationsmodells ist die Entscheidungsunterstützung für das Management – eine Aufgabe, die mit zunehmender Unsicherheit seriös nur noch mittels fundierter Szenarien-Betrachtungen möglich ist. Philipp Ahrendt und Olaf Lischke haben ihren Vortrag deshalb auch mit "Dynamic decision making in VUCA times" überschrieben. Sie sehen ein vollständig integriertes, in sich konsistentes Simulationsmodell als Antwort auf die Herausforderungen von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Der Horizont der relevanten Entscheidungen umfasst dabei sowohl strategische Langfristbetrachtungen als auch wichtige kurz- und mittelfristige Fragestellungen.
Aufbau und IT-Architektur des integrierten Finanzmodells
Das vorgestellte integrierte Finanzmodell dient der Modellierung und Simulation verschiedener Szenarien. Dabei können über verschiedene Treiber bzw. Parameter sowie über die Integration und Veränderung von Maßnahmen verschiedene Szenarien ("Cases") erstellt und verglichen werden. Bei jedem erstellten Szenario werden dabei die Auswirkungen auf alle Finanzgrößen von der Veränderung des Umsatzes bis hin zum veränderten Unternehmenswert sichtbar. Aktuell hat das Modell den Fokus auf finanzielle Stellschrauben. Der Ausbau um weitere operative Treiber ist aber möglich und beabsichtigt.
Betrieben wird das Modell von einem dedizierten Team im Corporate Controlling des BAYER-Konzerns. Dieses Team hat das Modell auch weitgehend eigenständig mithilfe moderner Anaplan-Technologie aufgebaut. Anaplan ist Vorreiter bei Cloud-basierten Planungslösungen und zeichnet sich gegenüber anderen Tools durch hohe Fachbereichsorientierung und umfassende Verknüpfungs- und Simulationsfunktionalitäten aus. Das auf Anaplan-basierende Modell setzt dabei auf dem konzernweiten Data Warehouse ("data.one"; Basis SAP HANA-Technologie) auf.
Entscheidungsunterstützung in Echtzeit
In ihrem Vortrag zeigten Philipp Ahrendt und Olaf Lischke den Aufbau und die Funktionalitäten des "Corporate Financial Model" in einer umfangreichen und beeindruckenden Live-Demo, sodass die Konferenzteilnehmer einen guten Eindruck davon bekamen, wie eine entsprechende Unterstützung wichtiger strategischer und operativer Fragestellungen mit dem Modell in der Praxis funktioniert.
Bereits seit längerem stand die Vision im Raum, dass das Controlling "live" mit dem Management Szenarien modelliert und diskutiert. Mit solchen Modellen (auf Basis moderner Technologie), die in Echtzeit die Auswirkungen verschiedenster Veränderungen berechnen, wird dies nun Realität.
Das Simulationstool wird aktiv in Vorstandssitzungen genutzt und ist kein reines Controlling-Werkzeug, mit dem nur im Controlling und zur Vorbereitung gearbeitet wird. Die konkrete Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Controlling ändert sich. Während bisher aufwendige PowerPoint-Präsentationen im Vordergrund standen und alternative Fragestellungen häufig erst im Nachgang beantwortet werden konnten, können Präsentationen jetzt deutlich interaktiver erfolgen und verschiedene Szenarien direkt und unmittelbar im Meeting betrachtet werden.
Rolle des Controllers verändert sich
Damit zeichnet sich ab, dass sich damit auch die Rolle der Controller bzw. Finanz-Teams, die solche Modelle entwickeln und betreuen, verändern wird. Zum einen konkretisiert sich die häufig als "hybrid" bezeichnete Verschmelzung fachlicher und technischer Kompetenzen in einer Rolle. Zum anderen verlagern sich die Diskussionen von methodischen Fragestellungen (beispielsweise einer Unternehmenswertberechnung) stärker hin zu geschäftsorientierten Punkten (wie z. B. der Risikoteilung bei verschiedenen Kooperationsformen). Eine spannende Entwicklung, die vielen Finanzfunktionen noch bevorsteht!
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