IFRS-Stiftung konsolidiert Value Reporting Foundation (VRF)

Die IFRS-Stiftung hat im August 2022 die Verantwortung für die Value Reporting Foundation (VRF) und damit auch für die Sustainability Accounting Standards Board (SASB)-Standards übernommen.

Was ist das SASB?

Im August 2022 hat die IFRS Foundation die Verantwortung für die Sustainability Accounting Standards Board (SASB)-Standards übernommen. SASB wurde 2011 als gemeinnützige Organisation gegründet, um Unternehmen und Investoren dabei zu helfen, eine gemeinsame Sprache über die finanziellen Auswirkungen der Nachhaltigkeit zu entwickeln. Im Laufe der Jahre wurden die Standardsetter und Initiativen im Kontext der Nachhaltigkeitsberichterstattung sehr komplex. Viele globale Unternehmen und Investoren forderten Vereinfachung und Klarheit über einen Standardsetter. Als Reaktion darauf gaben das International Integrated Reporting Council (IIRC) und das SASB im November 2020 ihre Absicht bekannt, sich in die im Juni 2021 offiziell gegründete Value Reporting Foundation (VRF) zusammenzuschließen. Mit dieser Konsolidierung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und auch allgemein bei der nachhaltigeren Ausrichtung der Unternehmenswertschöpfung wurde bereits ein großer Schritt in Richtung Vereinfachung getan.

Die Value Reporting Foundation bot eine umfassende Reihe von Ressourcen an – darunter Integrated Thinking Principles, das Integrated Reporting Framework und SASB Standards –, die Unternehmen und Investoren dabei helfen sollen, ein gemeinsames Verständnis des Unternehmenswerts zu entwickeln. Der Vorstand der Value Reporting Foundation beaufsichtigte die Strategie, die Finanzen und den Betrieb der gesamten Organisation und ernannte die Mitglieder des SASB Standards Board. Das SASB Standards Board war ein unabhängiges Gremium, das für das ordnungsgemäße Verfahren, die Ergebnisse und die Ratifizierung der SASB-Standards verantwortlich war.

IFRS-Stiftung konsolidiert VRF

Im November 2021 kündigte die IFRS-Stiftung ihre Pläne an, das International Sustainability Standards Board (ISSB) einzurichten, um eine umfassende globale Basislinie hochwertiger Offenlegungsstandards für Nachhaltigkeit zu entwickeln, um den Informationsbedarf der Anleger zu decken. Die IFRS-Stiftung kündigte außerdem Pläne zur Konsolidierung mit der Value Reporting Foundation und dem Carbon Disclosure Standards Board (CDSB) an. Der VRF wurde nun am 1. August 2022 offiziell in die IFRS-Stiftung konsolidiert.

Der ISSB hat sich verpflichtet, auf den branchenbasierten SASB-Standards aufzubauen und den branchenbasierten Ansatz von SASB zur Entwicklung von Standards zu übernehmen. Die SASB-Standards spielen bereits eine wichtige Rolle im E-IFRS S2„ Climate-related Disclosures Exposure Draft “ und im E-IFRS S1 „General Requirements for Sustainability-related Disclosures Exposure Draft“. Der ISSB ermutigt Unternehmen und Investoren, die SASB-Standards weiterhin zu unterstützen und zu verwenden, bis sie durch die IFRS Sustainability Disclosure Standards ersetzt werden.

Die SASB-Standards

Die SASB-Standards identifizieren die Teilmenge von Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen, die für 77 Branchen am relevantesten für die finanzielle Leistung und den Unternehmenswert sind. Die Standards wurden mithilfe eines strengen und transparenten Standardsetzungsprozesses entwickelt, der Folgendes umfasste:

  • evidenzbasierte Forschung;
  • breite und ausgewogene Beteiligung von Unternehmen, Investoren und Fachexperten; und
  • Aufsicht und Genehmigung durch das unabhängige SASB Standards Board. 

Globale Investoren erkennen die SASB-Standards als wesentliche Anforderungen für Unternehmen an, die konsistente und vergleichbare Nachhaltigkeitsangaben machen wollen.

Ausblick auf branchenspezifische Standards

In den Stellungnahmen des DRSC gegenüber dem ISSB zu dessen Entwürfen ED/2022/S1 Allgemeine Vorschriften für die Angabe von nachhaltigkeitsbezogenen Finanzinformationen und ED/2022/S2 Klimabezogene Angaben wird grundsätzlich die Unterstützung für diese globalen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zugesagt. Die Einführung sektorspezifischer Standards wird allerdings nur dem Grunde nach begrüßt. Der vom ISSB verfolgte Ansatz in Bezug auf die Übernahme der SASB-Standards sei jedoch kritisch, da die Vereinbarkeit regelbasierter und prinzipienorientierter Berichtsvorgaben unklar ist.

Auch die EU plant neben den bereits im Entwurf vorliegenden 13 Europäischen Nachhaltigkeitsstandards weitere branchenspezifische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickeln zu lassen, um die dann später verpflichtend für die Anwendung nach der Nachhaltigkeitsrichtlinie zu machen. Es bleibt dabei nur zu hoffen, dass dabei eine möglichst enge Abstimmung zwischen den ISSB/SASB-Standards und den EU-Standards erfolgt, damit Unternehmen nicht wie bei der finanziellen Rechnungslegung mit HGB und IFRS auch zwei abweichende Abbildungssysteme für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu beachten haben.


In der News-Reihe "Aktuelles zur Nachhaltigkeitsberichterstattung" fasst Herr Prof. Dr. Müller monatlich die neusten und relevantesten Entwicklungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung prägnant für Sie zusammen. Weitere aktuelle Ausgaben:

Stellungnahmen zu den Entwürfen der Europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungstandards (ESRS)

ESMA erkennt ISSB als zentral für die Entwicklung von Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards an

Konkretisierung der EU-Umwelttaxonomie und Verknüpfung von Regulierunge