Carmen Auer, Viola Möller
1.4.1 Hintergrund
Rz. 53
Als gemeinnützige Organisation hat es sich die IFRS Foundation bereits vor über 20 Jahren zum Ziel gesetzt, ein einheitliches Paket qualitativ hochwertiger, verständlicher, durchsetzbarer und weltweit anerkannter Rechnungslegungs- und Nachhaltigkeitsstandards zu entwickeln. Als Organ der Stiftung legt das International Accounting Standards Board (IASB) durch die IFRS-Rechnungslegungsstandards fest, wie ein Unternehmen über seine Vermögens-, Finanz- und Ertragslage berichtet.
Rz. 54
Das am 3.11.2021 ebenfalls durch die IFRS Foundation neu geschaffene International Sustainability Standards Board (ISSB) hat im Jahr 2022 in Anlehnung an die Prinzipien der IFRS erstmals einen eigenen einheitlichen Rahmen für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen entwickelt. Dieser soll initial für Umweltbelange, später auch für andere Elemente der nachhaltigen Unternehmensführung definieren, wie ein Unternehmen Informationen zu Klima- und anderen Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) offenlegt. Im Juni 2023 veröffentlichte das ISSB seine ersten beiden IFRS-Nachhaltigkeitsberichtsstandards: IFRS S1 "General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information" und IFRS S2 "Climate-related Disclosures".
Sowohl das CDSB (Rz 1 ff.) als auch die VRF (Rz 97 ff.) sind zum Juni 2022 in das ISSB übergegangen (Rz 5).
In Anbetracht der Dringlichkeit und der Forderung nach einer soliden Grundlage für die Berichterstattung lancierte das ISSB u. a. eine Transition Implementation Group (TIG; siehe zu deren Zusammensetzung Rz 58), die bei der Umsetzung des neuen Rahmens für die Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen soll.
Rz. 55
Ziel ist es, durch einheitliche internationale Standards eine größere Transparenz und somit eine bessere internationale Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeits- und Finanzinformationen zu schaffen. Anhand dieser Informationen können von unterschiedlichen Interessengruppen fundierte wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden, und die Informationslücke an Nachhaltigkeitsinformationen für Kapitalgeber und Unternehmen kann verringert werden.
1.4.2 Organisation und Auftrag des ISSB
Rz. 56
Um anhand des Unternehmenswerts genaue Investitionsentscheidungen treffen zu können, sollen die Vorgaben des ISSB als umfassende und globale Grundlage dienen und so dem Bedarf an transparenten und einheitlichen Nachhaltigkeitsinformationen nachkommen. Durch einen einheitlichen und globalen Basisansatz ist es möglich, eine weltweite Vergleichbarkeit unter Unternehmen zu schaffen, die für Anleger von entscheidender Bedeutung ist. In diesem Licht ist genau zu beobachten, inwiefern die Standards des ISSB mit denen anderer Initiativen, z. B. den ESRS der EFRAG auf europäischer Ebene (§ 9A), korrespondieren werden. Denn Ziel aller Standards ist die Schaffung von Vergleichbarkeit und Transparenz; und dies kann nur dann gelingen, wenn die Unternehmen sich nicht in einem Konglomerat verschiedenster divergierender Standards verlieren. Die Interoperabilität der verschiedenen Standards wird entscheidend dafür sein, eine reibungslose Implementierung zu ermöglichen und die Belastung für multinationale Unternehmen zu minimieren. Nur durch die Harmonisierung der Anforderungen können globale Akteure effizient und konsistent berichten.
Rz. 57
Die Standards IFRS S1 und IFRS S2 sind darauf ausgelegt, Unternehmen zur Offenlegung von Informationen über nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen zusammen mit ihren Finanzberichten zu bewegen. Da in der Finanzberichterstattung die Vorgaben zu spezifischen Daten und deren Qualität deutlich standardisierter sind und bereits mehr als 140 Länder von den Unternehmen verlangen, nach den IFRS-Rechnungslegungsstandards zu berichten, sollen auch Nachhaltigkeitsinformationen mit der gleichen Stringenz und globalen Vergleichbarkeit erstellt werden wie Finanzinformationen. Die neuen Standards bauen auf bestehenden Rahmenwerken wie den TCFD-Empfehlungen und den SASB-Standards auf, um die Anwendung zu erleichtern und die Konsistenz zu gewährleisten.
Rz. 58
Die Transition Implementation Group (TIG) setzt sich aus 17 Mitgliedern und 3 Beobachtern zusammen. Die Mitglieder wurden aufgrund ihrer fundierten technischen Expertise in den Bereichen Nachhaltigkeit und/oder Finanzberichterstattung ausgewählt. Diese Struktur und die internationale Zusammensetzung der TIG sollen sicherstellen, dass die Umsetzung der neuen IFRS-Standards weltweit effizient und einheitlich erfolgt.
Rz. 59
Das ISSB leitete im März 2022 eine Konsultation zu seinen ersten beiden vorgeschlagenen Standards ein. Der Exposure Draft IFRS S1 General Requirements for...