Beim Zeitreihenvergleich werden Waren und Umsätze für jeweils einen bestimmten Zeitraum (Tag, Woche, Monat) ggf. gewichtet gegenübergestellt und der Rohaufschlag ermittelt. Der höchste Rohaufschlag wird als richtig unterstellt und für die Schätzung des Betriebsergebnisses herangezogen.
Zeitreihenvergleich
Der Betriebsprüfer stellt die in der Buchführung bzw. den Aufzeichnungen enthaltenen Umsätze und Wareneinkäufe in einer Tabelle gegenüber:
Periode 1 | Periode 2 | Periode 3 | Periode 4 | Gesamt | |
---|---|---|---|---|---|
Umsatz | 350 | 380 | 500 | 280 | 1.510 |
Wareneinkauf | 100 | 120 | 130 | 100 | 450 |
Rohgewinn | 250 | 260 | 370 | 180 | 1.060 |
Rohaufschlagsatz | 250 % | 217 % | 285 % | 180 % | 236 % |
Insgesamt ergibt sich ein Rohaufschlag von 236 %. Der höchste Rohaufschlag beträgt 285 %.
Beim Zeitreihenvergleich wird unterstellt, dass dieser höchste Aufschlag in allen Perioden erzielt wurde.
Die Schlussfolgerung des Betriebsprüfers führt zu einer Zuschätzung. Berechnung:
Wareneinkauf gesamt | 450 |
maximaler Rohaufschlag | 285 % |
geschätzter Umsatz | 1.731 |
erklärter Umsatz | -1.510 |
Zuschätzung | 221 |
Bei dieser Verprobungs- bzw. Schätzungsmethode ist jedoch Vorsicht geboten. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Einkäufe der richtigen Periode zugerechnet werden, sonst können sich nicht gewollte Ausschläge ergeben und das Ergebnis verfälschen. Vgl. nachfolgendes Beispiel:
Gewogene Werte im ZRV
In jeder Periode kauft der Wirt sonstige Waren für 100 EUR ein, Bier wird nur in der jeweils 4. Periode für 200 EUR angeliefert, die Umsätze sind stabil bei 500 EUR.
Periode | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | Summe |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
WEK divers | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 800 |
WEK Bier | 200 | 200 | 400 | ||||||
WEK gesamt | 100 | 100 | 100 | 300 | 100 | 100 | 100 | 300 | 1200 |
Umsatz | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 4000 |
Rohaufschlag | 400 % | 400 % | 400 % | 67 % | 400 % | 400 % | 400 % | 67 % | 233 % |
Insgesamt ergibt sich ein Rohaufschlag von 233 %. Ohne Berücksichtigung des nur alle 4 Perioden anfallenden Biereinkaufs ergäbe sich ein maximaler Rohaufschlag von 400 %, der ggf. zur Schätzung herangezogen würde.
Hier muss eine Gewichtung oder Verteilung der Kosten für Bier erfolgen:
a) Gewichtung:
Periode | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
WEK divers | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
WEK Bier | 200 | 200 | ||||||
WEK gesamt | 100 | 100 | 100 | 300 | ||||
WEK für 4 Perioden | 600 | 600 | 600 | 600 | 600 | |||
Periodenanzahl | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | |||
Gewichteter Wert | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | |||
Umsatz | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | |||
Rohaufschlag | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % |
Durch Zusammenfassen von jeweils 4 Perioden wird der Biereinkauf egalisiert und die Berechnung liefert den korrekten Rohaufschlag.
b) Auch wenn die Kosten für Bier verteilt werden, kommt man zum richtigen Ergebnis:
Periode | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
WEK divers | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
WEK Bier | 200 | 200 | ||||||
Rückrechnung Bier | -200 | -200 | ||||||
Verteilung der Kosten | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 |
WEK gesamt | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 | 150 |
Umsatz | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 | 500 |
Rohaufschlag | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % | 233 % |
Wichtige BFH-Rechtsprechung:[1]
- Der Zeitreihenvergleich basiert auf der Annahme, dass das Verhältnis zwischen Wareneinsatz und Umsatz relativ konstant ist. Er findet somit bei Saisonbetrieben keine Anwendung.
- Die Betriebsstruktur muss unverändert bleiben.
- Der Zeitreihenvergleich kann gegenüber anderen Methoden nachrangig sein
- Weist die Buchführung nur geringfügige formelle Mängel auf, kann eine Zuschätzung nicht allein auf den Zeitreihenvergleich gestützt werden. Nur wenn Aufschlagskalkulation oder Geldverkehrsrechnung wegen fehlender Mitwirkung des Steuerpflichtigen oder eines zu hohen Grades an Komplexität nicht sinnvoll einsetzbar sind, kann der Zeitreihenvergleich als Anhaltspunkt für die Höhe der Zuschätzung dienen.
- Bei verbleibenden Zweifeln können Sicherheitsabschläge geboten sein; ein Abrunden des Mehrergebnisses reicht nicht.
- Soll ein Zeitreihenvergleich zur Zuschätzung herangezogen werden, muss der Betriebsprüfer die Umschlagshäufigkeit der einzelnen Warengruppen berechnen und auf Plausibilität prüfen.
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