Prof. Dr. Reinhold Hölscher
Die Grundtypen der Finanzplanung können anhand der Kriterien Planungshorizont, Planungsebene, Anlass, Vollständigkeit, Erstellungsart, Erstellungszweck, zeitliche Aufeinanderfolge sowie Zusammenhang zu anderen betrieblichen Teilplänen deutlich gemacht werden.
Kriterium |
Gundtypen der Finanzplanung |
Planungshorizont |
Langfristige Finanzplanung Mittelfristige Finanzplanung Kurzfristige Finanzplanung |
Anlass der Planung |
Ordentliche Finanzplanung Außerordentliche Finanzplanung |
Vollständigkeit |
Finanzplanung auf Basis von Totalplänen Finanzplanung auf Basis von Partialplänen |
Erstellungsart |
Originär erstellte Finanzplanungen Derivativ erstellte Finanzplanungen |
Erstellungszweck |
Vorschau-Finanzplanung Vorgabe-Finanzplanung |
Zeitliche Aufeinanderfolge |
Rollende Finanzplanung Sich anschließende Finanzplanung |
Zusammenhang zu anderen betrieblichen Teilplanungen |
Sukzessive Finanzplanung Simultane Finanzplanung |
Tab. 1: Grundtypen der Finanzplanung
Nach der Fristigkeit können kurzfristige, mittelfristige und langfristige Finanzplanungen unterschieden werden. Während kurzfristige Finanzplanungen einen Planungshorizont von einem Monat bis zu zwölf Monaten aufweisen, überdecken mittelfristige Planungen Zeiträume von einem bis zwei Jahren. Langfristige Planungen beziehen sich auf Zeiträume von mehreren Jahren. Kurzfristige Planungen verwenden als Planungseinheit den Tag, die Woche, die Dekade oder den Monat. Demgegenüber legen mittel- und langfristige Planungen regelmäßig als Planungseinheit das Jahr zugrunde.
In Bezug auf den Planungsanlass lässt sich die Finanzplanung in eine ordentliche und eine außerordentliche Planung unterscheiden. Während bei der ordentlichen Finanzplanung normalerweise ein Finanzplan erstellt wird, der die Zahlungsströme des laufenden Leistungserstellungs- und Leistungsverwertungsprozesses beinhaltet, werden diskontinuierlich anfallende Zahlungen, die sich im Rahmen von z. B. Unternehmensgründungen oder Erweiterungsinvestitionen ergeben, oftmals in außerordentlichen Finanzplänen erfasst.
Wird die Finanzplanung nach dem Kriterium der Vollständigkeit differenziert, lassen sich Partial- und Totalfinanzpläne unterscheiden. Im Gegensatz zu Totalfinanzplänen, die sämtliche Zahlungsströme des Unternehmens enthalten, erfassen Partialpläne lediglich spezifische Zahlungen für bestimmte Teilbereiche eines Unternehmens. So kann beispielsweise ein Partialfinanzplan für einen einzelnen Geschäftsbereich oder für eine bestimmte Abteilung aufgestellt werden.
Nach dem Kriterium der zeitlichen Aufeinanderfolge der Finanzpläne können rollende und sich anschließende Finanzpläne unterschieden werden. Bei der rollenden Planung wird jeweils nach Ablauf einer Teilperiode eine neue Planung für den gesamten Planungszeitraum durchgeführt. An die Stelle der abgelaufenen Teilperiode tritt bei der rollenden Planung eine weiter in der Zukunft liegende, bisher nicht berücksichtigte Teilperiode, sodass der Planungszeitraum der Gesamtplanung immer gleich bleibt. Im Gegensatz zur rollenden Finanzplanung verringert sich bei der sich anschließenden Finanzplanung der Planungshorizont im Zeitablauf. Erst nach Ablauf des gesamten Planungszeitraums wird eine neue Finanzplanung für den gesamten Planungszeitraum erstellt.
Die Finanzplanung bildet das Ende eines umfangreichen Planungsprozesses. Im Verlauf dieses Prozesses werden die leistungswirtschaftlichen Vorpläne, wie beispielsweise Beschaffungs-, Produktions-, Absatz-, Investitions- oder Personalplan, mit den finanzwirtschaftlichen Vorplänen, z. B. zur Entwicklung von Eigen- und Fremdkapital, zusammengeführt, wobei bei leistungsfähig ausgebauten Planungssystemen die Vorpläne i. d. R. einerseits in detaillierter Form, andererseits zusammengefasst als Plan-Jahresabschluss vorliegen. Nach dem Kriterium der Erstellungsart können demnach originär und derivativ erstellte Finanzplanungen unterschieden werden. Bei einer originär erstellten Finanzplanung werden die Zahlungsströme unmittelbar aus den Detailangaben der Vorpläne abgeleitet. Diese Vorgehensweise ermöglicht die Erstellung eines detailliert nach Zahlungsarten gegliederten Finanzplanes und findet regelmäßig im Rahmen der kurzfristigen Finanzplanung Anwendung. Im Gegensatz zur originär erstellten Finanzplanung werden bei der derivativ erstellten Finanzplanung die Zahlungsströme lediglich mittelbar aus den Plan-Jahresabschlussangaben abgeleitet. Diese Art der Erstellung wird üblicherweise bei der mittel- und langfristigen Finanzplanung eingesetzt.
Wird das Kriterium des Erstellungszwecks von Finanzplanungen als Unterscheidungsmerkmal herangezogen, kann die Vorschau-Planung von der Vorgabe-Planung getrennt werden. Während der Vorschau-Planung die Aufgabe zukommt, durch einen Blick in die Zukunft Liquiditätsengpässe möglichst frühzeitig zu erkennen, um Korrekturmaßnahmen einzuleiten, liegt die Aufgabe der Vorgabe-Planung in der Erstellung so genannter Finanz-Budgets. Bei einem Finanz-Budget handelt es sich um eine verbindliche Vorgabe, bei der sich z. B. einzelne...