Kim Louisa Dillenberger, Prof. Dr. Ronald Gleich
2.1 BSC und OKR in der Anwendung
Unter den für das Performance Management entwickelten Instrumenten sind die BSC- und mittlerweile die OKR-Methodik am weitesten in der Unternehmensanwendung verbreitet (siehe Abb. 2). Die BSC, so die Ergebnisse der Expertenbefragung, wird dahingehend von 56 % der Unternehmen, OKR von 46 % der Unternehmen genutzt.
BSC und OKR sind strategische Performance Measurement-Instrumente, mit denen Unternehmen ihre Strategie in Ziele und messbare operative Indikatoren zur Zielverfolgung und Erfolgsmessung übersetzen. Die beiden Konzepte fungieren daher als Bindeglied zwischen Strategieentwicklung und operativer Umsetzung.
Abb. 2: Verwendung von Performance Management Instrumenten in der Praxis
Mit der BSC werden die aus der Unternehmensstrategie abgeleiteten Ziele und zugehörige Indikatoren den vier Perspektiven Potenziale, Prozesse, Kunden und Finanzen zugeordnet. Diese dienen als Grundgerüst, um die Ziele in einer Strategy Map in Zusammenhang zu setzen. Die Entscheidung über die Konkretisierung von Zielen entlang der vier Perspektiven trägt dabei sowohl zur Strategieentwicklung als auch zu deren Umsetzung bei. Damit wird die BSC auch als Schnittstelle zwischen Entwicklung und harmonisierter Umsetzung der Unternehmensstrategie betrachtet. In Hinblick auf das in Kapitel 1 skizzierte Weiterentwicklungspotenzial des Performance Measurements eignet sich die BSC durch das Verknüpfen verschiedener Perspektiven, insbesondere für die integrierte Gestaltung des Performance Management.
Angesichts der wachsenden Notwendigkeit agiler Handlungsfähigkeit finden neben der BSC auch OKRs in den letzten Jahren immer größere Anwendung in der Unternehmenspraxis. Die strategischen Ziele (Objectives) mit verbundenen Kernergebnissen (Key Results) werden für einen kurzen Zeitraum von zumeist drei Monaten terminiert. Damit ermöglichen sie eine hohe unternehmerische Anpassungsfähigkeit. Ziele und Maßnahmen können bei Bedarf in wöchentlichen Reviews kurzfristig an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden. Der OKR-Prozess bezieht Mitarbeitende-Teams intensiv in den Zielsetzungsprozess mit ein, was maßgeblich zu höherer Transparenz beiträgt. Damit ermöglicht das OKR-Konzept insbesondere die flexible Gestaltung des Performance Measurements, was in Hinblick auf die genannten Weiterentwicklungsthemen digitale Transformation und Risikomanagement unerlässlich ist.
Ausgehend von dem jeweiligen Beitrag zur Weiterentwicklung des Performance Managements ist es kaum überraschend, dass sich sowohl im Gesamtunternehmen als auch auf Business Unit-Ebene die gemeinsame Anwendung beider Konzepte verbreitet. Jedes fünfte Unternehmen gibt an sowohl BSC als auch OKR zu nutzen.
Im folgenden Abschnitt werden die Unterschiede der OKR und BSC Konzepte herausgearbeitet, um Potenzial für die integrierte Anwendung zu identifizieren.
2.2 Ergänzungspotenzial von BSC und OKR
Während die BSC ein inzwischen in Unternehmen weit verbreitetes Managementinstrument ist, wird in der VUCA-Welt der Bedarf nach agilen und dynamischen Konzepten immer größer. Die BSC orientiert sich am Strategiezyklus und fokussiert langfristige Unternehmensziele (siehe Abb. 3). OKR hingegen terminiert Ziele und deren Erreichung, wie unter 2.1 beschrieben, deutlich kurzfristiger und erlaubt eine flexiblere Anpassung auf die zunehmende Volatilität, Komplexität und Unsicherheit des Unternehmenskontexts, auf Team- oder Mitarbeiterebene. Aus den Unterschieden der beiden Konzepte ergibt sich wertvolles Ergänzungspotenzial.
Abb. 3: Unterschiede der OKR und BSC Konzepte.
In Bezug auf den Zielsetzungsprozess ist in der BSC-Logik grundlegend, dass die Ziele der vier Perspektiven aufeinander aufbauen und eine Ursache-Wirkungskette hin zu den finanziellen Zielen besteht. Dabei stehen quantitative, als KPIs ausgedrückte und realistisch erreichbare Unternehmens- oder Abteilungsziele im Vordergrund. Demgegenüber werden in der OKR-Logik qualitative Ziele auf Teamebene formuliert, die als so genannte "stretch targets" fungieren. Die damit verbundenen Key Results fungieren dabei als messbarer Weg zur Zielerreichung. Bei der OKR-Logik wird von einer monetären Incentivierung abgesehen, der Fokus liegt hingegen auf der Schaffung von Transparenz und Eigenverantwortung im kurzzyklischen Zielsetzungs- und Erreichungsprozess. Demgegenüber stellt die BSC die langfristige Ausrichtung am Strategiezyklus sicher. Somit liegt bei der Anwendung der BSC das Augenmerk auf den langfristig erreichten Resultaten (dem Output), bei OKR hingegen auf dem kurzfristigen Zielerreichungsprozess (dem Input).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die BSC sich am besten eignet für die Strategieentwicklung und die koordinierte Umsetzung der Strategie auf Unternehmensebene, während OKR hervorragend geeignet ist, um Mitarbeitende ei...