Gunnar Teich, Jan-Michael Schönebeck
Zusammenfassung
- Die digitale Transformation ist sowohl Notwendigkeit als auch Chance durch die Transformation von Geschäftsmodellen, Prozessen und Tools sowie der Unternehmenskultur.
- "Digitize or die" heißt es nicht umsonst- eine ausbleibende digitale Transformation in der BANI-Welt kann die Existenz von Unternehmen in mehreren Stufen gefährden.
- Ein strukturiertes Vorgehen hilft bei der Bestimmung des Digitalisierungsgrades, berücksichtigt den Unternehmenskontext und unterstützt bei der Identifizierung möglicher Hebel.
- Das Reporting ist ein wesentlicher Enabler und Bestandteil für die digitale Transformation in Unternehmen.
1 Das Unternehmensumfeld als Treiber digitaler Transformation
In einer immer schnelllebigeren, instabileren, und sich wandelnden Umwelt sind die Bedingungen auf den Absatz-, Beschaffungs-, Kapital- und Arbeitsmärkten für Unternehmen immer unvorhersehbarer geworden (BANI – Brittle, Anxious, Non-linear und Incomprehensible – brüchig, ängstlich, nicht-linear und unnachvollziehbar). Gründe dafür liegen unter anderem in den fortschreitenden technologischen Entwicklungen, sich schnell ändernden Kundenbedürfnissen, dem demografischen Wandel und dem daraus folgenden "War for Talents" sowie global-politischen Dynamiken.
CxO Studie bestätigt Bedeutung der digitalen Transformation
Die generelle Wichtigkeit des Themas "Digitale Transformation" von Unternehmen ist klar aus der 2023 erschienenen CxO-Studie von Horvath ableitbar. Die Abfrage der Prioritäten der interviewten CxOs zeigt, dass neben Personalfragestellungen und Cyber Security das Thema der digitalen Transformation zu den Top 3 Prioritäten der befragten CxOs gehört
Unternehmen müssen diesen sich ständig ändernden Umweltbedingungen antizipierend, proaktiv, beweglich und zusammenfassend agiler begegnen, um einerseits ihre Existenz und andererseits nachhaltigen Erfolg zu sichern. Für sie verschiebt sich die digitale Transformation wegen ihrer erheblichen Einflüsse und Auswirkungen somit weg von einer optionalen Handlungsalternative hin zu einer reinen Notwendigkeit, damit wettbewerbsfähig in ihrem Umfeld bleiben, das von Technologie, Innovation und Komplexität geprägt ist. In der Vergangenheit wäre es noch eine Option zur Optimierung gewesen.
Unter gegenwärtigen Bedingungen sind Unternehmen und ihre jeweiligen Bereiche mit der Frage konfrontiert, welchen Reifegrad ihr aktueller Digitalisierungsstand aufweist, welche Chancen und Entwicklungsbedarfe es gibt sowie wie sie diese konkret nutzen und umsetzen sollen. Unternehmen, die noch am Anfang ihrer Überlegungen zur eigenen Digitalisierung stehen, müssen umfangreiche Investitionen in einen ganzheitlichen Digitalisierungsansatz und den entsprechenden Kompetenzaufbau tätigen, um in den nächsten fünf Jahren noch am Markt bestehen und einer schleichenden Existenzgefährdung vorbeugen zu können.
2 Digitale Transformation – Was ist das eigentlich?
Es bedarf einer Bestimmung des Begriffs der digitalen Transformation, da es eine Vielzahl von Definitionen und Interpretationen gibt, die jeweils unterschiedlichen Zwecken dienen. Digitalisierung bedeutet, dass Unternehmen und Organisationen ihre bisher analogen hin zu digitalen/ neuartigen Geschäftsmodelle transformieren.
Ebendiese weisen folgende Kriterien auf:
- Integrierter Einsatz moderner Informations- und Kommunikationssysteme
- Daten als zentraler Bestandteil von Managemententscheidungen bis hin zum Leistungsversprechen
- Optimierte sowie automatisierte End-to-End Prozesse
- Adaption der Unternehmenskultur sowie der Art und Technik der Zusammenarbeit (z. B. New Work)
Der Aufsatzpunkt für ein Zielbild dieser Transformation liegt darin, den Zweck des Unternehmens in Vision und Mission zu hinterfragen und daran anknüpfend die Mitarbeiterentwicklung und den Anspruch, digital zu arbeiten, neu auszurichten. Folglich ist die Bestimmung des notwendigen organisationalen Mindsets eine Voraussetzung, um Strukturen, Prozesse und Systeme zu verändern. Erst eine ganzheitliche und auf das Wesentliche fokussierte Ausrichtung der Organisation in eine einheitliche Richtung bringt die größtmögliche Wirkung durch Automatisierung zum Vorschein. Entsprechende Effekte sind eine verbesserte Informationstransparenz, fundiertere Entscheidungen und die Optimierung von Effektivität und Effizienz in der Organisation.
Die erwähnte ganzheitliche Betrachtung bezieht sich auf sämtliche Elemente eines Geschäftsmodells (siehe Abb. 1):
- Leistungsversprechen/-programm: Unternehmen erweitern ihre Produkte und Dienstleistungen um digitale Services, um ihren Kunden damit einen signifikant höheren Nutzen zu ermöglichen. Im Idealfall ist das gesamte Portfolio als "digitally enabled solution" ausgerichtet und die einzelnen Komponenten sind digital integriert (wie bei Smartphones, Notebooks, Tablets und Wearables mit der Integration von Cloud-Lösungen). Dieses "digitally enabled Portfolio" verändert somit auch die Erlösmodelle (z. B. Software-as-a-Service).
- Interne Geschäftsprozesse: Daten werden entlang der Geschäftsprozesse bei...