Die wichtigsten Nachhaltigkeitskennzahlen in der Praxis
Wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeitsreporting und Nachhaltigkeitskennzahlen
Nachhaltigkeit ist zu einem wichtigen gesellschaftlichen Thema geworden. Stakeholder interessieren sich immer mehr für die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens. Wer sich beispielsweise sozial engagiert zeigt, punktet auch in der Außenwirkung. Viele Unternehmen nehmen deshalb Informationen zu ihrer Nachhaltigkeitsstrategie in das Reporting auf. Teilweise geschieht das freiwillig – teilweise jedoch auch aufgrund (neuer) gesetzlicher Verpflichtungen (z.B. CSRD).
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Aspekte in der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Worüber berichten Unternehmen bisher? Thematisch gibt es 5 Aspekte, die sich vor allem aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung aufgrund des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes (§ 289c HGB) in der Berichterstattung standardmäßig wiederfinden:
- Umweltbelange
- Arbeitnehmerbelange
- Sozialbelange
- Achtung der Menschenrechte
- Bekämpfung von Korruption/Bestechung
Über diese Aspekte informieren viele Unternehmen bisher entweder im Lagebericht oder einem separaten Nachhaltigkeitsbericht.
Wichtig: Mit CSRD werden Unternehmen verpflichtet, die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Lagebericht zu veröffentlichten. Zudem werden die Berichtspflichten konkretisiert.
Nachhaltigkeit messen mit den richtigen Kennzahlen
Über welche Kennzahlen sollte überhaupt berichtet werden? Das hängt auch von den eigenen gesetzten Nachhaltigkeitszielen ab. Unternehmen, die gesetzlich zur Berichterstattung verpflichtet sind, sollten selbstverständlich wesentliche Kennzahlen zu den o.g. Aspekten entwickeln. In der Regel wird eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt, damit überhaupt ermittelt wird, welche Nachhaltigkeitsthemen identifiziert und in den Fokus gerückt werden sollten.
Für die Studie "Sustainability Transformation Monitor 2024" der Bertelsmann-Stiftung wurden 271 Unternehmen der Realwirtschaft und 91 Banken befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen bei ihrer Nachhaltigkeitstransformation vor allem noch mit fehlenden Ressourcen kämpfen. So fehlt es an monetären und personellen Ressourcen, aber auch an verfügbaren Daten. Über 40 Prozent der befragten Unternehmen sehen in fehlenden KPI's ein sehr relevantes oder eher relevantes Hemmnis.
Beim Einsatz von Kennzahlen müssen Unternehmen darauf achten, relevante Kennzahlen auszuwählen. Die Kennzahlen sind nicht nur für das jährliche Reporting relevant. Auch unterjährig können sie wichtige Erkenntnisse für strategische Entscheidungen liefern. Voraussetzung ist, dass sie eindeutig definiert und aussagekräftig sind. Für das externe Reporting werden Kennzahlen häufig verdichtet. Doch im Management Reporting ist das häufig nur wenig sinnvoll, da dann relevante Informationen verlorengehen.
Beispiel: In externen Berichten findet sich häufig zum Aspekt "Arbeitnehmerbelange" die "Unfallhäufigkeit". Doch für das Management liefert das alleine noch keine Information darüber, in welcher Produktionsstätte oder welchem Lager beispielsweise besonders häufig Unfälle passieren. Wenn diese Daten aufgeschlüsselt werden, kann sich ein klareres Bild ergeben und es können Maßnahmen ergriffen werden, um die Unfallhäufigkeit zu reduzieren.
Relevate Kennzahlen für Finanzierungsgespräche
Auch in Finanzierungsgesprächen achten Kreditinstitute immer mehr auf entsprechende Angaben. Laut den Studienergebnissen des "Sustainability Transformation Monitors 2024" gaben rund 78 Prozent der befragten Banken an, dass das Tema Nachhaltigkeit in Finanzierungsgesprächen wichtig ist. Und 19,5 Prozent der Banken sehen es zumindest teilweise als wichtig an. Interessant hier: Nur 44,8 Prozent der befragten Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass Nachhaltigkeit wichtig in Finanzierungsgesprächen ist.
Das zeigt, dass vielen Unternehmen noch nicht bewusst ist, welche finanziellen Auswirkungen fehlende Nachhaltigskeitsdaten mit sch bringen könnten. Auch Unternehmen, die grundsätzlich nicht gesetzlich zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichet sind, sollten mögliche Potenziale für erfolgreiche Kreditverhandlungen nutzen. Doch welche Daten erwarten Banken?
Tipp: Der Bankenverband hat einen ESG KPI Grundkatalog veröffenticht. In diesem Katalog sind die unterschiedlichen Datenanforderungen von Banken gegenüber größeren Unternehmen, die der CSRD-Berichtspflicht unterliegen, aufgeführt. Für Unternehmen kann dieser Katalog hilfreiche Erkenntnisse liefern, welche Kennzahlen in Kreditverhandlungen bereitgestellt werden sollten.
Nachhaltigkeit und Kennzahlen: Beispiele
In der Öffentlichkeit werden bestimmte Kennzahlen besonders aufmerksam beobachtet. So sind beispielsweise die CO2-Emissionen eines Unternehmes für viele Beobachter von großem Interesse.
Viele Unternehmen informieren beispielsweise zu Umweltaspekten mithilfe verschiedener Kennzahlen, wie
- Treibhausgasemissionen,
- CO2-Einsparungen,
- Wasserverbrauch,
- Energieverbrauch,
- Abfallaufkommen und
- Wiederverwertungsraten.
Mit diesen Kennzahlen lässt sich messen, inwiefern ein Unternehmen "seinen ökologischen Fußabdruck" verkleinern konnte.
Zu Mitarbeiterbelangen und Soziales wiederum wird beispielsweise häufig mittels Kennzahlen wie
- Fluktuationsquote,
- Krankheitsquote,
- Altersstruktur,
- Lohngleichheit,
- Gleichstellung,
- Frauenanteil in Führungspositionen,
- Weiterbildungsprogramme und
- Unfallzahlen bzw. Arbeitssicherheit
informiert. Soziales Engagement kann vielfältig sein – sei es im Bereich von Bildung, Kunst, der Unterstützung lokaler Suppenküchen o.Ä. Auch hier können entsprechende Kennzahlen entwickelt werden.
Gerade in Bezug auf Menschenrechte bzw. Korruption berichten Unternehmen häufig über ihre Lieferketten und ggf. selbstdefinierte Lieferantenrichtlinien. Auch hier müssen gesetzliche Anforderungen, beispielsweise durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, beachtet werden.
Lesen Sie hierzu auch: LkSG-Sorgfaltspflichtenberichte können ersetzt bzw. dürfen später eingereicht werden
Nachhaltigkeitskennzahlen kreativ darstellen
Wenn die Kennzahlen entwickelt wurden, stellt sich die Frage, wie diese veröffentlicht werden sollen. In der Berichterstattung spielt auch eine ansprechende Visualisierung eine große Rolle. Eine bloße nüchterne Auflistung von Kennzahlen muss nicht sein. Gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeitsthemen kann es attraktiv sein, bei der Gestaltung bestimmte Daten in den Vordergrund zu rücken.
Für Unternehmen, die nicht gesetzlich zum Nachhaltigkeits-Reporting verpflichtet sind, kann es zunächst ein reizvoller Gedanke sein, die Informationen individuell auszuwählen und den Nachhaltigkeitsbericht entsprechend kreativ zu gestalten. Allerdings sollte bedacht werden: Wer sich an den Standards von zur Nachhaltigkeitsberichterstattung-verpflichteten Unternehmen orientiert, kann eine Vergleichbarkeit ermöglichen und sich so vielleicht von Wettbewerbern sogar abheben. Wem es beispielsweise besonders gut gelingt, CO2 einzusparen, der sollte darüber auch berichten. Zudem kann auch aufseiten der Stakeholder die Erwartungshaltung entstehen, diese Informationen und Kennzahlen (auch in einer entsprechenden Struktur) vorzufinden – ob gesetzlich verpflichtet oder nicht.
Zwei Regelwerke sind bisher als Standards für Nachhaltigkeits-Reporting und Nachhaltigkeitscontrolling gängig
Bisher gab es kein verpflichtendes Regelwerk, das als Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zugrunde gelegt werden muss. Wer jedoch überhaupt kein gängiges Rahmenwerk anwendet, muss dies begründen.
In der Praxis haben sich einige Leitlinien etabliert, wodurch eine Vergleichbarkeit erleichtert werden soll: So greifen viele mittelgroße und große Unternehmen auf die Empfehlungen der Global Reporting Initiative (GRI) zurück, für kleine und mittelständische Unternehmen gilt der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) als empfehlenswert. Doch wie sieht es mit der Anwendung eines Rahmenwerks in der Praxis tatsächlich aus?
Laut der Bertelsmann-Studie nutzen
- 55 Prozent der befragten Unternehmen das Rahmenwerk GRI,
- 39,6 Prozent DNK.
Genannt wurden jedoch auch GWÖ (Gemeinwohl-Ökonomie), UN-Global-Compact-Prinzipien und TCFD (Task Force on Climate-Related Financial Disclosures).
Ausblick: Verpflichtende Berichterstattungsstandards
Ein wesentlicher Nachteil des Nachhaltigkeitsreportings war, dass Unternehmen nicht verpflichtet sind, ein bestimmtes Rahmenwerk anzuwenden. Das erschwert die Vergleichbarkeit der Berichte. Die EU hat nun verschiedene Maßnahmen im Bereich Sustainable Finance auf den Weg gebracht.
Hinweis: Durch die EU-Taxonomieverordnung sind beispielsweise seit 2022 (bzw. Teile der Verordnung seit 2023) kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtet, bestimmte taxonomiebezogene Kennzahlen zu veröffentlichen. So müssen diese Unternehmen den Anteil an den Kennzahlen Umsatzerlöse, Investitionsausgaben und Betriebsausgaben ausweisen, der mit ökologisch nachhaltigen Aktivitäten im Sinne der EU-Taxonomie verknüpft ist. Lesen Sie hierzu: EU-Taxonomie für Sustainable Finance: Wie das Controlling die Umsetzung unterstützen kann.
Allerdings scheinen diese Kennzahlen häufig noch wenig aussagekräftig zu sein, wie die Studie "EU Taxonomy Reporting 2023" der Beratungsgesellschaft PwC für das Geschäftsjahr 2023 offenlegt.
Die EU hat außerdem neue Regelurierungen mit der "Corporate Sustainability Reporting Directive" (CSRD) entwickelt, die für viele Unternehmen (auch KMU) weitreichende Verpflichtungen mitbringen werden. Entsprechende Informationen im Rahmen einer Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen dann zwingend im Lagebericht veröffentlicht werden.
Wesentliche Inhalte des neuen EU-Standards sollten laut ESRS in folgende 3 Kategorien unterteilt werden:
Environment | Social | Governance |
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Tipp: Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist künftig dann nach europäischen Berichtsstandards (European Sustainability Reporting Standards (ESRS) zu erstellen. Umfangreiche Informationen finden Sie in dem Top-Thema Überblick über die European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
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