Jeder Mensch trifft permanent Entscheidungen. Das gilt sowohl für den privaten Bereich als auch im Beruf und der Öffentlichkeit. Immer dann, wenn andere Menschen oder Organisationen betroffen sind, gibt es die Notwendigkeit, diese Entscheidungen zu begründen. Zumindest in den Unternehmen, in den öffentlichen Verwaltungen oder in der Politik müssen Entscheidungen frei von subjektiven Einflüssen getroffen werden. Dazu werden Gründe für oder gegen jede verfügbare Alternative gesammelt und miteinander verglichen. Anhand dieser Kriterien wird systematisch die Entscheidung vorbereitet.
Die Vergleichbarkeit vieler Kriterien ist gegeben, weil sie in Euro, also in einem Geldwert, dargestellt werden. Preise und Kosten sind die häufigsten Beispiele dafür. Andere Merkmale können sehr einfach durch die Bewertung von Einheiten mit einem Preis in Euro für diese Einheiten dargestellt werden. Viele Kriterien können allerdings nicht mit einer einfachen Umrechnung in Preise oder Kosten ermittelt werden. Diese haben eine qualitative Ausprägung, die aber dennoch in die Entscheidungen einfließen soll.
Bispiel: Dienstreise
Die Entscheidung für eine Dienstreise mit dem Flugzeug oder mit der Bahn ist in Zeiten der Diskussionen um den Klimawandel um ein Kriterium erweitert worden: die CO2-Belastung. Folgende Kriterien werden bei der Entscheidung, ob die Reise von Münster nach Frankfurt mit der Bahn oder dem Flugzeug erfolgen soll, herangezogen:
Kriterium |
Bewertung |
Bemerkung |
Preis |
Kosten für das Bahn- bzw. Flugticket |
direkte Euro-Werte |
Nebenkosten |
Parkgebühren, Taxi, Erstattung Mehrkosten Verpflegung |
direkte Euro-Werte |
Zeit |
Stunden |
Umrechnung der Einheit mit den Stundenkosten |
Bequemlichkeit |
Kofferaufgabe, Sitzplatzwahl, Arbeitsmöglichkeit |
subjektive Einschätzung |
Zuverlässigkeit |
Wahrscheinlichkeit Ausfall, Verspätung |
subjektive Einschätzung im Zusammenhang mit Wichtigkeit |
Umweltgedanke |
CO2-Ausstoss |
objektiver Wert mit subjektiver Bewertung |
Es ist also notwendig, jedes einzelne Kriterium zu bewerten und zu einer Gesamtbewertung zu kommen, um die Entscheidung zu treffen. Dabei gelten folgende Grundsätze:
- Um die notwendige Vergleichbarkeit der einzelnen Alternative zu schaffen, müssen alle Kriterien möglichst in einer gleichen Einheit dargestellt werden. Der Euro dient hier zur Umrechnung unterschiedlicher Merkmale in eine vergleichbare Einheit. Qualitative Merkmalsausprägungen müssen also in einen Euro-Wert überführt werden. Es gibt eine Reihe von Kriterien, wo selbst das nicht gelingt. Dann müssen die Alternativen jedoch zumindest in eine nachvollziehbare Rangfolge gebracht werden. Nur so wird die notwendige Vergleichbarkeit erreicht.
- Die Bedeutung vieler Entscheidungen ist sehr groß. Die Auswahl der richtigen Investition z. B. ist für ein Unternehmen ebenso wichtig wie die Wahl der passenden Altersvorsorge für die einzelnen Menschen. Die Entscheider sind sich dieser Bedeutung bewusst und brauchen zur Sicherheit eine solide Informationsbasis. Darin sind auch viele qualitative Kriterien enthalten, die in die Entscheidung einfließen. Zur eigenen Beruhigung werden die Ausprägungen in vergleichbare Werte überführt. Damit das nicht zu subjektiv geschieht, sind objektive Methoden notwendig. Die Sicherheit bei der Entscheidung steigt.
- Unsere Gesellschaft wird derzeit von keiner anderen Entwicklung mehr verändert als der Digitalisierung. Digitalisierung bedeutet die steigende Nutzung digitaler Anwendungen mit einem hohen Grad an Vernetzung. Die notwendige Geschwindigkeit wird auch dadurch erreicht, dass menschliche Entscheider durch autonome Abläufe ersetzt werden. Das kann nur dann erfolgreich sein, wenn qualitative Merkmale so aufbereitet sind, dass sie von einem mathematischen Algorithmus „verstanden“, also genutzt werden können.
Jeder Entscheider berücksichtigt bereits heute qualitative Merkmale der einzelnen Alternativen. Bewusst oder unbewusst fließen sie in das Ergebnis ein. Subjektive Einschätzungen führen nur zufällig zur optimalen Wahl. Die Aufgabe besteht darin, die qualitativen Merkmale objektiv zu bewerten. Dieser Aufwand für den Entscheider schafft aber eine bessere Vergleichbarkeit und erhöht damit die Sicherheit bei der Entscheidung. Gleichzeitig werden viele Vorgänge digitalisierbar, wenn deren Auswirkungen vollständig mathematisch erfasst werden können.