Treibhausgase sind mehr als nur CO2. Doch welche Treibhausgase gibt es und wie unterscheidet sich der Unternehmensfußabdruck vom Produktfußabdruck? Mehr dazu erfahren Sie in diesem Kapitel.
2.1 Die verschiedenen Arten von Treibhausgasen
Im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen wir, wenn von Treibhausgasen die Rede ist, von CO2. Es gibt aber weitere klimaschädliche Gase, die teilweise sogar wesentlich gefährlicher sind als CO2. Dank des sogenannten Treibhausgaspotenzials (Global Warming Potential, GWP) ist es möglich, den potenziellen Beitrag eines Stoffes zur Erderwärmung relativ zu Kohlendioxid zu bestimmen und dadurch Treibhausgase miteinander zu vergleichen. In einer Treibhausgasbilanz werden die Emissionen in CO2-Äquivalente umgerechnet und ausgewiesen. In Abb. 1 ist die Zusammensetzung der Treibhausgase ersichtlich.
Abb. 1: Arten von Treibhausgasen
(Quelle: IPCC Report 2014)
2.2 So funktioniert die Methodik der Treibhausgasbilanzierung
Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Arten von Treibhausgasbilanzen unterscheiden:
- Der Unternehmensfußabdruck (Corporate Carbon Footprint, CCF) hilft Unternehmen, das größte Potenzial zur Reduzierung von THG-Emissionen in der gesamten Unternehmenskette zu identifizieren. Er dient zum Nachweis, dass ein Unternehmen insgesamt klimafreundlich produziert und arbeitet. Geltende Normen sind das Greenhouse Gas Protocol (GHG) und DIN EN ISO 14064-1.
- Mit dem Produktfußabdruck (Product Carbon Footprint, PCF) lassen sich Optimierungspotenziale für einzelne Produkte identifizieren und produktspezifische Verbesserungsmaßnahmen einleiten. Er dient zum Nachweis, dass ein bestimmtes Produkt eines Unternehmens eine geringere Auswirkung auf das Klima hat. Anwenden lassen sich die Normen PAS 2050 und DIN EN SIO 14040 u. 14067.
Das GHG und die DIN EN ISO 14064-1 sind einander sehr ähnlich. Beide berücksichtigen alle CO2-Äquivalente.
2.3 Einteilung der Emissionen in 3 Scopes
Die Einteilung der Emissionen erfolgt anhand des GHG in 3 Scopes:
- Scope 1: direkte Emissionen des Unternehmens aus eigenen und kontrollierten Quellen.
- Scope 2: indirekte Emissionen des Unternehmens, welche bei der Erzeugung der vom Unternehmen eingekauften und verbrauchten Energie entstehen. Hierunter fallen Strom, Dampf, Wärme und Kühlung.
- Scope 3: alle restlichen indirekten Emissionen der Wertschöpfungskette eines Unternehmens.
Für einen Unternehmensfußabdruck sind alle Scope 1 und Scope 2 Emissionen zu erfassen. Bei Scope 3 sind nur die Emissionen zu erfassen, die für das Unternehmen wesentlich sind. Die wesentlichen Emissionen sollten im Rahmen eines Workshops ermittelt werden.
Die Rolle der privaten Investitionen
Empfehlenswert ist es hierbei, die Dienstreisen und die Mitarbeiteranfahrten zu betrachten, weil dadurch auch Impulse an die Mitarbeitenden gegeben werden. Oftmals beginnen Mitarbeitende ihre privaten Emissionen zu hinterfragen. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Deutschen liegt übrigens bei 11 Tonnen/Jahr. Für die Erde verträglich wären 1,5 Tonnen/Jahr.
Auch produzierter Abfall und Transport sind Emissionen des Scope 3 mit großen Reduktionspotenzialen, die sehr schnell auch einen finanziellen Impact erzeugen.
Im Gegensatz zum Unternehmensfußabdruck sind beim Produktfußabdruck alle Scope 3 Emissionen zu erfassen. Dies kann eine zeitraubende Aufgabe sein, bei der sehr viel mit Annahmen gerechnet muss. Daher empfiehlt es sich, erst einmal mit dem Unternehmensfußabdruck zu beginnen und dann sukzessive die Scope 3 Emissionen zu analysieren.