Insgesamt ist beim Management von Reputationsrisiken ein Wahrnehmungsparadoxon festzustellen: Die überwiegende Mehrheit der Risikomanager bewertet eine positive Unternehmensreputation als wichtigen Werttreiber im Unternehmen. Paradoxerweise wird das Risikopotenzial für das eigene Unternehmen aber als eher gering bewertet. Zu den primären Gründen einer Nicht-Berücksichtigung zählen vordergründig die fehlende Möglichkeit der Risikobewertung bzw. -quantifizierung, gefolgt von der fehlenden Möglichkeit einer geeigneten Identifikation. Hier liegen aus Sicht der Autoren die größten Potenziale für eine Weiterentwicklung eines Reputations-Risikomanagements.
Management von Reputationsrisiken als integraler Bestandteil einer guten Corporate Governance
Das Management von Reputationsrisiken sollte in allen Branchen integraler Bestandteil einer guten Corporate Governance sowie eines unternehmensweiten Risikomanagements sein. Dies gilt im Besonderen für die Branchen, deren Geschäftsmodell auf Vertrauen und einer adäquaten Reputation aufbaut (Versicherungen, Banken, Pharmabranche, Markenartikelunternehmen etc.). Ein funktionierendes Qualitätsmanagement, eine hohe Marken- und Mitarbeiterattraktivität aber auch die Aspekte Corporate Social Responsibility und Innovation sind wesentliche Treiber für die Reputation eines Unternehmens.
Letztlich gilt aber immer noch ein simpler Grundsatz: Das Unternehmen sollte sich so im Markt und gegenüber Stakeholdern verhalten, wie es auch selbst behandelt werden möchte. Je stärker allerdings Erwartungen nach außen aufgebaut werden – über Kampagnen und Versprechungen, die dann nicht eingehalten werden können – desto größer wird auch die Lücke zwischen Erwartungshaltung und Aktion. Und genau hier liegt eines der größten Reputationsrisiken.
Und auch das frühzeitige Erkennen zukünftiger Trends und Entwicklungen (bspw. mit Hilfe von Social-Media-Analysen) schafft die Möglichkeit, durch frühe strategische Korrekturen Eskalationen zu reduzieren bzw. zu vermeiden und damit den Unternehmenswert zu schützen. Reputations(risiko)management ist eine Verpflichtung zu einer verantwortungsvollen Kommunikation mit allen Interessengruppen und reflektiert die Unternehmenskultur. Und: Es darf kein opportunistisches Lippenbekenntnis sein. Der deutsche Industrielle, Ingenieur und Erfinder Robert Bosch hatte dies bereits im Jahr 1921 erkannt. "Immer habe ich nach dem Grundsatz gehandelt: Lieber Geld verlieren als Vertrauen. Die Unantastbarkeit meiner Versprechungen, der Glaube an den Wert meiner Ware und an mein Wort standen mir stets höher als ein vorübergehender Gewinn."