Carmen Auer, Viola Möller
1.7.1 Ziel und Zusammensetzung
Rz. 97
Das International Integrated Reporting Council (IIRC; Rz 99 ff.) und das Sustainability Accounting Standards Board (SASB; Rz 128 ff.) haben am 9.6.2021 offiziell ihren Zusammenschluss zur Value Reporting Foundation (VRF) bekannt gegeben. Ziel der VRF sollte es sein, insbes. die Entscheidungsfindung von Unternehmen und Investoren mit den nachfolgenden 3 Schlüsselressourcen zu unterstützen:
- Integrated Thinking Principles,
- Integrated Reporting Framework,
- SASB Standards.
Rz. 98
Mit Wirkung zum 1.7.2022 wurde der Zusammenschluss zwischen VRF und der IFRS-Stiftung (Rz 53 ff.) beschlossen.
Unabhängig vom Zusammenschluss sind die Standards des SASB sowie das Framework des IIRC durch Anwender weiterhin getrennt voneinander i. S. v. Richtlinien zur Orientierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung nutzbar.
1.7.2 International Integrated Reporting Council (IIRC)
Rz. 99
Beim IIRC handelt es sich um eine weltweite Vereinigung von u. a. Investoren, Unternehmen, Standardsetzern und NGOs. Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Berichterstattung von Unternehmen unter Berücksichtigung ihrer Wertschöpfung weiterzuentwickeln. Vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung wurde im Dezember 2013 ein Rahmenkonzept zum Integrated Reporting für die Berichterstattung sowohl über finanzielle als auch nichtfinanzielle Informationen geschaffen, welches im Januar 2021 aktualisiert wurde.
Die Grundidee des IIRC-Rahmenkonzepts besteht aus einer in sich geschlossenen Berichterstattung, die Informationen über die Strategie, Führung und Leistung des Unternehmens sowie über die kurz-, mittel- und langfristige Prognose zur Veränderung des Unternehmenswerts geben soll. In der Berichterstattung nach IIRC wird einem sog. "integrierten Denken" eine hohe Bedeutung beigemessen.
Der integrierte Bericht nach IIRC ist nicht lediglich eine additive Darstellung von finanziellen und nichtfinanziellen Informationen. Er ist vielmehr auf die Darstellung der Interdependenzen unterschiedlicher Themen im Hinblick auf die kurz-, mittel- und langfristige Wertschöpfung eines Unternehmens gerichtet. Dieser Denkansatz findet sich auch in der sich immer stärker verzahnenden Berichterstattung im Kontext der CSRD (§ 9 Rz 55 ff.) oder des ISSB wieder.
Rz. 100
Nach dem Rahmenkonzept des IIRC sollen die Investoren durch den integrierten Bericht in ihrer Entscheidungsfindung zur Bereitstellung von Kapital unterstützt werden. Die Wertschöpfung kann zwar für das Unternehmen selbst (in Form von finanziellen Rückflüssen an Investoren) oder für die sonstigen Stakeholder bestehen. Letztere Wertschöpfung wird jedoch nur als relevant für die Berichterstattung angesehen, sofern diese für die finanziellen Rückflüsse an die Investoren wesentlich ist.
Rz. 101
Das Rahmenkonzept des IIRC besteht aus einem prinzipienbasierten Ansatz, der sowohl eine Flexibilität in der Berichterstattung als auch eine Vergleichbarkeit von Berichterstattungen unterschiedlicher Unternehmen vereinen soll. Eine Vorgabe zu Angaben z. B. von bestimmten Leistungsindikatoren oder konkreten Informationen erfolgt jedoch nicht.
Rz. 102
Der integrierte Bericht nach IIRC kann als eigenständiger Bericht aufgestellt oder in bestehende Berichte einbezogen werden. Im Fall eines Einbezugs z. B. in den Lagebericht hat der integrierte Bericht nach IIRC auch den Erfordernissen des Rahmenkonzepts zu entsprechen.
Nach dem Rahmenkonzept des IIRC soll die Berichterstattung periodisch erfolgen.
Rz. 103
Das Rahmenkonzept des IIRC soll vorrangig privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen dienen, wobei Unternehmen der öffentlichen Hand sowie gemeinnützige Unternehmen das Rahmenkonzept ebenso verwenden können.
Rz. 104
Der integrierte Bericht nach IIRC basiert maßgeblich auf der Betrachtung von verschiedenen Kapitalarten und dem damit verbundenen Prozess der Wertschöpfung. Die Kapitalarten sind als Wertspeicher (Silos) zu verstehen, die durch die Unternehmenstätigkeit verändert werden. Das Rahmenwerk des IIRC empfiehlt die Verwendung folgender 6 Kapitalarten zur Berichterstattung, eine verpflichtende Anwendung dieser Kategorisierung ist allerdings nicht gefordert:
- Finanzkapital,
- Produktionskapital,
- geistiges Kapital,
- Humankapital,
- Sozial- und Netzwerkkapital,
- natürliches Kapital.
Durch externe Schulungsmaßnahmen hat ein Unternehmen in Humankapital investiert und dadurch den Wert des Humankapitals um X erhöht. Zugleich verringert sich der Wert des Finanzkapitals um den Wert Y. Es erfolgt eine Umwandlung von Finanz- in Humankapital.
Rz. 105
Das Finanzkapital besteht nach dem Rahmenkonzept des IIRC aus dem Eigen- oder Fremdkapital des Unternehmens, das zur Produktion von Erzeugnissen oder für die Erbringung von Dienstleistungen zur Verfügung steht.
Als Produktionskapital werden Güter angesehen, die einem Unternehmen für die Herstellung von Erzeugnissen oder für die Erbringung von Dienstleistungen zur Verfügung stehen, wie z. B. Gebäude oder eine vorhandene Infrastruktur.
Nach dem Rahmenkon...