Chancen und Risiken abstimmen
Um am Ende aber zu wirklich realistischen Ansätzen zu gelangen, sollten Sie immer versuchen, sich so oft wie möglich in die Position eines Produktverantwortlichen hinein zu versetzen. Sie müssen in der Lage sein, seine Sichtweise anzunehmen. Er wird in der Regel eher ein rosigeres Bild von der Zukunft ”seines” Produktes zeichnen, als dies tatsächlich der Fall ist. Ihre Aufgabe ist es deshalb auch, dieses Bild durch kritische Fragen und Anmerkungen so weit zu korrigieren, dass eine unter den herrschenden Bedingungen realistische Betrachtung vorgenommen werden kann. Dazu gehört ebenso, dass Sie ihm aus Ihrer Sicht erkennbare, von ihm bislang nicht beachtete Risiken und deren Auswirkungen auf den Produkterfolg verdeutlichen.
Dies ist u.a. mit Hilfe von Sensitivitätsrechnungen oder Szenarien möglich, wie sie im Excel-Tool auch vorhanden sind.
Gemeinsam mit den Produktmanager müssen Sie dann die Annahmen und Prognosen so lange überdenken und anpassen, bis die Risiken überschaubar sind. Gelingt dies nicht, ist es im Extremfall Ihre Aufgabe als betriebswirtschaftliches Gewissen des Betriebes, eine Empfehlung zur Einstellung der Entwicklung auszusprechen!
Nur so können Sie Ihr Unternehmen in einer solchen Situation vor dauerhaftem Schaden bewahren. Sie sollten dem Produktmanager während dieses Abstimmungsprozesses daher immer wieder klarmachen, dass er und das Unternehmen nur dann Erfolg haben werden, wenn später, wenn das Produkt am Markt platziert wird, die Planzahlen auch eingehalten werden können. Im Fall eines Falles ist es trotz aller Nachteile, die eine ungenaue Planung immer mit sich bringt, günstiger, mit besseren als den geplanten Entwicklungen aufzuwarten, als die Erwartungen ständig nach unten anpassen zu müssen (vgl. Kasten).
Planungsziele
Führen Sie sich immer wieder vor Augen, dass Sie und der Produktmanager möglichst realistisch planen müssen, um
- Ihrer Geschäftsleitung, Kapitalgebern oder möglichen Entwicklungspartnern gegenüber kompetent und glaubwürdig auftreten zu können.
- den Produkterfolg und damit langfristig die Existenz Ihrer Firma nicht zu gefährden.
- die Planzahlen erreichen und Vertrauen aufbauen zu können.
- einen gleichmäßigen Mittel- und Ressourcenverbrauch zu gewährleisten.
- die grundsätzlichen Erfolgschancen Ihres Unternehmens zu erhöhen, indem Sie ständig die unterschiedlichen Szenarien und Abhängigkeiten durchdenken.
Probleme durch falsche Planung
Falsche Planung bzw. die unkritische Übernahme der Planungsdaten dagegen führen zu folgenden Problemen:
- Verlust an Glaubwürdigkeit bei allen Beteiligten.
- Zu optimistische Planung führt zum Aufbau von Kapazitäten und Ressourcen (Personal, Investitionen), die später nicht schnell genug wieder abgebaut werden können. Kapital wird zu schnell aufgebraucht (Burn-Rate).
- Bei zu pessimistischer Planung hingegen können die erforderlichen Ressourcen meist nicht schnell genug aufgebaut werden. U.U. muss auf qualitativ minderwertige Ressourcen zurückgegriffen werden, was zu Fertigungs- und/oder Qualitätsproblemen führen kann.
Und: Eine realistische Planung erhalten Sie nur, wenn Sie die Annahmen und Daten laufend durchdenken, überarbeiten und ggf. anpassen. Dabei ist es erforderlich, dass Sie und Ihre Produktmanager ehrlich zueinander sind. Risiken müssen sofort nach Erkennen offen gelegt werden, um entsprechend reagieren zu können. Ohnehin ist es bei der Planung von Produktneueinführungen häufig notwendig, in regelmäßigen Abständen die getroffenen Annahmen an die tatsächlichen Verhältnisse anzupassen. In der Praxis hat sich, je nach Laufzeit bzw. Lebensdauer des Produkts, eine Überprüfung und Ergänzung im Abstand von 6-12 Monaten bewährt.