Sowohl bei (Produkt-)Benchmarking als auch bei Target Costing handelt es sich um kontinuierliche und systematische Prozesse. Die nachhaltige Implementierung dieser stellt daher eine laufende Herausforderung dar. Insbesondere im Hinblick auf Systematik, Organisation und Nachhaltigkeit gilt es, erfolgskritische Faktoren zu berücksichtigen.

Stringente Methodik sichert Datenqualität und Akzeptanz

Bei der Systematik der Methoden sollten folgende Punkte besonders beachtet werden:

  • Die Zielmärkte und Zielkunden sollten klar definiert und segmentiert werden. Ist die Strukturierung nicht ausreichend präzise, wird es schwierig sein, aussagekräftige Kundenanforderungen abzuleiten. Im schlimmsten Fall wird das Produkt an den eigentlichen Zielkunden "vorbeientwickelt". Die präzise Kenntnis der Kundenanforderungen ist die Basis für alle "Trade off"-Entscheidungen im Produktkonzept und -design. In Verbindung mit einer transparenten Kalkulation der Funktionskosten können kontroverse Diskussionen über die funktionale Notwendigkeit im Spezifikationsmanagement sachlich geführt werden. Alte Wege können so einfacher verlassen und neue begangen werden.
  • Eine Akzeptanz gegenüber der Vorgehensweise wird erreicht, wenn diese profund ist, professionell moderiert wird und durch eine abgesicherte, quantitative Mess- und Bewertungsmethodik unterstützt wird.

Fehlende Integration in die Systemlandschaft und Unterschätzung des Interdisziplinaritäts-Aspektes waren die in Kapitel 1 herausgearbeiteten Hauptgründe für das Versickern von Target Costing und Produktbenchmarking. An dieser Stelle soll aufgezeigt werden, wie diesen Faktoren entgegengewirkt werden kann.

Prozesse und Daten in bestehende Strukturen integrieren, Schnittstellen standardisieren

Viele Unternehmen schaffen in einzelnen Benchmarking-Projekten einen hohen Nutzen, können die Erfolge aber nicht dauerhaft wiederholen. Die kontinuierliche Komponente wird in diesen Fällen vernachlässigt. Für den kontinuierlichen Einsatz von Target Costing und Produktbenchmarking ist es notwendig, die benötigten Daten und die Prozesse in die bestehende System- bzw. Prozesslandschaft zu integrieren. Auf Basis zahlreicher Beratungsprojekte haben sich folgende Punkte für eine erfolgreiche Integration als besonders wichtig herausgestellt:

  • Um Insellösungen zu vermeiden, sollte das verwendete Kalkulationsschema der Projektarbeit mit dem Rechnungsschema der Produktkostenrechnung des Unternehmens kompatibel sein.
  • Diese Kennzahlen sollten für eine bessere Datenverfügbarkeit zentral im betrieblichen Datenbanksystem vorgehalten werden.
  • Die Kalkulationskompatibilität und die Verfügbarkeit gewährleisten, dass die Zielvorgaben des Target Costing bzw. des Produktbenchmarking auch für die Budgetierung verwendet werden können und damit eine langfristige Verbindlichkeit der Ziele sichergestellt wird.
  • Target Costing bzw. Produktbenchmarking sollten integrale Bestandteile des Produktentstehungsprozesses sein. Nur wenn die Methoden als kontinuierliches Managementsystem verstanden werden, können sie mittel- bis langfristig ihre volle Wirkung entfalten. Es sollte ein schlankes und kontinuierliches Reporting etabliert werden, dass die Aufmerksamkeit der Produktverantwortlichen langfristig aufrechterhält und eine effektive Steuerung erlaubt.

Interdisziplinarität ist erfahrungsgemäß ein sehr wichtiger Faktor für Produktbenchmarking und Target Costing. Die funktionsübergreifende Zusammenarbeit generiert ein hohes Ideen- und Problemlösungspotenzial und fördert, dass die Projektergebnisse einen hohen Grad an Akzeptanz erfahren. Folgende Voraussetzungen begünstigen eine interdisziplinäre Projektarbeit:

  • Das Projekt sollte mit aufgeschlossenen, teamorientierten Mitarbeitern besetzt werden, damit Interdisziplinarität gelebt wird. Aufgeschlossenheit ist für das Produktbenchmarking besonders wichtig, da die Projektteammitglieder eine grundlegende Bereitschaft zum Lernen vom Wettbewerb besitzen sollten.
  • Der Projektleiter sollte durchsetzungsstark und erfahren genug sein, um Interessenkonflikte erfolgreich moderieren und lösen zu können.
  • Das Anreizsystem des Unternehmens sollte Projekterfolge stärker honorieren als den Abteilungserfolg, damit interdisziplinäres Arbeiten gefördert wird. Die Leistungsbeurteilung eines Entwicklers sollte deshalb neben technischen Erfolgen die Erreichung von Kostenzielen bewerten.
  • Ein Erfolgsfaktor für laufende Einzelprojekte sowie für die langfristige Verankerung der Methodik ist die engagierte Unterstützung durch das Top-Management.

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