Ein typischer Fall für eine unterlassene Verbindlichkeitsbuchung sind Bankzinsen. Sie werden oft erst dann gebucht, wenn sie auf dem Kontoauszug der Bank erscheinen. Das kann im Folgemonat oder im Folgequartal sein. Bei öffentlichen Darlehen oder bei Eurokrediten erfolgt die Zinszahlung sogar nur 1-2 mal pro Jahr.
Wenn es sich um größere Zinsbeträge handelt, sollten diese in den jeweiligen Monat – ggf. in ihrer Höhe geschätzt – unterjährig gebucht werden. Bei Zahlung werden Ungenauigkeiten dann wieder ausgeglichen.
Ungenaue Zinszahlungen
Wir nehmen unseren Kontokorrentkredit bei der Bank mit durchschnittlich 120.000 Euro in Anspruch. Der Zinssatz liegt bei 10 %. Wir haben also mit einer jährlichen Zinsbelastung von 12.000 Euro zu rechnen, monatlich somit 1.000 Euro. Die Zinsabrechnung erfolgt vierteljährlich zu Beginn des Folgemonats.
Im April werden also 3.000 Euro Zinsen berechnet, die die ersten drei Monate des Jahres betreffen. Wenn die Zinsen jeweils im Folgequartal gebucht werden, müssen die Monate Januar (für das letzte Quartal des Vorjahres), April, Juli und Oktober die dreifachen Zinsen tragen, während die übrigen Monate "ungeschoren" davonkommen.
Beispiel für falsche Buchungen:
Monat, für den die Zinsen bezahlt werden |
Monat, in dem die Zinsen bezahlt werden |
Monat, auf den die Zinsen gebucht werden |
Dezember 20xx |
Januar 20x1 |
Januar 20x1 |
Januar 20x1 |
April 20x1 |
April 20x1 |
Februar 20x1 |
April 20x1 |
April 20x1 |
März 20x1 |
April 20x1 |
April 20x1 |
April 20x1 |
Juli 20x1 |
Juli 20x1 |
Mai 20x1 |
Juli 20x1 |
Juli 20x1 |
Juni 20x1 |
Juli 20x1 |
Juli 20x1 |
Juli 20x1 |
Oktober 20x1 |
Oktober 20x1 |
August 20x1 |
Oktober 20x1 |
Oktober 20x1 |
September 20x1 |
Oktober 20x1 |
Oktober 20x1 |
Oktober 20x1 |
Januar 20x2 |
Januar 20x2 |
November 20x1 |
Januar 20x2 |
Januar 20x2 |
Dezember 20x1 |
Januar 20x2 |
Januar 20x2 |
Tab. 4: Übersicht Buchungszeitpunkte für Zinsen
Richtig buchen wir in den Monaten Januar, Februar und März eine kostenwirksame Zinsbelastung von je 1.000 Euro. Kommt dann im April die Zinsabrechnung für das erste Quartal, wird nur eine eventuelle Differenz kostenwirksam gebucht.
Geschätzte Höhe der Zinsen für Januar: |
1.000 |
Buchung für Januar: |
1.000 |
Geschätzte Höhe der Zinsen für Februar: |
1.000 |
Buchung für Februar: |
1.000 |
Geschätzte Höhe der Zinsen für März: |
1.000 |
Buchung für März: |
1.000 |
Tatsächliche Höhe lt. Abrechnung 1. Quartal: |
3.100 |
Korrektur im April für 1. Quartal: |
100 |
Geschätzte Höhe der Zinsen April: |
1.000 |
Buchung im April (inkl. Korrektur): |
1.100 |
Bei Annuitätendarlehen enthalten die Raten immer einen Zins- und einen Tilgungsanteil. Die Zinsen stellen Kosten dar, während die Tilgungen die Schulden reduzieren. Diese wichtige Unterscheidung wird oft erst am Jahresende in der Buchhaltung erfasst. Unterjährig wird die gesamte Rate entweder voll in die Zinsen oder voll in die Tilgung gebucht. Im ersten Fall werden die Zinsen zu hoch, im zweiten Fall zu niedrig ausgewiesen.
Annuitätendarlehen: |
100.000 Euro |
Zinssatz p. a.: |
5,0 % |
Anfangstilgung p. a.: |
3,0 % |
Annuität (Kapitaldienst) p. a.: |
8.000 Euro |
Tilgungsverrechnung: |
monatlich |
Laufzeit Beginn: |
01.01.2000 |
Laufzeit: |
ca. 19,5 Jahre |
Der Tilgungsanteil der Rate steigt um den Betrag, um den die Zinsen durch die Reduzierung der Restschuld abnimmt.
Ende 20xx beträgt der Restwert (lt. Bilanz) noch 65.812,76 Euro. Die jährliche Rate für 20x1 beträgt – nach wie vor – 8.000 Euro und teilt sich auf in einen Zinsanteil von 3.161 Euro und einen Tilgungsanteil von 4.839 Euro. Die monatliche Aufteilung ergibt sich aus Tabelle 5.
Rate Datum |
Restwert |
Rate |
Zinssatz |
Zins |
Tilgung |
31.12.20xx |
65.812,76 |
|
|
|
|
31.01.20x1 |
65.418,68 |
666,67 |
5,000 |
272,58 |
394,09 |
28.02.20x1 |
65.022,94 |
666,67 |
5,000 |
270,93 |
395,74 |
31.03.20x1 |
64.625,54 |
666,67 |
5,000 |
269,27 |
397,39 |
30.04.20x1 |
64.226,49 |
666,67 |
5,000 |
267,61 |
399,06 |
31.05.20x1 |
63.825,76 |
666,67 |
5,000 |
265,94 |
400,73 |
30.06.20x1 |
63.423,36 |
666,67 |
5,000 |
264,26 |
402,40 |
31.07.20x1 |
63.019,27 |
666,67 |
5,000 |
262,58 |
404,09 |
31.08.20x1 |
62.613,50 |
666,67 |
5,000 |
260,89 |
405,78 |
30.09.20x1 |
62.206,02 |
666,67 |
5,000 |
259,19 |
407,47 |
31.10.20x1 |
61.796,84 |
666,67 |
5,000 |
257,49 |
409,18 |
30.11.20x1 |
61.385,95 |
666,67 |
5,000 |
255,77 |
410,89 |
31.12.20x1 |
60.973,34 |
666,67 |
5,000 |
254,06 |
412,61 |
Tab. 5: Annuitätendarlehen – monatliche Rate und Tilgungsanteil
Banken und Sparkassen stellen heute i. d. R. Zins- und Tilgungstabellen bzw. – pläne zur Verfügung.
Der Zinsanteil wird als Zinsen (= Aufwand) und der Tilgungsanteil als Verringerung der Restsumme gebucht.
Das Beispiel zeigt, dass die Buchung der gesamten Rate (= 8.000 Euro) entweder nur als Zinsen oder nur als Tilgung zu einer schlechteren bzw. einer besseren Darstellung der Unternehmenssituation führt, als sie tatsächlich ist.