2.4.1 Kennzahlen
Hohe Bedeutung von Kennzahlen und Kennzahlensystemen
Kennzahlen und Kennzahlensysteme sowie Indikatoren gelten in allen Funktionsbereichen wie auch für Querschnittsfunktionen als wichtige Steuerungsinstrumente in der betrieblichen Praxis. Kennzahlen verkörpern quantitative Größen, die die Realität komprimiert wiedergeben. Kennzahlensysteme fassen Einzelkennzahlen zu einem System gegenseitig abhängiger und sich ergänzender Größen zusammen. Indikatoren sind indirekte Anzeiger von Entwicklungen. Sie liegen häufig in quantifizierter Form vor, können aber auch als qualitative Einflussfaktoren, wie z. B. Konsumentenstimmungen, auftreten. In Verbindung mit einem betrieblichen Umweltmanagement können Kennzahlen auf der Grundlage der eingesetzten Instrumente und Methoden abgeleitet werden.
Allgemein werden betriebswirtschaftliche Kennzahlen in dreifacher Hinsicht angewendet:
- Als Maßzahlen dienen sie dazu, betriebliche Ist-Vorgänge darzustellen.
- Richtzahlen geben einen Anhaltspunkt für Quervergleiche, z. B. mit dem Branchendurchschnitt.
- Standardzahlen besitzen Vorgabecharakter, d. h., sie stellen Normwerte dar.
Ökologische Kennzahlen
Aussagekräftige ökologische Kennzahlen für das Unternehmen ergeben sich vor allem dann, wenn auf der Basis von Stoff- und Energiebilanzen stofflich-energetische Maßgrößen und Kennzahlen ermittelt werden können. Dementsprechend kann ein relativ einfach aufgebautes Kennzahlensystem zu den folgenden Bereichen entwickelt werden:
- Material,
- Energie,
- Abfall,
- Emissionen in Luft und Wasser.
Für den Materialbereich empfiehlt es sich beispielsweise, folgende Kennzahlen zu bilden,
Stoffeffizienz = |
Stoffinput |
|
Produkt-/Prozessoutput |
wobei für die verschiedenen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe gesonderte Effizienzkennzahlen ermittelt werden können.
Recyclingquote = |
Anteil des recycelten Materials |
|
Gesamtmaterialverbrauch pro Jahr |
Zeit- und Quervergleiche
Die relativen Kennzahlen eignen sich in erster Linie für Zeit- und Quervergleiche. Der eintretende Erfolg in der Reduzierung von Umweltbelastungen wird damit jedoch nicht hinreichend dokumentiert, da Mengenerhöhungen des Outputs Entlastungswirkungen auf die Umwelt kompensieren können. Deshalb ist es erforderlich, neben die relativen Kennzahlen die Entwicklung der absoluten Werte zu stellen. Die Problematik bei der Anwendung solcher Kennzahlensysteme liegt darin, geeignete Richt- und Standardvorgaben zu finden. Für eine umweltorientierte Unternehmensstrategie könnten die Umweltschutzziele darin bestehen, vorhandene bzw. in der Öffentlichkeit diskutierte Grenzwerte um einen bestimmten (erheblichen) Prozentsatz zu unterschreiten, soweit die technischen Möglichkeiten dazu gegeben sind.
2.4.2 Indikatoren
Umweltbezogene Früherkennung
Indikatoren gewinnen vor allem dadurch an Bedeutung, wenn es mit ihnen gelingt, eine umweltbezogene Früherkennung zu bewerkstelligen. Als Informationsquellen sind insbesondere geeignet:
- Gesetzesvorhaben hinsichtlich Luft- und Wasseremissionen, Abfällen, Sondermüll, Gefahrstoffen;
- Stoffdatenbanken sowie Technologie-/Verfahrensdatenbanken für "kritische" Stoffe, Technologien und Verfahren;
- Gespräche mit Experten und Umweltgruppen.
EMAS III als relevante Umweltmanagementnorm
Ende 2009 ist die neue Fassung der EMAS III (Eco Management and Audit Scheme) vom Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union verabschiedet worden. In verschiedenen Abschnitten werden eine Leistungsmessung und eine Berichterstattung auf der Grundlage allgemeiner und branchenspezifischer Leistungsindikatoren gefordert. Dabei sind Angaben zu den Kernindikatoren
- Energieeffizienz,
- Materialeffizienz,
- Wasser,
- Abfall,
- biologische Vielfalt und
- Emissionen
zu machen, und zwar sowohl in absoluten Einheiten als auch in der Relation Input zu Output.