Noch vor wenigen Jahren beschränkte sich die Zielsetzung vieler Mobile-Reporting-Projekte darauf, den Trend zu "Mobile" nicht zu verpassen. Häufig wurde eine sehr reduzierte mobile Anwendung konzipiert, in der nur einige ausgewählte Berichte für die mobile Nutzung zur Verfügung standen. Der Fokus lag häufig auf dem Rezipieren von vordefinierten Berichten, ergänzt um limitierte Anpassungsoptionen wie Filter- und Kennzahl-Auswahl. Bearbeitungsoptionen wurden meist vollständig ausgeklammert.
Wenig Mehrwert
Den Nutzern der Mobilanwendung stand also häufig nur eine "Mini-Schnupper-Version" der Reporting-Anwendung zur Verfügung, zumeist ausschließlich für Tablets. Man nahm an, dass es für mobile Anwendungen ausreiche, einen Überblick über eine Datenlage anzubieten. Die Idee, man könne auf einem kleinen Smartphone-Display tatsächlich intensiv mit einem Bericht arbeiten, erschien vielen Stakeholdern noch unrealistisch.
Nutzer jedoch sahen oft keinen Anlass, eine funktional stark eingeschränkte Mobilanwendung zu verwenden, da ihre Alltagsaufgaben oder ihr Informationsbedürfnis die zusätzliche Nutzung der Desktop-Version erforderte. Zu stark vereinfachte Reporting Apps wurden deshalb häufig schon nach kurzer Zeit von den Nutzern ignoriert, die wieder ausschließlich die gewohnte Desktop-Umgebung nutzten. Solche in ihrer Funktionalität stark eingeschränkten Apps erfüllten die Erwartungen der Stakeholder an Nutzungsfrequenz und -intensität nicht.
Verkleinerungen der Desktop-Anwendung häufig unbenutzbar
Alternativ waren auch Lösungen zu finden, die gar nicht ernsthaft für die mobile Nutzung aufbereitet wurden. Statt dessen verkleinerten sie die Desktop-Version auf Tablet- oder Telefongröße, ergänzt durch eine an die mobile Nutzung angepasste Navigations- und Funktionsleiste. Dass daraus kein überragendes Nutzungserlebnis resultierte, muss nicht betont werden:
- Zahlen und Texte waren oft kaum erkennbar.
- Nutzer mussten zwischen Vergrößerung und Überblick hin und her wechseln.
- Es gab nicht genug Platz, um die Bedienelemente mit der Fingerspitze zu treffen.
Reporting Apps, die die Inhalte des Desktops auf die Größe eines Telefons verkleinerten, waren nahezu unbenutzbar.
1.1 Anteil der Nutzung von Mobilgeräten steigt
Mobile Nutzung dominiert
Warum steigen zurzeit die Anforderungen an die User Experience mobiler Reporting-Anwendungen? Wir verbringen immer mehr Zeit mit der Nutzung von Tablets und Smartphones. Betrug im Jahr 2013 der Anteil an der Gesamtnutzungsdauer von Mobilgeräten in Deutschland nur 18 %, so stieg dieser im Jahr 2015 auf 42 % an (s. Abb. 1). Diese Entwicklung hält an und es ist anzunehmen, dass auch bei uns die Mobilnutzung in naher Zukunft höher sein wird als die Nutzung von stationären Geräten.
In den USA betrug der Anteil der mobilen Nutzungsdauer 2015 bereits 62 % (s. Abb. 2). Auch wenn sich beide Statistiken nicht auf Businesskontexte beziehen, so lässt sich doch ableiten, wie die Bedeutung von Mobilgeräten und deren Integration in unseren Alltag zugenommen hat.
Mobile Lösungen essenzieller Teil der Produktpalette
Entsprechend gewichten heute auch Projekt-Stakeholder und Anbieter von Reporting-Lösungen den Mobilbereich nicht mehr als Ergänzung des Desktop-Angebots, sondern als essenziellen Teil der Angebotspalette und sind bereit, mehr Ressourcen für deren Entwicklung zur Verfügung zu stellen.
Abb. 1: Anteil an der Nutzungsdauer (Deutschland, 14- bis 64-Jährige)
Abb. 2: Share of digital media time spent by platform (US, Total Audience)
1.2 Viele privat genutzte Apps sind sehr gut benutzbar
User Experience privat genutzter Apps als Benchmark
Sowohl Nutzer als auch Anbieter kennen Apps mit sehr guter User Experience aus privater Nutzung. Die Messlatte, an der sich Business Apps messen müssen, liegt also sehr hoch. Kennt der Nutzer aus Fitness Apps oder Heizungssteuerungs-Anwendungen perfekte Datenvisualisierungen, dann darf die Reporting App nicht weniger professionell daherkommen.
1.3 Nutzer wollen mehr als Tabellen und Diagramme anschauen
Mobilgerät als Arbeitsmittel
Anbieter haben wahrgenommen, dass es reale Szenarien gibt, in denen Nutzer intensiv mobil arbeiten, zumal die Grenze zwischen mobilem und stationärem Szenario mit einem fragmentierten Geräteangebot und der zunehmenden Nutzung von Mobilgeräten als "Second Screen" auch in Büro-Umgebungen weiter verschwimmt.
Es genügt heute also nicht mehr, irgendeine mobile App anzubieten. Eine Reporting App muss nun einen wirklichen Mehrwert für den Nutzer bieten und sie muss sich anfühlen wie eine "echte" mobile App. Im Idealfall muss sie nicht nur funktionieren, sondern auch begeistern oder zumindest freudvoll zu benutzen sein.