2.1 MACC Grundlagen
2.1.1 Für was werden Marginal Abatement Cost Curves verwendet?
Die Vielzahl an Dekarbonisierungoptionen wirft die Frage auf, wie diese Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effektivität und Umsetzbarkeit ausgewählt werden können, um eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Strategie zur Dekarbonisierung zu gestalten.
Genau hier greift das Marginal Abatement Cost Curve (MACC) Framework, um Investitionsentscheidungen zu unterstützen.
Was ist das Marginal Abatment Cost Curve (MACC) Framework?
Das Marginal Abatement Cost Curve (MACC) Framework bewertet und vergleicht verschiedene Dekarbonisierungsmaßnahmen, wobei sowohl die verursachten Kosten als auch die resultierenden finanziellen Vorteile verschiedenster Dekarbonisierungsmaßnahmen berücksichtigt werden.
Die Visualisierung der Reduktionsmaßnahmen ist ein entscheidender Faktor für die Auswahl geeigneter Maßnahmen sowie für die Formulierung effektiver Dekarbonisierungs-Strategien. Das MACC-Framework bietet damit entscheidende Vorteile für Entscheidungsträger im Bereich der Klimawandelbekämpfung und kann Führungskräften helfen, langfristige, nachhaltige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Somit erlaubt die Anwendung des MACC-Frameworks Organisationen, ihren CO2-Fußabdruck effektiv zu minimieren.
Abb. 1: Aufbau der Marginal Abatement Cost Curves (MACC)
2.1.2 Der Aufbau der Marginal Abatement Cost Curves (MACC)
Jede Maßnahme wird in Form eines Rechtecks über oder unter einer horizontalen Achse dargestellt. Dabei gilt:
- Je höher das Kästchen über der horizontalen Achse liegt, desto höher sind die Kosten.
- Je tiefer das Kästchen unter der Achse liegt, desto größer sind die Einsparungen.
- Die Breite des Kästchens gibt das potenzielle Reduktionsvolumen der Maßnahme pro Jahr an, ausgedrückt in t CO2.
- Die Kurvenform entsteht durch die Anordnung der Maßnahmen von den niedrigsten Kosten bzw. höchsten Einsparung auf der linken Seite bis zu den höchsten Kosten auf der rechten Seite.
Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Reduktionsmaßnahmen identifizieren, die langfristig kostengünstiger sein könnten als Offsetting-Maßnahmen. Ebenso können die finanziell vorteilhaftesten Maßnahmen identifiziert werden.
2.2 Anleitung zur Erstellung einer MACC
2.2.1 Schritt 1: Definierung Variablen
Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Dekarbonisierungsprojekts, erfordert die Berücksichtigung zukünftige Preisentwicklungen wie z. B. des Strompreises oder Kraftstoff-Preise. Jedoch ist es eine herausfordernde Aufgabe, diese aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Preisvolatilität vorherzusagen. Insbesondere Strom unterscheidet sich von anderen Gütern. Dies liegt zum einen an der Schwierigkeit, Strom wirtschaftlich zu speichern, und zum anderen an der Notwendigkeit, Erzeugung und Verbrauch ständig auszugleichen, um die Netzstabilität zu gewährleisten und Blackouts zu vermeiden. Dennoch sind Strompreisprognosen trotz dieser Schwierigkeit besonders wichtig für Verbraucher. Insbesondere bei Investitionsentscheidungen in alternative Energiequellen wie z. B. Photovoltaik (PV) ist es wichtig, deren Machbarkeit zu berücksichtigen, die stark von zukünftigen Energiepreisen abhängt.
Belastbare Prognosen (mit verschiedenen Szenarien) sind essentiell
Prognosen beeinflussen strategische Unternehmensentscheidungen hinsichtlich der Umsetzung. Es ist daher unerlässlich, sich bei Investitionsentscheidungen auf belastbare Prognosen zu verlassen, die preisbeeinflussende Faktoren berücksichtigen. Dabei können verschiedene Szenarien definiert werden, um unterschiedliche Eventualitäten abzudecken.
2.2.2 Schritt 2: Net Present Value (NPV) berechnen
Der Net Present Value (NPV) berechnet den Nettobarwert der zukünftigen Cashflows eines Projekts. Ein positiver NPV zeigt an, dass die Vorteile eines Projekts die Kosten überwiegen, während ein negativer NPV das Gegenteil anzeigt. Sowohl CapEx (Investitionskosten) als auch OpEx (Betriebskosten) fließen in die Berechnung ein, zusammen mit einem Diskontsatz, der den Zeitwert des Geldes widerspiegelt. In der Regel verwenden Unternehmen die gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten (WACC) als Diskontsatz, der die Finanzierungskosten eines Unternehmens einschließlich der Zinsen für Schulden und der entgangenen Renditen aus alternativen Investitionen berücksichtigt.
Um den NPV zu berechnen, muss vorerst der kumulierte Cashflow eines Projekts bestimmt werden. Die Berechnung der kumulierten Cashflows erfolgt durch die Relation der Gesamtkosten des Projekts zu den erwarteten Gesamteinsparungen des Projekts. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben, die während des gesamten Lebenszyklus des Projekts auftreten, in die Berechnung einbezogen werden müssen. Daher kann der Cashflow eines Projekts entweder positiv oder negativ ausfallen. Dies ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter den Umsetzungskosten, den erwarteten Einnahmen und den laufenden Betriebsausgaben. Dabei haben die zuvor bestimmten Variablen einen direkten Einfluss auf das Ergebnis des berechneten Cashflows.
Die Berechnung der Gesamtkosteneinsparungen beginnt mit der Erfassung der erzeugten oder eingesparten Kilowattstunden oder des Kraftstoffverbrauchs im Rahmen der jeweiligen Dekarbonisierungsmaßnahmen. An...