Kim Louisa Dillenberger, Prof. Dr. Ronald Gleich
Während BSC und OKR klares Ergänzungspotenzial aufweisen, bringt deren Kombination einige Herausforderungen mit sich. Um das Ergänzungspotenzial tatsächlich heben zu können, müssen Unternehmen zunächst Lösungen für die sich ergebenden Herausforderungen finden.
Beide Konzepte bringen Herausforderungen mit sich, die auch in der Kombination nicht verschwinden. Während die BSC als langfristiges Performance Management System etabliert ist, zeigt sich in der Praxis, dass die Kaskadierung und Operationalisierung der Ziele oft schwierig umzusetzen ist. Die strategieorientierte Zielumsetzung verläuft häufig im Sand. An dieser Stelle lässt sich, wie zuvor beschrieben, zwar die OKR-Methodik aufsetzen, allerdings bringt auch die OKR-Logik ihre Komplexität mit sich. Während sie sich besser eignet, um dem dynamischen Unternehmensumfeld kurzfristig zu begegnen, passt sie häufig (noch) nicht zur Unternehmensrealität. Beispielsweise kann der Ansatz, überambitionierte Ziele zu setzen oder die Incentivierung von der Zielerreichung zu lösen, sich als schwer vereinbar mit der Kultur eines Unternehmens erweisen. Auch der operative Aufwand durch kurze Review-Zyklen ist nicht zu unterschätzen. Letztendlich erfordert die Implementierung von OKR als Performance Management Tool eine umfassende Veränderung in der Arbeitsweise. Ein solch aufwändiger Change-Prozess ist für viele Unternehmen derzeit schlicht nicht realistisch umsetzbar. Gleichzeitig ist die BSC als alleiniges Performance Management Konzept nicht mehr ausreichend, um in der VUCA-Welt bestehen zu können.
So vielversprechend die Kombination der Konzepte auch sein mag, auch die Kombination selbst weist einige "Reibungspunkte" auf. Beispielsweise gibt es Dopplungen am Übergang von BSC und OKR, z. B. in der Maßnahmendefinition. Hier muss geklärt werden, wann und vor welchem Horizont Maßnahmen definiert und mit welcher Ziellogik sie verbunden sind. Darüber hinaus fehlt in der Kombination eine durchgängige Kommunikationskaskade von Definitions- auf Umsetzungsebene. Es besteht das Risiko von Kommunikationsproblemen, wenn die Strategie Top-down nach BSC-Logik definiert und bewertet, aber nach OKR-Logik Bottom-up operationalisiert wird.
Solche Herausforderungen ergeben sich, wenn die Konzepte lediglich "kombiniert", aber nicht sinnvoll "integriert" werden. Ein Modell zur Integration wird im Folgenden aus den Erkenntnissen abgeleitet.