Die Entscheidungs- und auch Ergebnisverantwortung tragen ohne Zweifel die Manager, ganz allgemein die Führungskräfte, der Unternehmen. Wer jedoch ist dafür zuständig, Systeme und Werkzeuge in den Unternehmen zu etablieren, die effektive und effiziente Entscheidungen ermöglichen? Liegt es in der Verantwortung der Controller?
Die International Group of Controlling (IGC) hat erstmals im Jahr 1998 ein Leitbild für die Controller erarbeitet, das im Jahr 2013 zuletzt aktualisiert wurde. Danach ist es die Aufgabe der Controller, einen Managementprozess zu gestalten und auch zu begleiten, der eine zielorientierte Steuerung ermöglicht. Die Controller haben auch die zugrundeliegenden Daten in ihrer Qualität zu sichern und sind für eine entscheidungsrelevante Aufbereitung der Informationen verantwortlich (siehe Abb. 5). Die Entwicklung und die Pflege der Controllingsysteme, die als Grundlage für die Entscheidungen notwendig sind, liegen in der Verantwortung der Controller.
Abb. 5: Abgrenzung der Tätigkeiten von Führungskräften u. Controllern bei der Entscheidungsfindung.
Im Leitbild der Controller von 2002 wurde beschrieben, dass die Controller für die Strategie-, Ergebnis-, Finanz- und Prozesstransparenz Sorge zu tragen haben, wodurch sie zu einer höheren Wirtschaftlichkeit beitragen sollen. Die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens steht also im Vordergrund. In der aktuell gültigen Version von 2013 ist beschrieben, dass die Controller das betriebswirtschaftliche Gewissen des Unternehmens darstellen sollen. Das ist eine ehrenhafte, teilweise sogar eine heldenhafte Aufgabe im Unternehmen, die manchmal sogar einem Kamikaze-Auftrag gleichkommt.
Im aktuellen Leitbild von 2013 steht geschrieben, dass die Controller die Aufgabe haben, dass "... jeder Entscheidungsträger zielorientiert handelt". Konkret heißt das, dass nicht nur die Grundlage geschaffen werden soll, dass das Management ZIELORIENTIERT HANDELN KANN, sondern die Aufgabenstellung ist eine noch größere – die Controller haben dafür zu sorgen, dass auch ZIELORIENTIERT GEHANDELT WIRD.
Im Kampf um die beste Entscheidung
In meiner Rolle als Berater habe ich immer wieder erleben können, wie Controller im Unternehmen teils verbissen für die "richtige" Entscheidung kämpfen, um für das Unternehmen das aus ihrer Sicht Beste zu erreichen. Dies ging teilweise so weit, dass massiv gegen die Meinung des Geschäftsführers oder auch des Eigentümers argumentiert wurde – nicht immer zum Vorteil für die Karriere des Controllers. An solchen Szenen wird deutlich, dass die "richtige" Entscheidung nicht nur aus der betriebswirtschaftlichen Komponente besteht, deren Sichtweise die Controller meist einnehmen.
Für gute Entscheidungen ist es von großem Vorteil, wenn es zugelassen wird, dass intensiv inhaltliche Pro- und Contra-Argumente ausgetauscht werden. Für wichtige Entscheidungen ist dabei grundsätzlich zu empfehlen, verschiedene Sichtweisen in der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen – die Controller haben die Aufgabe die betriebswirtschaftliche Sichtweise einzunehmen.
Abb. 6: Richtige Entscheidungen entstehen im Zusammenwirken von Manager und Controller, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen sind eine bedeutende Voraussetzung
Für die Controller sprechen die Zahlen oft für sich und die zu treffenden Entscheidungen sind für sie offensichtlich, dies gilt jedoch bei weitem nicht für alle Menschen – nur die wenigsten sind zahlenaffin. Die Zahlen verständlich aufzubereiten und richtig zu vermitteln stellt ebenfalls eine wichtige Aufgabe dar; alle an der Entscheidung Beteiligten müssen ein gemeinsames Verständnis erreichen.
Je besser das gegenseitige Verständnis sowie Vertrauen von Manager und Controller ist, desto bessere Entscheidungen können in den Unternehmen getroffen werden (siehe Abb. 6).
Um dieses gegenseitige Verständnis zu erreichen, ist es ratsam, wenn beide Seiten aufeinander zugehen. Die Controller sollten dabei ein gutes Verständnis für das Geschäft des Entscheiders mitbringen. Für die Manager ist es von Bedeutung, die Informationen, die mithilfe der Entscheidungswerkzeuge generiert werden, richtig interpretieren zu können. Je größer das betriebswirtschaftliche Verständnis des Entscheiders ist, desto eher können richtige Entscheidungen abgeleitet werden.
Man kann also feststellen, dass der Internationale Controller Verein, den Controllern die Aufgabe auferlegt, dass in den Unternehmen zielorientiert entschieden wird. Das würde in Konsequenz bedeuten, dass die Controller auch dafür zu sorgen haben, dass ein ganzheitliches Entscheidungssystem aufgebaut und auch gelebt wird. In der Praxis habe ich es jedoch noch nicht erlebt, dass Controller den Auftrag erhalten haben, ein solches Entscheidungssystem mit all den notwendigen Werkzeugen, Prozessen und Strukturen zu etablieren. Immer öfter dürfen wir zwar erleben, dass Controller in ihrer Business-Partner-Rolle Entscheidungssituationen moderieren und auch als Berater des Managements auftreten, für die Verantwortung über das gesam...