Tanja Castor, Stefan Schnell
7.1 Entwicklung steuerungsrelevanter Nachhaltigkeitskennzahlen
Rz. 21
In Rz 1 ff. wurden die Entwicklung und die Rahmenbedingungen für eine integrierte Berichterstattung dargestellt. Die Relevanz von Impulsen aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung für die Steuerung des Geschäfts wurde angesprochen und soll in diesem Kapitel weiter vertieft werden.
Ein konkretes Beispiel aus der Unternehmenspraxis ist der Umgang von BASF mit CO2-Emissionen, der externen Berichterstattung dazu und der internen Umsetzung der entsprechenden Ziele. Der KPI "absolute CO2-Emissionen" wurde ab 2020 darüber hinaus als bedeutsamster steuerungsrelevanter Leistungsindikator in die Unternehmenssteuerung integriert.
Bei der internen Umsetzung wird besonders deutlich, wie Berichterstattung und Steuerung wesentlicher ESG-Themen die cross-funktionale Zusammenarbeit in Unternehmen fordern und fördern und dass unterschiedliche Kompetenzprofile der entsprechenden Mitarbeitenden benötigt bzw. geschärft werden müssen.
7.2 Externe Anforderungen an die CO2-Berichterstattung
Rz. 22
Bereits vor Inkrafttreten der europäischen Non-Financial Reporting Directive (NFRD) im Jahr 2017 hat das Unternehmen umfassend über Nachhaltigkeitsaspekte extern berichtet. Die Anforderungen der NFRD wurden unter Anwendung der Standards der Global Reporting Initiative (GRI; § 8 Rz 28 ff.) – in der "umfassenden Umsetzungsoption" – sowie unter Berücksichtigung der Berichtsanforderungen des UN Global Compact (UNGC; § 8 Rz 63 ff.) als entsprechende Rahmenwerke erstellt.
Anfang 2024 hat das Unternehmen einen umfassenden Review der bestehenden doppelten Wesentlichkeitsanalyse gestartet, um den umfassenden Dokumentationspflichten v. a. bei der geforderten sog. Impact-Risk-Opportunity-(IRO-)Bewertung gerecht zu werden.
Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD; § 8 Rz 159 ff.) zur Berichterstattung klimabezogener Informationen. So werden im Geschäftsbericht an verschiedenen Stellen von der TCFD empfohlene Inhalte veröffentlicht, gem. den TCFD-Empfehlungen gegliedert in die folgenden 4 TCFD-Kernbereiche: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele.
Abgeleitet aus der Wesentlichkeitsanalyse zum einen und der Steuerungsrelevanz des Themas zum anderen berichtet das Unternehmen umfangreich in der externen Berichterstattung über das Thema Energie und Klimaschutz.
Zu den relevantesten ESG-Themen sollte i. R. d. ESRS-Mindestangabepflichten (MDR) in ESRS 2 über die entsprechende Strategie, globale Ziele und die Maßnahmen zur Erreichung der Ziele berichtet werden. So geht BASF u. a. auf Erzeugung und Einkauf erneuerbarer Energien, generelle Energieversorgung und Energieeffizienz, auf die CO2-Bilanz sowie auf Klimaschutzprodukte, d. h. solche, die Treibhausgasemissionen durch ihren Einsatz beim Kunden vermeiden, ein.
Bedeutender als die externe Darstellung der Informationen ist aber die tatsächliche interne Untermauerung der Ziele mit spezifischen Maßnahmen und Steuerungselementen.
7.3 Case Study: Steuerung wesentlicher ESG-Themen am Beispiel "CO2-Emissionen" der BASF
Rz. 23
Ansteuern unternehmensweiter Ziele für CO2-Emissionen
Im Jahr 2021 legte BASF einen aktualisierten Fahrplan zur Klimaneutralität fest mit den folgenden wesentlichen Kernpunkten:
- Ab 2050 weltweit Netto-Null-CO2-Emissionen angestrebt;
- deutliche Reduzierung von CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) um 25 % im Vergleich zu 2018 bereits bis 2030;
- Senkung der spezifischen CO2-Emissionen (Scope 3.1) bis 2030 um 15 % im Vergleich zu 2022.
Insofern setzte sich BASF messbare Ziele auf ihrem Weg Richtung Klimaneutralität im Jahr 2050. Basierend auf den jüngsten Fortschritten bei der Entwicklung CO2-reduzierter und CO2-freier Technologien erhöhte das Unternehmen sein mittelfristiges Reduktionsziel für Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu früheren Zielen: Das Unternehmen will die Menge emittierter Treibhausgase im Vergleich zum Jahr 2018 weltweit um 25 % senken – und dies bei angestrebtem Wachstum und der Errichtung eines großen Verbundstandorts in Südchina.
Insgesamt plant BASF zur Erreichung des neuen Klimaziels bis 2025 Investitionen von bis zu 1 Milliarde EUR sowie bis 2030 von weiteren 2 bis 3 Milliarden EUR.
Im Jahr 2018 lagen die weltweiten Emissionen der BASF-Gruppe bei 21,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Im Jahr 1990 waren sie noch etwa doppelt so hoch. Das neue Emissionsziel 2030 entspricht einer Reduktion von rund 60 % im Vergleich zu 1990.
Im Zentrum der langfristigen Umstellung hin zu Netto-Null-CO2-Emissionen ab 2050 steht der Einsatz neuer Technologien, bei denen fossile Energieträger wie Erdgas durch elektrischen Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzt werden.
BASF setzt sich mit der Klimaneutralität im Jahr 2050 ein ambitioniertes Ziel und hat entsprechende interne Steuerungs-, Kontroll- und Berichtssysteme etabliert, um dieses Ziel zu erreichen.
Im November 2021 wurde zur weiteren Manifestierung des steuerungsrelevanten Leistungsindikators "CO2-Emissionen" bzw. zur Ansteuerung des globalen Ziels "Netto-Null-CO2-Emissionen ab 2050" eine Einheit "Net Zero Accelerator" mit ca. 80 Mitarb...