Jörgen Erichsen, Dipl.-Betriebsw. Renate Adler
Für Ihr Unternehmen stellt sich immer die Frage: "Bin ich zahlungsfähig?" Können Sie aus Ihren laufenden Einnahmen auch Ihre laufenden Kosten finanzieren? Können Sie Steuer, Miete, Ihre Versicherungen für die nächsten Monate fristgemäß zahlen?
Mit dem Liquiditätsplan ermitteln Sie Ihre Zahlungsfähigkeit für die kommenden 12, besser 24 Monate. Auch wenn Sie viele Aufträge abgearbeitet haben, Ihren Mandanten die Leistungen zeitnah in Rechnung gestellt haben, steht Ihnen das Geld noch nicht zur Verfügung. Bei der Liquidität wirkt Ihr Umsatz erst, wenn das Geld Ihrem Geschäftskonto gutgeschrieben wurde. Stellen Sie in Ihrer Liquiditätsvorschau die zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben für den oben genannten Zeitraum gegenüber. Ihre Liquidität müssen Sie auf den Monat bezogen ermitteln. Denn Sie müssen Monat für Monat zahlungsfähig sein. Als Grundlage dient das vereinbarte Zahlungsziel. Jeder Mandant hat darüber hinaus eine ganz individuelle Zahlungsmoral. Beobachten Sie das Verhalten Ihrer Mandanten und planen Sie Ihre Einzahlungen auf Basis dieser Werte. Gehen Sie im Zweifel davon aus, dass sie nicht immer pünktlich zahlen. Überlegen Sie sich auch, wie Sie säumige Zahler dazu bekommen, schneller zu zahlen, z. B. durch den Aufbau eines mehrstufigen Mahnwesens
Bei Ihren Ausgaben können Sie teilweise selbst beeinflussen, wann Sie diese bezahlen. Für eine langfristige seriöse Zusammenarbeit mit Ihren"Kreditoren"sollten Sie sich aber an die vorgegebenen Zahlungsziele halten. Ist es Ihnen in Einzelfällen nicht möglich, Ihre Rechnungen rechtzeitig zu begleichen, suchen Sie das Gespräch mit dem Lieferanten/Geschäftspartner und vereinbaren einen längeren Zahlungstermin oder auch Ratenzahlungen. Stellen Sie aber unbedingt klar, dass es sich um einen vorübergehenden Engpass handelt, nicht um ein Dauerproblem. Ansonsten riskieren Sie Kundenverluste und dass Lieferanten nur noch gegen Vorkasse aktiv werden – wenn überhaupt.
Bei der Inanspruchnahme von Krediten u. Ä. müssen Sie Ihre Zinsverbindlichkeiten monatsgenau berücksichtigen. Bei einigen Krediten beginnt die Tilgung erst nach Monaten oder Jahren, etwa bei KfW-Darlehen. Die Raten sind hier teilweise viertel- oder halbjährlich fällig. Das ist in den ersten Jahren eine besondere Herausforderung an Ihre Liquidität. Planen Sie in Ihrer Liquiditätsvorschau exakt ein, in welchen Monaten Sie Ihre Kredite in welcher Höhe bedienen müssen.
Nicht nur planen, sondern auch kontrollieren
Führen Sie Ihren Liquiditätsplan im Soll und Ist. Einerseits sehen Sie, wie weit Sie mit Ihren Planungen von der Realität entfernt waren und andererseits haben Sie repräsentative Istwerte für die nächste Liquiditätsvorschau. Planen Sie die Einzahlungen nach dem Vorsichtsprinzip, gehen Sie also tendenziell davon aus, dass sie etwas später erfolgen als es z. B. im Vertrag festgelegt ist. So sind Sie auf der sicheren Seite.
Wo finden Sie die Zahlen für Ihre Liquiditätsvorschau?
- In Verträgen (Miete, Kredit, Leasing, Mitarbeiter …)
- Offenen Eingangsrechnungen
- Offenen Ausgangsrechnungen
- Kontokorrentkredit
- Welche eigenen Reserven können Sie einbringen
- Geschäftskonten
Die Checkliste "Liquiditätsplan" hilft Ihnen dabei.
Was können Sie bei drohender Unterdeckung selbst tun?
- Mit Mandanten kürzere Zahlungsziele vereinbaren
- An- oder Teilzahlungen vereinbaren
- Kontokorrentkredit aufstocken oder mehr Eigenmittel einsetzen
- Forderungsmanagement verbessern, z. B. Mahnwesen, Bonitätsprüfungen, Inkassounternehmen
- Gespräch mit Lieferanten, um Zahlungen zu verschieben (Wichtig: Immer ausdrücklich mit dem Hinweis, dass es sich um ein temporäres Problem handelt. Sonst gefährden Sie u. U. die künftige Zusammenarbeit, wenn ein Anbieter davon ausgeht, dass Sie grundlegende Problemen haben).
- Beteiligungskapital besorgen
- Verkauf von Forderungen (Factoring, am besten über Verband angehen, z. B. www.factoring.de)
Zeichnet sich bei Ihnen eine Liquiditätskrise ab, sprechen Sie sofort mit Ihrer Hausbank, um eine gemeinsame Lösung zu finden.