Eine nichtrepräsentative Umfrage unter den Teilnehmenden des Fachkreises Agiles Controlling ergab zwar, dass die Mehrzahl agile Methoden häufig im Alltag einsetzt, allerdings liegt der Fokus auf größeren Frameworks wie OKR, Scrum und Kanban. In Bezug auf weniger umfangreiche Methoden wie einzelne Liberating Structures wurde einzig die Arbeitstechnik 1-2-4-all von mehreren Teilnehmenden genannt, die regelmäßig angewendet wird.
In kleineren und größeren Diskussionen mit den Teilnehmenden zeigte sich, dass zwar größtenteils agile Methoden als sinnvoll angesehen werden, es aber einige Herausforderungen bei der Implementierung im (Büro-)Alltag existieren. Die am häufigsten genannten waren:
- Ausstieg aus der eigenen Komfortzone,
- Akzeptanz bei Kolleginnen und Kollegen,
- Aufwand bei der Einführung,
- fehlende Kompetenz bei der Umsetzung,
- (bisher) unklarer Nutzen,
- komplexe Umsetzung bei Umstellung auf New Normal Arbeitsmodelle.
Abb. 3: Herausforderungen bei der Implementierung
Einzelne Lösungsansätze für jede Herausforderungen werden im Detail in den folgenden Abschnitten etwas genauer beleuchtet.
Ausstieg aus der eigenen Komfortzone
In klassischen Methoden wird häufig eine Lösungsfindung und Richtungsvorgabe von oben nach unten vorgegeben, was es einem selbst ermöglicht, eine passivere Rolle einzunehmen. Bei vielen Liberating Structures muss man bereit sein, diese passive Rolle aufzugeben und aktiv an Diskussionen teilzunehmen. Um diesen Wandel bei sich selbst herbeizuführen und sich selbst nicht zu überfordern, sollte man agile Arbeitsmethoden behutsam nach und nach einführen. Dies ermöglicht einen fließenden Übergang von klassischen Methoden hin zu agilen Methoden.
Akzeptanz bei Kolleginnen und Kollegen
Zur Verbesserung der Akzeptanz bei Kolleginnen und Kollegen, insbesondere bei der Erstanwendung von Liberating Structures, ist eine Bereitschaft und Unterstützung des Managements sehr hilfreich. Sollte dies nicht vorhanden sein, kann man versuchen, Verbündete zu gewinnen, die agile Methoden auch gerne einmal ausprobieren möchten. Dies ermöglicht die Erprobung in einer sicheren Umgebung, bevor man auf die Allgemeinheit zu geht.
Aufwand bei der Einführung
Um den Aufwand zu reduzieren, hilft es, sich in ersten Schritten auf vertraute und bereits bekannte agile Methoden zu fokussieren. Auch sollten agile Methoden im kleineren Kreis getestet werden, um die Kompatibilität mit der Unternehmenskultur und mögliche Fallstricke zu identifizieren.
Fehlende Kompetenz bei der Umsetzung
Fehlende Kompetenz in Bezug auf die Einführung und Anwendung von agilen Methoden kann über externe Berater und Coaches eingekauft und kompensiert werden, allerdings verursacht dies zusätzliche Kosten. Eine andere Möglichkeit ist zum Beispiel die aktive Teilnahme in Verbänden und Arbeitsgruppen, die agile Methoden als Schwerpunkt haben, wie den Facharbeitskreis Agiles Controlling. In diesen können agile Methoden nicht nur theoretisch erlernt, sondern auch praktisch angewendet werden.
(Bisher) unklarer Nutzen
Der Matchmaker, wie in Kapitel 2.1 beschrieben, ist sehr hilfreich, um die passende Liberating Structure für das eigene Anliegen auszuwählen. Zudem ist für jede Liberating Structure detailliert beschrieben, welcher Nutzen für welche Problemstellung erzielt werden kann.
Komplexe Umsetzung bei Umstellung auf New Normal Arbeitsmodelle
Die Frage bezüglich verfügbarer Kapazitäten zur Einführung von agilen Methoden muss jedes Unternehmen für sich selbst beantworten. Allerdings werden erfahrungsgemäß nur wenig Ressourcen benötigt, wenn sich auf wenige, einfache Methoden am Anfang fokussiert wird, wie z. B. 1-2-4-all. Eine Indikation, wie man agile Methoden in die Online-Welt transportieren kann, wird in Kapitel 3 gegeben.