Dipl.-Wirt.-Ing. Claus Michael Wiegels
Gesamtprozess wichtig für Systementscheidung
In den letzten Jahren haben die führenden Anbieter von Konsolidierungs- und Group-Reporting-Lösungen insbesondere in den Ausbau ihrer Systeme zur Abbildung einer integrierten Konzernsteuerung (EPM-Systeme) investiert. Einige Anbieter hatten die rasante Entwicklung dabei nicht mittels eigener Entwicklungen nachvollzogen, sondern haben andere Anbieter übernommen. Dabei hat die Dynamik im Markt auch neuen Anbietern Raum gegeben, sich am Markt zu platzieren. Aktuell stehen bei vielen Anbietern von Konzernsteuerungs- bzw. Konsolidierungssystemen Themen wie Mobile, Cloud und Big Data auf der Agenda.
Bei der Auswahl einer erprobten Standardsoftware für die Konsolidierung geht es heute weniger darum, ob ein System eine Konsolidierung korrekt abbilden kann. Es geht vielmehr darum, wie die Konsolidierung abgebildet wird und wie eine Integration in eine Gesamtarchitektur für die Konzernsteuerung aussehen kann. Erfahrungsgemäß gibt es die im Folgenden dargestellten grundlegenden Strukturierungsmöglichkeiten.
Integrierte vs. modulorientierte Lösungen
Die Lösungen zur Konzernsteuerung kann man vereinfacht in vollständig integrierte Systeme oder modulorientierte Systeme unterscheiden, die individuell für die jeweiligen Kundenanforderungen zusammengeführt werden. Bei den vollständig integrierten Systemen ist der gesamte Prozess zur Konzernsteuerung in einem Modul abgebildet. Hierbei ist zu beachten, dass die Lösungen häufig verschiedene Datenkategorien parallel abbilden und führen können. Im Detail ist der Funktionsumfang im Standard jedoch häufig nicht besonders tief ausgeprägt.
Bei den eher modular aufgebauten Lösungen müssen die einzelnen Komponenten individuell verknüpft werden. Hier ist zum Teil der Funktionsumfang in den Modulen größer als in den integrierten Lösungen. Hinsichtlich der Form der Verknüpfung gibt es wiederum deutliche Unterschiede. Es gibt Systeme, bei denen die Verknüpfung der Module weitgehend über Standardfunktionalitäten erfolgt. Andere müssen über ein weitgehend individuell zu erstellendes Framework vernetzt werden. Die maximale Komplexität wird erreicht, wenn hier Lösungen unterschiedlicher Anbieter über ein individuelles Framework zu verbinden sind.
Die Systeme unterscheiden sich ferner hinsichtlich des Umfangs der abzubildenden Lösungen. Es gibt Systeme, die eher in kleinen bis mittelständischen Konzernen anzutreffen sind, und Systeme, die eher bei großen Konzernen mit eher komplexen Lösungen anzutreffen sind. Ein genaues Kriterium, wann welches System am besten geeignet ist, ist dabei jedoch nicht 100 % verlässlich darstellbar. Hilfreich ist hier ein Blick auf die vollständigen Listen an Referenzen mit vergleichbaren Ansätzen.
Ansätze zur Prozesssteuerung
Die Hersteller der Konsolidierungssysteme bieten i. d. R. alle eine mehr oder weniger ausgeprägte Prozesssteuerung für die Konsolidierung an. Welcher Steuerungsansatz hier am besten zum jeweiligen Konzern passt, ist individuell zu entscheiden. Was an dieser Stelle allgemein unterschieden werden kann, ist, dass es Systeme gibt, in denen der Konsolidierungsprozess jeweils vollständig in einem Schritt ausgeführt wird, sowie Systeme, die dies schrittweise durchführen. Bei den Systemen, die eine schrittweise Abbildung der Konsolidierung im Standard anbieten, handelt es sich typischerweise um vorparametrisierte Lösungen. Der Ansatz, die gesamte Konsolidierung in einem Lauf durchzuführen, ist typisch für regelbasierte Konsolidierungssysteme.
Wie bereits erwähnt, gibt es Konsolidierungssysteme, die im Auslieferungsstandard Konsolidierungsregeln mitliefern, die auf die spezifischen Anforderungen ausgeprägt werden können. In den meisten Fällen sind per "Drag & Drop" nur ein paar Einträge in den Regeldetails anzugeben und die jeweiligen Konten in den Regeln zu hinterlegen.
Regelbasierte Konsolidierungssysteme
Bei den regelbasierten Konsolidierungssystemen handelt es sich um Systeme, bei denen die Regeln mittels einer zum Teil individuellen Programmsprache zu erstellen sind. Um die Einführung zu beschleunigen, gibt es Starter Kits, die von den Herstellern oder Beratern mitgeliefert werden und i. d. R. von der Wartung ausgenommen sind. Bei der Einführung eines entsprechenden Systems dienen diese als Grundlage, um eine maßgeschneiderte individuelle Logik aufzubauen. Damit bieten diese Systeme die höchste Flexibilität, erfordern zugleich allerdings spezifischstes technisches Know-how hinsichtlich der Wartung und Weiterentwicklung der Konsolidierungslogik, welches der Konzern vorhalten muss.
Systemauswahl als Teil des Einführungsprojekts
Bei der Auswahl einer Standard-Softwarelösung für die Konsolidierung ist es zunächst wichtig festzustellen, wofür die Lösung mittelfristig genutzt werden soll. Eine grundlegende Fragestellung ist auch, ob eine eher "schlanke" Konsolidierung für externe Zwecke gewünscht ist oder ob komplexere Strukturen wie z. B. eine Matrixkonsolidierung für die Konzernsteuerung abgebildet werden sollen.
Abb. 6...