Prof. Dr. Ronald Gleich, Sebastian Künkele
Zusammenfassung
- Benchmarking ist ein kontinuierlicher und systematischer Prozess, der es Unternehmen ermöglicht, ihre Leistung durch den Vergleich mit dem Best Practice der Branche zu verbessern. Es fördert eine Kultur der kontinuierlichen Optimierung und bietet eine fundierte Basis für strategische Entscheidungen und die Zuweisung von Ressourcen.
- Die Wittenstein SE nutzt Benchmarking auf verschiedenen Ebenen, um die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der Prozess umfasst die Identifikation relevanter Benchmark-Unternehmen, die regelmäßige Überprüfung der Leistungskennzahlen und die Integration der Ergebnisse in die Unternehmenssteuerung.
- Die Härtegradlogik bei Wittenstein ist ein Instrument zur strukturierten Umsetzung und Überwachung von Maßnahmen. Sie umfasst fünf Fortschrittsstufen von der Ideengenerierung bis zur vollständigen Umsetzung. Dieses Tool schafft Transparenz und Verbindlichkeit, ermöglicht eine proaktive Reaktion auf Abweichungen und trägt zur langfristigen Leistungssteigerung und Wettbewerbsfähigkeit bei.
1 Moderne Planung benötigt marktorientierten Input
Die Anpassungsfähigkeit an sich schnell ändernde Marktbedingungen in der dynamischen Geschäftswelt ist unerlässlich für den Unternehmenserfolg. Hier spielt Benchmarking eine entscheidende Rolle im Performance Management, da es Unternehmen nicht nur ermöglicht, ihre Performance an den Best Practices der Industrie zu messen, sondern auch über Praxistransfers, d. h. der Nutzung von Ideen anderer Unternehmen, zielgerichtete Verbesserungen zu implementieren.
Benchmarking dient dabei als ein Werkzeug für Unternehmen, um relevante Daten über Industriestandards, Führungspraktiken, eingesetzte Werkzeuge und innovative Ansätze zu sammeln. Diese Informationen sind entscheidend, da sie Führungskräften ermöglichen, realistische, marktorientierte Ziele zu setzen und Strategien zu entwickeln, die über interne Annahmen hinausgehen. Durch den direkten Vergleich mit den Marktführern oder direkten Wettbewerbern können Unternehmen spezifische Bereiche identifizieren, in denen sie hinter ihren Konkurrenten zurückbleiben, und erhalten zudem Impulse, was verändert werden sollte und wie dies umgesetzt werden könnte.
Diese Erkenntnisse sind besonders wertvoll im Planungsprozess, da sie es ermöglichen, fokussierte Initiativen zu entwickeln, die gezielt auf die Schließung möglicher Performancelücken abzielen. Benchmarking fördert damit eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung, indem es regelmäßige Bewertungen und Updates der Unternehmensleistung im Vergleich zu den Branchenbesten abfordert.
Die durch Benchmarking gewonnenen Daten unterstützen strategische Entscheidungen, indem sie eine fundierte Basis für die Wahl von Prioritäten, konzeptionellen Lösungen und/oder die Zuweisung von Ressourcen bieten. Sie helfen Entscheidungsträgern, Investitionen in Bereiche zu lenken, die den größten Einfluss auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und die Erreichung von Unternehmenszielen haben.
Um Benchmarking effektiv in den Planungsprozess zu integrieren, sind von Unternehmen folgende Schritte zu berücksichtigen:
- Identifikation und Auswahl relevanter Benchmarking-Partner
- Auswahl der Benchmarkingobjekte (z. B. Funktionsbereiche oder Prozesse)
- Regelmäßige Überprüfung und detaillierte Analyse der Benchmarking-Daten
- Systematische Integration der Benchmarking-Ergebnisse in den gesamten Planungsprozess
Durch die Integration von Benchmarking in den Planungsprozess können Unternehmen eine robustere Strategie entwickeln, die auf soliden Daten und realen Markteinblicken basiert. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit, sondern auch zu einer größeren Agilität in der Reaktion auf externe Veränderungen.
Nachfolgend wird in Kapitel 2 zunächst aufgezeigt, wie Benchmarking in seiner Idealausprägung durchgeführt werden sollte, bevor in Kapitel 3 skizziert wird, wie die Wittenstein SE Benchmarking in seine jährlichen Planungsaktivitäten einbindet.
2 Benchmarking
Obwohl es keine einheitliche Definition für die Methode des Benchmarkings gibt, werden in der Literatur wiederholt bestimmte Merkmale hervorgehoben. Benchmarking lässt sich daher wie folgt beschreiben:
Benchmarking ist ein kontinuierlicher und systematischer Prozess, der sich durch einen Vergleich, entweder intern oder mit anderen Unternehmen, auszeichnet. Dabei analysiert ein Unternehmen zunächst die eigenen Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen und gleicht sie anschließend mit einem Vergleichsmaßstab, sogenannten Benchmarks, ab. Bei diesem Prozess werden jene Unternehmen identifiziert, die sich als Best Practices erwiesen haben. Anhand dieser Best Practices lassen sich Aktionen oder Ideen ableiten, die zur Verbesserung der eigenen Aktivitäten und Leistungen beitragen.
Traditionell werden zum Benchmarking 5 Phasen durchgeführt (s. Abb. 1).
Abb. 1: Übersicht über die 5 Phasen des Benchmarkings