6.1 Zentrale Anlaufstelle für alle Aktivitäten
In der Finanzbuchhaltung laufen alle Aktivitäten der Buchhaltungen zusammen, das ist auch für die Aufgaben mit Verbindung zu den Kriegsgebieten so. Die Bewertungen in der Debitoren-, Kreditoren- und Lagerbuchhaltung beeinflussen die zentralen Konten ebenso wie Abschreibungen in der Anlagenbuchhaltung. Hinzu kommen notwendige Aktivitäten in der Finanzierung und bei der Steuerzahlung, die hier erledigt werden müssen.
6.2 Ausleihungen überprüfen
Gleichgültig ob der Schuldner ganz oder teilweise dem deutschen Unternehmen gehört oder nicht, alle Ausleihungen an Partner in der Ukraine oder in Russland, in Israel, in Gaza oder anderen arabischen Ländern müssen auf den Prüfstand. Eine aktuelle Bewertung wird in vielen Fällen zu einer Wertberichtigung führen, vergleichbar bei den Forderungen in der Debitorenbuchhaltung. Es gibt eine Verbindung zur Einschätzung in der Anlagenbuchhaltung. Ausleihungen an Tochtergesellschaften, die aufgrund der kriegerischen Aktivitäten und der Sanktionen im Wertansatz reduziert wurden, dürften ebenso an Wert verloren haben. Hier muss eine konsistente Argumentation in der Buchhaltung aufgebaut werden.
Hat es Ausleihungen in die umgekehrte Richtung gegeben, also aus dem jetzt vom Krieg betroffenem Ausland an das deutsche Unternehmen, so dürften diese Schulden aktuell ihren Wert behalten, da selbst bei zerstörten Unternehmen Rechtsnachfolger existieren werden. Auch wenn die Rückforderung später kommt, verändert das die Schuldhöhe nicht. Zu prüfen sind in diesen Fällen die Ansprüche des Gläubigers auf Verzinsung während der Zeit, in der die Ausleihung zurückgezahlt werden müsste, bis zur tatsächlich wieder möglichen Zahlung. Maßgeblich dafür ist der individuelle Vertrag, eine rechtliche Einschätzung durch einen Wirtschaftsjuristen ist sinnvoll.
Gegenüber dem Plan wird die Liquidität durch aktuell nicht zurückgezahlten Ausleihungen der Partner belastet, da vorgesehene Tilgungen ausfallen. Ausleihungen an das deutsche Unternehmen, die in der aktuellen Situation nicht zurückgezahlt werden können, entlasten die aktuelle Liquidität. Es muss sichergestellt werden, dass bei plötzlich wieder vorhandener Rückzahlungsmöglichkeit die notwendigen Mittel auch zur Verfügung stehen.
6.3 Hedging: Ein Bankgespräch ist zu empfehlen
Hat das Unternehmen Leistungen verkauft und in der jeweiligen Landeswährung des Empfängers fakturiert, wurde oft ein Sicherungsgeschäft mit der Bank abgeschlossen. Das betrifft vor allem den russischen Rubel. Aufgrund der langjährigen Schwäche der ukrainischen Hrywnja werden die meisten Banken solche Sicherungsgeschäfte für die ukrainische Währung nicht abgeschlossen haben. Es bleiben entsprechende Positionen in russischen Rubel, die in der Buchhaltung offen sind. Geschäfte mit Israel oder den arabischen Gebieten werden meist in US-Dollar abgeschlossen. Insoweit dürfte das übliche Sicherungsgeschäft ausreichend sein. Wurde tatsächlich gegen lokale Währung verkauft, dürfte ein Hedging dieser Werte problematisch sein.
Aufgrund der Sanktionen dürfte es für viele deutsche Unternehmen schwierig sein, zum vereinbarten Zeitpunkt die vereinbarte Summe in der Auslandswährung zu liefern. Da der Rubel seit Kriegsbeginn dramatisch an Wert verloren hat, dürfte die Bank kein großes Interesse an der Erfüllung des Geschäfts haben. Das ist jedoch abhängig von der Art der Refinanzierung der Bank, die eventuell diese Rubel vertraglich an einen Partner liefern muss. Auf jeden Fall sollte in allen Fällen durch ein Gespräch mit der Bank geklärt werden, was auf das Unternehmen zukommt. Negative Auswirkungen sind in die Buchhaltung zu übernehmen, positive nur für die eigene Planung.
Unsicherheit beim Rubel
Der russische Rubel weist eine hohe Unsicherheit auf, nicht nur bezogen auf den Wert. Angesichts der Nutzung wirtschaftlicher Sanktionen auf beiden Seiten des Kriegs als Waffe ist die Handelsfähigkeit stark eingeschränkt. Wie sich diese Situation weiter entwickelt, ist sehr unsicher. Ein Beispiel für mögliche Veränderungen ist die Forderung Russlands, alle Energielieferungen mit Rubel zu bezahlen, nicht mit den vertraglich vereinbarten Währungen, also Euro oder US-Dollar. Wenn Russland dies weiter durchsetzen kann, dürfte das einen wesentlichen Einfluss auf den Wert des russischen Rubels haben. In den jetzt schon fast zwei Jahren des Krieges haben sich Möglichkeiten zur Zahlungsabwicklung gebildet, die für erlaubte Geschäfte in Rubel genutzt werden können. Es ist ratsam, zur Sicherheit eine erfahrene Bank einzubeziehen.
Auswirkungen der Maßnahmen in der Buchhaltung |
Liquidität |
Gewinn |
Steuerzahlungen |
Abwertung der Ausleihungen des Unternehmens |
negativ, da geplante Tilgungen ausbleiben |
negativ |
reduzierend |
Ausleihungen an das deutsche Unternehmen |
positiv, da geplante Tilgungen nicht möglich sind |
keine |
keine |
Bewertung Risiken aus Hedging |
je nach aktuellem Kurs und individuellen Hedgingkonditionen |
negativ, wenn Erfüllung der Hedgingvereinbarungen problematisch |
reduzierend, wenn Erfüllung der Hedgingvereinbarungen problematisch |
6.4 Steuerzahlungen: Bei negativen Auswirkungen Vorauszahlungen herabsetzen lassen
Die Aktivitäten in der Buchhaltung in Zusammenhang m...