Prof. Dr. Werner Gleißner, Prof. Dr. Robert Rieg
2.1 Anforderungen an eine Unternehmensplanung
Die Diskussion um die Unternehmensplanung kann auf eine lange Historie zurückblicken. Der zentrale Aspekt einer Planung umfasst die Frage der Planungszwecke. Das "Wozu" der Planung kann dabei der Entscheidungsfindung dienen als auch der Verhaltenssteuerung; oft wird in der Praxis beides zugleich angestrebt.
Die Planungsintegration als zweiter Aspekt betrifft die Einbindung der Planung in verschiedene andere Führungsinstrumente und den Führungsregelkreis, als auch die Verbindung verschiedener Teilplanungen, wie der strategischen und operativen Planung.
Bei den Planungsinhalten als dritten Aspekt stehen Überlegungen an, welche Informationen Pläne enthalten sollen. Zur Planerstellung existiert eine sehr große Zahl an Methoden. In den letzten Jahren wurden besonders Methoden zur Berücksichtigung von Chancen und Gefahren (Risiken) in der Planung diskutiert. Die Gestaltung der Planung umfasst die Festlegung von Abläufen (Planungs- und Kontrollprozessen) und Strukturen. Hierzu empfiehlt sich z. B. die Orientierung an der Organisation der Verantwortung in einem Unternehmen als auch die Abbildung der Wertschöpfung des Unternehmens.
Schließlich hängt die Ausprägung der Planung auch von verschiedenen weiteren Faktoren ab. Zu nennen sind insbesondere die Kontextfaktoren Unternehmensgröße, die Management-Philosophie, Branche und Art der Leistungserstellung (Sachgüter, Dienstleistungen).
2.2 Moderne Budgetierung als Ausgangspunkt
In den letzten Jahren hat sich das Konzept der Modernen Budgetierung bewährt. Eine aktuelle Untersuchung zeigt auf, dass Unternehmen, welche mit ihrer Planung zufrieden sind, auch die wichtigen Prinzipien "Einfachheit", "Flexibilität" und "Integration" der Modernen Budgetierung umgesetzt haben.
Ähnliche Ergebnisse liefert auch eine frühere Studie. Die dabei analysierte Stichprobe zeigt Zusammenhänge zwischen der Umsetzung bzw. Berücksichtigung der Prinzipien der Modernen Budgetierung und einer höheren Unternehmensperformance. Je höher der Umsetzungsstand der Prinzipien, desto mehr gehören solche Unternehmen zu "high Performern". Als wesentlicher Treiber für die Realisierung der Prinzipien "Einfachheit", "Flexibilität" und "Integration" wird dabei der Grad der Digitalisierung angesehen, d. h. die Digitalisierung der Budgetierung trägt wesentlich zur technischen möglichen Realisierbarkeit dieser Prinzipien bei.
2.3 Weiterentwicklungen der Modernen Budgetierung
Es zeigt sich allerdings, dass es an manchen Stellen einer Konkretisierung, Aktualisierung und Ergänzung der Modernen Budgetierung bedarf, da insbesondere der Aspekt der Berücksichtigung von Chancen und Risiken bisher zu wenig Beachtung findet. Tab. 1 zeigt im Überblick die Aspekte der Planung und der Modernen Budgetierung und der darauf basierenden und weiterentwickelten Modernen Unternehmensplanung im Vergleich.
Aspekte der Planung |
Prinzipien der Modernen Budgetierung |
Konkretisierung und Erweiterung der Prinzipien durch die Moderne Unternehmensplanung |
Planungszwecke |
Absichten klar machen |
Entscheidungsorientierung (Kap. 3.1) und Ableitung von Zielwerten (Kap. 3.5) |
Planungsintegration |
Integrierte Planung |
(Kap. 3.2) Strategiebasierte, integrierte Planung |
Gestaltung Planungsaufbau und -ablauf |
Wertschöpfung abbilden |
(Kap. 3.3) Maßnahmen als Element der Planung |
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Einfache Planung |
Ebenso |
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Flexible Planung |
(Kap. 3.6) Flexible und agile Planung |
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Organisation abbilden |
Ebenso |
Planungsinhalte |
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(Kap. 3.4) Chancen und Risiken integrieren |
Tab. 1: Aspekte der Planung, Vergleich Moderne Budgetierung und Moderne Unternehmensplanung
Der Ausgangspunkt für die systematische Ableitung von Anforderungen und Eckpunkten der "Modernen Unternehmensplanung" ist dabei, neben den etablierten Prinzipien der Modernen Budgetierung, einfach skizziert:
Ziel der Modernen Unternehmensplanung
Die "Moderne Unternehmensplanung" soll dabei helfen, möglichst effizient den Erfolg des Unternehmens zu verbessern und dabei als Nebenbedingung gesetzliche und regulatorische Verpflichtungen, insbesondere der Sorgfalt, erfüllen.
Die Moderne Unternehmensplanung wählt dabei als Ausgangspunkt die Managemententscheidung, speziell die von Vorstand bzw. Geschäftsführung zu treffenden "unternehmerischen Entscheidungen" (im Sinne § 93 AktG). Denn der Erfolg eines Unternehmens hängt wesentlich davon ab, dass die Unternehmensführung möglichst gut und fundiert vorbereitete Entscheidungen trifft, die den Unternehmenserfolg nachhaltig absichern.
Als wesentlicher Aspekt des Rationalitätssicherungsanspruchs des Controllings im Allgemeinen dient die Unternehmensplanung, um der Bereitstellung der erforderlichen Informationen möglichst fundierte Entscheidungen durch die Unternehmensführung zu ermöglichen. Sie soll darüber hinaus dabei helfen, die durch die Entscheidung beabsichtigten Maßnahmen (oder Projekte) durch Zuordnung von Verantwortlichkeiten und Ressourcen (und damit Budgets) sowie Ziel-...