Rz. 12
Eine Grundlage für die Implementierung des Nachhaltigkeitsmanagements ist die Zieldefinition. Ziele legen die Richtung und das Ambitionslevel für die Unternehmensaktivitäten fest und ermöglichen die Überwachung und Steuerung. Sie machen das Nachhaltigkeitsmanagement verbindlich. Die Unternehmensleitung zeigt damit die strategische Ausrichtung und Messbarkeit spezifischer wesentlicher Themen (§ 2 Rz 12 ff.). Damit ergeben sich Chancen, nämlich die Fokussierung auf bestimmte Themen, einfacher den eigenen Beitrag erklären zu können und sich von anderen Unternehmen abzusetzen. Falls Ziele nicht erreicht werden (können) oder sehr frühzeitig übererfüllt werden, sollten Organisationen dazu stehen, es begründen und Wege aufzeigen, wie zukünftig gegengesteuert wird oder anspruchsvollere Ziele gesetzt werden.
Es geht darum, Nachhaltigkeit und ESG in die unternehmerischen Entscheidungen zu integrieren. Neben der kurzfristigen Perspektive sollen die Ziele mittel- und langfristige Perspektiven für das Unternehmen aufzeigen. So können Risiken gemanagt und neue Geschäftsfelder, sei es mit Dienstleistungen oder Produkten, entwickelt werden.
Rz. 13
Eine angemessene Zielformulierung verspricht nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Um nicht unrealistisches Versprechen, sondern erreichbares Ziel zu sein, ist es wichtig, die Aussagen präzise zu formulieren und realistisch einzugrenzen. Ein genaueres, wenn auch kleineres Ziel erhöht die Glaubwürdigkeit erheblich und kann eine handlungsleitende Wirkung entfalten. Außerdem sollten die Ziele so präzise wie möglich und gut verständlich formuliert sein (smart: spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und zeitgebunden). Zu vermeiden sind Präzisierungen in Auslagerungen aus dem Haupttext des Ziels (etwa in Fußnoten), da sie im weiteren Verlauf der Anwendung der Ziele verloren gehen können, nicht mitgelesen werden und sich auch nicht für eine computergestützte Auswertung eignen. Ein Kompromiss kann sein, eine etwas detailliertere und damit längere Zielformulierung zu finden, die möglicherweise mit 1 bis 2 Worten abgekürzt werden kann. Neben der Orientierung nach innen, ist eine Orientierung nach außen, insbes. i. R. v. planetaren Grenzen wichtig.
Exkurs: Sustainable Development Goals (SDGs)
"The 17 Sustainable Development Goals and 169 targets which we are announcing today demonstrate the scale and ambition of this new universal Agenda." Auch privatwirtschaftliche Aktivitäten, wie Investitionen oder Innovation, werden in der Agenda 2030 explizit aufgefordert, zum Erreichen der SDGs (§ 8 Rz 148 ff.) beizutragen.
Die SDGs sind das Beispiel für den Versuch, im globalen Maßstab Nachhaltigkeit zielgerichtet voranzubringen. Globale Ziele, in Kurz- sowie Langform ausformuliert, mit ansprechenden und relativ selbsterklärenden Logos versehen, bringen die Kernaussagen auf den Punkt, werden durch Unterziele präzisiert und mit Indikatoren operationalisiert. Der globale Indikatorrahmen umfasst 231 einzelne Indikatoren.
Für Wirtschaftsakteure stellt sich die Frage nach sinnvollem Engagement: Welche Beiträge in Beziehung zum Kerngeschäft sind im jeweiligen Länderkontext sinnvoll? Unternehmen können Prioritäten bestimmen, wenn sie sich strategisch mit den Zielen, Zielvorgaben und Indikatoren entlang ihrer Wertschöpfungskette auseinandersetzen. Daraus können Handlungen abgeleitet werden, die den Zielen angemessen Rechnung tragen, ohne in simplifizierende Muster zu verfallen. Dazu sollten Unternehmen die Unterziele und Indikatoren der SDGs kennen. Wenn Maßnahmen auf höherer Aggregationsebene, z. B. den 17 Zielen oder deren Kurzform oder gar Symbol, benannt werden, sollte darauf hingewiesen werden, dass der unternehmensspezifische Beitrag unternehmens- oder sektorspezifischen Indikatoren folgt und nicht i. e. S. angerechnet werden kann.