Dr. Peter Müller-Pellet, Dr. Markus Kottbauer
Die Matrix gibt einen umfassenden und raschen Überblick über das bestehende Portfolio und ermöglicht eine Priorisierung bei den Entscheidungen der Ressourcen-Allokationen. In jene Segmente, die im rechten oberen Bereich einsortiert sind (die Segmente S5 und S6 in Abb. 4), sollte am stärksten investiert werden. In den Segmenten, die sich im linken unteren Bereich wiederfinden (S1), ist eine Investition am wenigsten erfolgreich. Diese Segmente sollten abgeschöpft werden, ohne zu investieren. Für diese beiden Portfoliobereiche sind die Entscheidungen durch die Positionierung vorgegeben.
Bei jenen Segmenten, die sich im Mittelfeld (S2, S3 und S4) befinden, ist selektiv zu entscheiden ob eine Investition vorgenommen wird. Bereits aus dem Portfolio ist zu erkennen, dass das Segment S2 einen hohen Umsatz und auch einen hohen relativen Deckungsbeitrag besitzt – nicht geht aus der Matrix hervor, dass es ein Segment ist, das schon länger bedient wird. Ohne die Historie und die Umstände genauer zu kennen, ist eine Empfehlung in diesem "selektiven Bereich" nicht sinnvoll abzugeben. Das Segment S3 ist ebenfalls ein altes Segment und weist inzwischen nur noch einen geringen Umsatz und einen schlechten DB I auf. Geht es nun darum zu entscheiden, ob die beschränkten Ressourcen in S2 oder S3 investiert werden sollen, erscheint es nun (ohne weitere Kriterien zu kennen und zu berücksichtigen) sinnvoll eher in das Segment S2 zu investieren. Durch Berücksichtigung weiterer Informationen könnte jedoch die Entscheidung vielleicht auch umgekehrt ausfallen. Die Investitionen in Segmente im "selektiven Bereich" müssen vor einer Entscheidung ausführlicher abgewogen werden.
Durch die Positionierung der Segmente in der Matrix sind manche Entscheidungen bereits klar bestimmt, nur für Segmente, die im mittleren Bereich positioniert sind, wird noch ein weiterer Diskurs bis zur Entscheidung nötig.
Die McKinsey Matrix ermöglicht eine Systematisierung von Entscheidungen
Obwohl für die Entscheidung, in welche Segmente die existierenden und zukünftigen Ressourcen fließen sollen, viele qualitative und zum Teil nur subjektiv bewertbare Kriterien berücksichtigt werden, ist dadurch eine analytische Vorgehensweise und eine gebotene Rationalität in der Entscheidungsfindung möglich. Es muss also einmal das System festgelegt werden und danach folgen die Entscheidungen dem vorgegebenen Pfad. Das festgelegte System sollte auch ein Ablaufdatum haben, also nach definierten Zeiträumen wieder hinterfragt und bei Bedarf angepasst werden. Die Festlegung auf eine solche Vorgehensweise ermöglicht, nicht jeden Fall individuell betrachten zu müssen. Dadurch gewinnt man wertvolle Zeit – die Diskussionen können sich dann auf jene Fälle beschränken, bei denen auch tatsächlich Bedarf dafür besteht. Viele Entscheidungen werden durch die Festlegung auf die Entscheidungskriterien und deren Gewichtung bereits vorweggenommen. Indem das System (ausgewählte Kriterien, Gewichtung und das Vorgehen bei der Beurteilung) bewusst und auch kollaborativ aufgebaut und regelmäßig hinterfragt wird, erlangt die Entscheidungsfindung ein hohes Maß an Professionalität.