Die Treibhausgase (THG) werden summarisch in Kilogramm CO2-Äquivalente (oft abgekürzt als CO2-Äq oder CO2e) erfasst. Dabei wird berücksichtigt, dass einige THG eine höhere Klimawirksamkeit haben als andere. Z. B. ist die gleiche Menge Methan etwa 30mal so wirksam wie CO2, das Isoliergas Schwefelhexafluorid (SF6) sogar etwa 25.000mal. Entsprechende Freisetzungen müssen deshalb einbezogen werden. Für die Emissionsbilanz ist entscheidend, auf was sie bezogen wird. Das gilt auch für spätere Minderungspläne oder gar die sogenannte Klimaneutralität. Grundsätzlich muss unterschieden werden, ob für ein Unternehmen oder ein Produkt bilanziert wird:
- Die Emissionen von ganzen Unternehmen oder Unternehmensstandorte werden immer auf eine Zeitperiode, meistens ein Kalender- oder Geschäftsjahr, bezogen.
- Bei Produkten steht dagegen eine Mengeneinheit im Vordergrund, als ein Stück oder ein Kilogramm.
2.1 Produktbilanz – Product Carbon Footprint
Die THG-Bilanz von Produkten wird häufig als (Product) Carbon Footprint bezeichnet. Entscheidend ist hier, dass über den gesamten Lebensweg eines Produktes bilanziert wird, also von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und Nutzung bis zur Entsorgung, in der Fachsprache: Cradle-to-Grave. Diese Bilanzen basieren auf den Grundsätzen der Ökobilanzen bzw. des Life Cycle Assessments (LCA), wie sie in den ISO-Normen 14040 und 14044 festgelegt sind. Für solche Product Carbon Footprints gibt es eine eigene ISO-Norm (14067). Viele Unternehmen geben den Carbon Footprint nur bis zu ihrer Produktauslieferung an, was für Zwischenprodukte im B2B-Bereich wichtig ist. Dann ist von Cradle-to-Gate-Bilanzen die Rede.
Abb. 1: Klimabilanz eines Produktes (pro Stück o. ä.) mit den verschiedenen Systemgrenzen
2.2 Unternehmensbilanz
Bei der zeitperiodenbezogenen Bilanzierung von Unternehmen wird entweder von der ISO-Norm 14064-1 oder von einem quasi privatwirtschaftlichen Standard, dem sogenannten Greenhouse Gas Protocol, ausgegangen, der seit vielen Jahren etabliert ist. In ihm wird die Unterscheidung der drei Bilanzkreise Scope 1, Scope 2 und Scope 3 vorgenommen, die sich inzwischen eingebürgert haben.
Abb. 2: Klimabilanz (pro Jahr) einer Firma mit den verschiedenen Bilanzkreisen Scope 1-2-3
Mit Scope 1 werden die direkten Emissionen des Unternehmens bzw. des Standorts bezeichnet. Scope 2 sind die mittelbaren Emissionen durch den Energiebezug, insbesondere durch den Bezug von elektrischer Energie. Am schwierigsten ist die Ermittlung der Scope 3-Emissionen, denn sie umfassen alles sonstige Beiträge, auf die das Unternehmen Einfluss hat: der Bezug von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen in der Lieferkette (Scope 3 "upstream"), Transporte z. B. in der Distribution oder Geschäftsreisen, aber auch Emissionen bei der Nutzung oder Entsorgung der Produkte ("downstream"). Die Downstream-Emissionen sind besonders schwer zu ermitteln, denn sie erfolgen erst in der Zukunft nach dem Verkauf der Produkte an den Kunden. Ihre Ermittlung – oder genauer Schätzung – ist deshalb sehr ungenau und wird bei Unternehmensbilanzen meistens weggelassen. Trotzdem können Hersteller von Produkten einen entscheidenden Einfluss auf die Nutzungs- und Entsorgungsphase haben. Solche Aspekte sind besser mit einer Produktbilanz (s. o.) zu erfassen und zu analysieren. Höchstens im Rahmen einer Hot-Spot-Analyse macht die Berücksichtigung der Downstream-Emissionen bei Unternehmensbilanzen Sinn.