Marginal Abatement Cost Curve (MACC): Vorteile und Anwendung
Die Carbon Clock tickt. In den kommenden fünf Jahren ist aller Voraussicht nach das Kohlenstoffbudget erschöpft, welches die Atmosphäre absorbieren kann, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, dem Klimawandel und seinen katastrophalen Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft entgegenzuwirken. Da der private Sektor eine Hauptquelle anthropogener CO₂-Emissionen darstellt, muss gerade hier die Reduzierung der Treibhausgasemissionen signifikant vorangetrieben werden. Jedoch sind bisherige Bemühungen des privaten Sektors, dem Klimawandel entgegenzuwirken, nicht ausreichend, um der Herausforderung gerecht zu werden. Hierbei fällt Unternehmen eine zentrale Rolle zu. Sie sind für den Klimawandel mitverantwortlich und gleichzeitig davon betroffen. Unternehmen sehen sich daher zunehmend dem Druck ausgesetzt, Dekarbonisierungsstrategien zu implementieren, welche die unternehmensbezogenen Emissionen reduzieren. Jedoch existiert keine „One size fits all“-Lösung.
Kosten und Nutzen von Dekarbonisierung messen mit der „Marginal Abatement Cost Curve“
Eine adäquate Dekarbonisierungsstrategie sollte auf den spezifischen Charakteristika und Emissionsschwerpunkten eines jeden Unternehmens basieren. Ein umfassender Vergleich von Dekarbonisierungsoptionen über alle Standorte eines Unternehmens ist daher unerlässlich. Dabei ist im Rahmen der Strategieentwicklung eine Priorisierung von Investitionen in die Dekarbonisierung mit signifikantem Emissionsreduktionspotential erforderlich, unter gleichzeitiger Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit.
Die Vielzahl an Dekarbonisierung-Optionen wirft die Frage auf, wie diese Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effektivität und Umsetzbarkeit ausgewählt werden können. Schließlich soll die Strategie zur Dekarbonisierung ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein.
Genau hier greift das Marginal Abatement Cost Curve (MACC) Framework. Innerhalb des Frameworks werden verschiedene Dekarbonisierungsmaßnahmen bewertet und verglichen, wobei sowohl die verursachten Kosten als auch die resultierenden finanziellen Vorteile berücksichtigt werden.
Die Marginal Abatement Cost (MAC) repräsentiert in diesem Kontext die Kosten zur Reduzierung einer Tonne CO₂-Äquivalente (Euro/t CO2e) und stellt eine Verbindung zwischen dem Net Present Value (NPV) eines Projekts und der potenziellen Emissionsreduktion her. Der NPV ist einen Finanzindikator, welcher den Kapitalwert eines potenziellen Projekts beschreibt. Er gibt Aufschluss darüber, ob eine Investition zu einem positiven Kapitalfluss führt, das heißt, ob sie mehr Geld einbringt, als sie kostet.
Zu diesem Zweck werden die zukünftigen Einnahmen und Ausgaben einer potenziellen Dekarbonisierungsmaßnahme berücksichtigt und ihr Geldwert in der Gegenwart bewertet. Auf diese Weise können beispielsweise Reduktionsmaßnahmen identifiziert werden, die langfristig kostengünstiger sein könnten als Offsetting-Maßnahmen. Ebenso können Maßnahmen identifiziert werden, die durch negative MAC-Werte anzeigen, dass sie zu Nettogewinnen führen, da die abgezinsten Einsparungen die Projektkosten übersteigen.
Hilfe bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen
Die MAC verschiedener Dekarbonisierungsmaßnahmen in Abhängigkeit ihrer jeweiligen Emissionsminderungspotenziale können anschließend auf einer MAC-Kurve visualisiert und verglichen werden. Jede Maßnahme wird in Form eines Rechtecks über oder unter einer horizontalen Achse dargestellt. Dabei gilt: Je höher das Kästchen über der horizontalen Achse liegt, desto höher sind die Kosten. Je tiefer das Kästchen unter der Achse liegt, desto größer sind die Einsparungen. Die Breite des Kästchens gibt das potenzielle Reduktionsvolumen der Maßnahme pro Jahr an, ausgedrückt in t CO2e. Die Kurvenform entsteht durch die Anordnung der Maßnahmen von den niedrigsten Kosten auf der linken Seite bis zu den höchsten Kosten auf der rechten Seite.
Die Visualisierung der Reduktionsmaßnahmen erweist sich folglich als wegweisend für die Auswahl konkreter, geeigneter Maßnahmen sowie für die Formulierung effektiver Dekarbonisierungsstrategien. Das MACC-Framework bietet damit einen substanziellen Vorteil für Entscheidungsträger im Bereich der Klimawandelbekämpfung und kann Führungskräften helfen, langfristige, nachhaltige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Somit erlaubt die Anwendung des MACC-Frameworks Organisationen, ihren CO₂-Fußabdruck effektiv zu minimieren.
Die MACC als Modellrechnung muss regelmäßig angepasst werden
Allerdings können die Genauigkeit und Präzision des MACC-Rahmenwerks durch die Komplexität und Volatilität der Dynamik der realen Welt beeinträchtigt werden. Eine ständige Neubewertung ist somit erforderlich. Die Modularität des Rahmens erlaubt jedoch genau diese Art der Neubewertung und erlaubt zusätzlich die Integration verschiedener Szenarien (zum Beispiel Szenarien der Strompreisentwicklung), um die Profitabilität von Maßnahmen unter verschiedenen Bedingungen zu bewerten. Darüber hinaus ermöglicht seine Anpassungsfähigkeit eine mühelose Aktualisierung und Neubewertung, wenn sich Variablen ändern oder neue Daten verfügbar werden, beispielsweise umfassendere Daten von neuen konkreten Projekt-Angeboten.
Letztendlich muss man jedoch auch darauf hinweisen, dass die Transformation zu einem umfassend nachhaltigen Unternehmen nur gelingen kann, wenn mehr als ausschließlich die Reduktion von Kohlenstoffemissionen erreicht wird. Es erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die die gesamten Umweltauswirkungen des Unternehmens umfasst, einschließlich Wasser-, ökologischer, Abfall- und Biodiversitätsbilanzen.
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Weitere Informationen zur MACC, inklusive einer beispielhaften Berechnung als Excel-Dokument, finden Sie in Kürze im Haufe Sustainability Office.
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