Tanja Castor, Stefan Schnell
Rz. 11
Der im Jahr 2010 gegründete International Integrated Reporting Council (IIRC) zielte in seinem Rahmenwerk v. a. auf die enge Verzahnung und die Zusammenhänge zwischen integrierter Berichterstattung und integrierter Unternehmenssteuerung ab. Unter der bildhaften Beschreibung "Breaking down the Silos" wurde v. a. die notwendige cross-funktionale Zusammenarbeit zwischen den wahrgenommenen Silos betont.
Die neuen nachhaltigkeitsbezogenen Berichtsanforderungen auf EU-Ebene haben komplexe Auswirkungen auf die Lageberichterstattung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsfunktionen im Unternehmen ist aus Anwendersicht unabdingbar. Nachhaltigkeitsberichterstattung wird aufgrund ihrer breiten und stetig wachsenden Anforderungen – sowohl was Qualität als auch Quantität der Informationen betrifft – vermutlich in den meisten Unternehmen immer eine cross-funktionale Aktivität darstellen.
Wichtig ist, dass die Verantwortlichen aus relevanten Finanzeinheiten (u. a. Reporting, Accounting/Performance Measurement, Treasury, Risikomanagement), aus Unternehmensstrategie/Nachhaltigkeit, Investor Relations, relevanten Experteneinheiten (Umweltschutz, Sicherheit, Gesundheit, Personal, Einkauf, Compliance), operativen Einheiten sowie aus der Unternehmenskommunikation im Berichts- und Prüfprozess eng zusammenarbeiten. Nur so ist die frühzeitige Veröffentlichung aller wesentlichen Finanz- und ESG-Informationen zum gleichen Zeitpunkt möglich.
Auch für die kurzfristige Umsetzung der Anforderungen des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes (CSR-RUG; § 9 Rz 2 ff.) für das Geschäftsjahr 2017 und des abgeleiteten überarbeiteten Rechnungslegungsstandards (DRS 20) waren das etablierte Zusammenspiel von Rechnungslegungsexpertise und den Verantwortlichen für ESG-Berichtsprozesse erfolgskritisch. Auf diese Erfahrungen baut das Unternehmen bei der Umsetzung der ESRS auf.
Rz. 12
Eine Verankerung fachlicher Expertise in allen relevanten Teilen der Organisation ist die wichtige Basis für robuste Berichterstattungsprozesse. Allerdings kann v. a. bei Unternehmen mit langjähriger Vorerfahrung im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung oftmals die Herausforderung einhergehen, dass Prozesse, Systeme und organisatorische Ansätze "historisch gewachsen" und in Teilen personengebunden sind. In diesem Fall bieten die wachsenden Anforderungen an eine robuste Nachhaltigkeitsberichterstattung auch die Chance, gewachsene Strukturen zu hinterfragen und eine agile sowie gleichzeitig belastbare Aufbau- und Ablauforganisation zu etablieren. So hat das Unternehmen Anfang 2024 die Verantwortung für die Nachhaltigkeitsberichterstattung aus der Strategieeinheit in die Finanzfunktion transferiert. Daneben werden etablierte Prozesse zur Sicherstellung der "financial reporting compliance" auf wesentliche Nachhaltigkeitsthemen ausgeweitet. Interne Kontrollsysteme (IKS) werden bei der Umsetzung der Empfehlungen des überarbeiteten Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK), der Anforderungen der ESRS, aber v. a. zur Sicherstellung robuster Informationserhebung im Eigeninteresse fort- bzw. eingeführt werden.
Seit 2018 wurde bei BASF bspw. zur cross-funktionalen Koordinierung zahlreicher Herausforderungen im Kontext der Sustainable-Finance-Debatte ein "Sustainable Finance Round Table" institutionalisiert. In diesem Round Table diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Finanzfunktionen, Strategieeinheiten (inkl. der Nachhaltigkeitsorganisation), Investor Relations, Kommunikation und Stabsfunktionen aufkommende neue Anforderungen an das Unternehmen und die Berichterstattung. So können zeitnah notwendige Entscheidungs- und Anpassungsprozesse angestoßen werden. Ebenso wurde 2021 im Finanzbereich eine Einheit etabliert, die den Themenkomplex "Sustainability Controlling" in enger Zusammenarbeit mit den operativen Einheiten vorantreibt und interne Berichtsprozesse v. a. zum steuerungsrelevanten Leistungsindikator "CO2-Emissionen" weiterentwickelt.
2022 wurde zusätzlich das "Sustainability Reporting & Controlling Committee" etabliert, um quartärlich schnelle Entscheidungen zur effizienten Implementierung v. a. neu aufkommender regulatorischer Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu treffen und mit der enormen externen Dynamik Schritt zu halten. In diesem Entscheidungsgremium sind berichtsrelevante Einheiten wie Unternehmensstrategie, Finanzfunktion, Investor Relations, Facheinheiten (Umwelt, Sicherheit & Gesundheit und HR), IT, aber auch Führungsfunktionen aus dem operativen Controlling vertreten. Der zunehmend wichtigen Rolle der Controlling-Funktionen in Unternehmen bei der Erhebung robuster ESG-Daten wird so Rechnung getragen.
Es ist entscheidend, klare Verantwortlichkeiten für die "Governance" und die Vorgaben der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablieren sowie sicherzustellen, dass diese Vorgaben qualitäts- und kontrollgesichert umgesetzt werden. So kann eine entsprechend zuverlässige Bericht...