Alexander Schlüter, Dipl.-Ing. Rolf Schlüter
Im Folgenden wird erläutert, aus welchem Grund und wie einige der in Kap. 1.2 erläuterten Kennzahlen bei der BVW angewendet werden.
Kennzahlen bedürfen immer der Interpretation
Der Grad der Lagerkapazitätsauslastung ist ein entscheidender Faktor in der (kurzfristigen) Auftragsplanung. In der Datenbank wird täglich der Lagerbestand pro Artikel festgehalten, wodurch Bestandsentwicklungen "Gesamt", pro Warengruppe, Lieferant oder sogar Artikel über einen gewissen Zeitraum dargestellt werden können. Diese Daten ermöglichen dann eine dezidierte Auswertung der Lagerkapazitäten. Der Logistikcontroller kann diese Auswertungen (z. B. Peaks) im Zusammenhang mit bestimmten Aktionen (z. B. Sonderposten) analysieren und daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen und ggf. Maßnahmen ableiten.
Auch bei der Gesamtumschlagshäufigkeit kann für Analysen und Kontrollprozesse auf die Bestandshistorie zurückgegriffen werden. So lässt sich bspw. das besonders essenzielle Verkaufsgeschäft im November und Dezember grafisch aufbereiten und im Zeitablauf mit vorhergegangenen Perioden abbilden. Auch bei dieser Kennzahl ist es die Aufgabe des Controllers, durch Interpretation Prognosen und potenzielle Maßnahmen zu erarbeiten.
Lieferbereitschaftsgrad – die wichtigste Kennzahl für die BVW
Der Lieferbereitschaftsgrad ist für die BVW eine der wichtigsten Kennzahlen, weil im E-Commerce-Geschäft die Online-Händler Lieferversprechen (inkl. Datum) geben. Die BVW hat herausgefunden, dass sich viele Kundenbewertungen meist weniger auf die gelieferte Produktqualität, sondern vielmehr auf die Einhaltung des angegebenen Lieferdatums beziehen. Im Bereich der Unterhaltungsmedien unterscheidet sich das Artikelangebot verschiedener Anbieter nämlich nur hinsichtlich Preis, Verfügbarkeit und Lieferdatum. Die Einhaltung des Lieferdatums schlägt sich entsprechend auch in positiven Kundenbewertungen nieder, was den Lieferbereitschaftsgrad zu einer unverzichtbaren Kennzahl für den Erhalt des wettbewerbsträchtigen Kerngeschäfts macht. Die eingesetzte Software bietet mit der Auswertung zum Lieferbereitschaftsgrad ein wichtiges Instrument zur Überprüfung des Lieferversprechens. Die sich daraus ergebenden Optimierungsmaßnahmen sind bspw. Gespräche mit den Vorlieferanten sowie Anpassungen der Parameter zur Lieferzeitkalkulation. Durch die Verbindung dieser Kennzahl mit der Wiederbeschaffungszeit können sogar Lieferversprechen für Artikel gegeben werden, die nicht auf Lager sind, da so der Zeitraum bis zum Warenausgang errechnet werden kann. Zusätzlich erlaubt der Lieferbereitschaftsgrad Aussagen über die Auslastung der Abteilung "Warenausgang", was einen erheblichen Mehrwert für der Personalplanung bietet.